Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
immer zu ihr ins Bett krabbelten. Manchmal wachte sie auf und war komplett in die beiden eingewickelt. Es war nicht der beste Schlaf, den sie auf diese Weise bekam, aber das war egal, denn sie genoss es, die beiden so nah bei sich zu haben.
Sie richtete sich im Sitz auf, als ein dritter Mann mit einem Taxi ankam. Er stieg aus, und das Taxi fuhr weiter. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Mit seinen kurz geschnittenen Haaren ähnelte er den anderen, war aber ein bisschen kleiner und schmächtiger. Die drei sprachen miteinander, dann bekam auch der Neue eine Line und eine Flasche, und schließlich verschwanden sie alle um die Ecke des Hauses.
Liv und Miroslav stiegen aus und sahen sich schnell um, um sicher zu sein, dass nicht noch mehr unterwegs waren. Dann folgten sie ihnen. Im gleichen Moment tauchten Max und Anette aus der entgegengesetzten Richtung auf.
»Sie sind hier reingegangen«, sagte Max und zeigte auf die Rückseite des Gebäudes. Er kannte auch den dritten. Auch er war einer der Unteroffiziersanwärter. Er hieß Joakim und war vor sechs Monaten aus Kandahar zurückgekehrt.
»Ich habe gestern mit ihm gesprochen. Er hat mir erzählt, dass er mitbekommen hat, wie ein paar Männer auf Motorrädern vier afghanischen Mädchen Säure ins Gesicht geschüttet haben, als sie auf dem Weg in die Schule waren. Nur weil sie keine Burka getragen hatten. Joakim und ein Kamerad hatten sie schreiend ins Krankenhaus tragen müssen.«
Eine fensterlose Tür führte sie ins Innere des Hauses. Das Schloss war aufgebrochen worden, und aus dem Holzrahmen ragten Splitter. Liv dachte, dass alles nach einem Einbruch aussah, konnte sich aber in ihren wildesten Fantasien nicht ausmalen, was sie an diesem Ort wollten. Sie gingen hinein und kamen in einen dunklen Personalraum mit Schränken für die persönlichen Sachen, einer Umkleide, einem Aushang mit Dienstplan und Merkblatt, einem alten Computer und einem Tisch mit vier Stühlen, auf dem eine Zeitung lag. Sie gingen in den nächsten Raum weiter. Hier war der Boden gefliest, es gab Kühltheken und Gefrierschränke, und von der Decke hingen Würste. Vom Markt, der hinter den großen Fensterpartien lag, fiel so viel Licht herein, dass man etwas sehen konnte.
Liv schaute Miroslav an.
»Eine Fleischerei?«, flüsterte sie.
Ein Geräusch unterbrach sie. Ein gellender Schrei, der fast von einem Tier hätte sein können. Dann war ein lautes Stöhnen zu hören, gefolgt von einem Rufen. Sie zogen ihre Waffen.
Eine Tür. Liv schaute durch das runde Fenster. Der Raum dahinter hatte eine hohe Decke, Fließen auf dem Boden und an den Wänden, lange Fließbänder und Fleischhaken. In der Nähe der Tür stand eine große Abfalltonne für Fleisch. An den Wänden hingen in einer langen Reihe diverse Äxte und ein Wasserschlauch, um den Boden abzuspülen, wenn der Arbeitstag zu Ende war.
Mitten im Raum auf einem großen Gitterrost standen zwei der Soldaten, denen sie gefolgt waren. Joakim hing einen halben Meter über dem Boden, mit beiden Handgelenken an Fleischhaken gefesselt, so dass seine Arme auseinandergezogen wurden. Sein nackter Oberkörper glänzte vor Schweiß, als Kragen mit einer Bambuspeitsche auf ihn einschlug. Er lächelte und sah aus, als durchzöge ihn ein warmer Schauer der Behaglichkeit. Der andere verpasste ihm einen Schlag mit der Faust in den Magen, ehe er ihm erst ins Gesicht und dann auf die Brust schlug. Er stöhnte, während ihm das Blut in dünnen Streifen über den Bauch lief. Unter dem Kinn war ein Stück Metall befestigt, dessen Enden aus einer Art zweizinkiger Gabel bestanden. Die Metallstange war mit einem Lederriemen um den Nacken befestigt und zwischen Brustbein und Kinn platziert, so dass sich die beiden spitzen Enden tief in die Haut bohrten.
»Heretic’s fork«, flüsterte Max, »ein militärisches Folterinstrument, bei dem das Opfer den Kopf hochhalten muss, damit die Gabeln sich nicht ins Fleisch bohren.«
Christian Kragh hatte die Sporttasche geöffnet und breitete deren Inhalt, einen Hammer, eine Kneifzange, eine Säge und ein Messer auf dem Tisch aus wie ein Koch, der seine Messer bereitlegt, bevor er sich ans Werk macht. Er ließ seine Hand darübergleiten und entschied sich für das Messer. Dann stand er auf, schaute sein Opfer an. Er nahm das Messer ein paarmal von der einen in die andere Hand, als wolle er sein Gewicht und seine Schwere spüren. Seine Macht. MD schaute ihn erwartungsvoll an, und Joakim brüllte aus Leibeskräften. Er
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