Ernährung im Sport
Überlastung im Training steigt die Serumharnstoffkonzentration auf 9 mmol/l an. Bei Extrembelastungen sind Serumharnstoffanstiege zwischen 14-18 mmol/l möglich.
Abb. 3/8.1: Modellvorstellung zur notwendigen Proteinaufnahme im Leistungssport. Werden über 2 g/kg Körpergewicht aufgenommen, dann besteht die Gefahr ihrer energetischen Verwertung (Oxidation) und sie dienen nicht mehr anabolen Prozessen. Modif. nach: TARNOPOLSKY (1999)
Tab. 2/8.1: Aminosäurenveränderungen beim Dreifachlangtriathlon (n = 9). Angaben in μmol/l. Eigene Befunde
* p < 0,05, ** p < 0,01, *** p < 0,001
Bei extremen Langzeitausdauerbelastungen kommt es öfter zu Ödemen an Händen und Füßen (KNECHTLE & BIRCHER, 2005; KNECHTLE, 2008). Die Ursachen werden hauptsächlich in einer belastungsbedingten Proteinmangelsituation (Hypoproteinämie) gesehen. Bei Aufnahme von 4 g/Tag an Proteinkonzentraten während Extremausdauerbelastungen waren die Ödeme vermeidbar (Knechtle & Knechtle, 2006). Wahrscheinlich führt ein Abfall des Albumins im Blut zu einer Abnahme des kolloidosmotischen Drucks und es verbleiben mehr flüssige Blutbestandteile im Gewebe der Kapillarregion.
Glukoneogenese
Die verzweigtkettigen Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin (BCAA) liefern bei der Zuckerneubildung (Glukoneogenese) in der Leber das Stickstoffgerüst für die Pyruvatbildung.
Das Alanin nimmt eine Schlüsselrolle bei der Glukoneogenese ein. Im Zustand des Glykogenmangels trägt Alanin wesentlich zur Glukoseproduktion in der Leber bei und hilft für eine bestimmte Zeit, den Blutzuckerspiegel zu sichern (BROOKS, 1987; WAGENMAKERS, 1998). Zur Synthese von Alanin ist aber Pyruvat erforderlich. Die Aminogruppen für die Alaninbildung liefert das Glutamat. Für die Glutamatbildung ist aber wiederum das Leucin der bedeutende Stickstofflieferant (HOOD & TERJUNG, 1990). Eine Aufnahme von 4-16 g BCAA beim Marathonlauf wirkt leistungsstabilisierend und leistungsfördernd (BLOMSTRAND et al., 1991).
Bei glukoneogenetischen Stoffwechselprozessen ist das Cortisol erhöht, welches ein typisches Langzeitstresshormon ist. Das Cortisol aktiviert die Enzyme der Glukoneogenese und des Energiestoffwechsels bei einem erhöhten Proteinkatabolismus (BLOCK & BUSE, 1990).
Muskelaufbau
Zu den Aminosäuren mit besonderem Einfluss auf den Muskelproteinstoffwechsel gehören Arginin, Ornithin, Glutamin, Tryptophan und die verzweigtkettigen Aminosäuren. Von diesen Aminosäuren ist ein proteinanaboler Effekt belegt oder er wird angenommen. Eine Proteinaufnahme unter 1,5 g/kg pro Tag führte im Ausdauerleistungstraining zu einer negativen Stickstoffbilanz (FRIEDMAN & LEMON, 1989).
Die Steigerung der Muskelkraft bzw. die Muskelhypertrophie hängt entscheidend vom Trainingsinhalt ab. Durch eine gezielte Proteinaufnahme von 1,4-2,0 g/kg pro Tag wird die Zunahme der Muskelkraft gefördert. Für ein betontes Krafttraining und den Muskelaufbau werden mindestens 1,4-1,8 g/kg Körpergewicht pro Tag benötigt. Ausdauerathleten im Freizeitsport, die kein widerstandsbetontes Training ausführen, kommen mit einer Proteinaufnahme von ~ 1,5 g/kg Körpergewicht pro Tag aus. Ältere Sporttreibende über 55 Jahre reagieren besonders positiv bei der zusätzlichen Aufnahme von Proteinen, besonders wenn die BCAA-Menge 6,7 g beträgt und in dieser 2,8 g Leucin enthalten ist (FUJITA & VOLPI, 2006). Demnach scheint der qualitative Aspekt bei der Proteinsupplementation bedeutsamer zu sein als ein Mischprotein.
Zur Sicherung einer erhöhten Proteinzufuhr ist Fleisch auf Dauer ungeeignet, besser sind vorverdaute Proteine (Proteinhydrolysate) oder Aminosäurengemische . Die Aufnahme von Proteinhydrolysaten gegenüber Placebo über 28 Tage verbesserte die Ermüdungsindikatoren und den antioxidativen Status sowie die Aktivität der Zitratsynthase (oxidativer Stoffwechsel). Als Effekt erhöhter Proteinaufnahme war auch eine verminderte Laktatbildung während der Belastung nachweisbar (THOMAS et al., 2007).
Die essenziellen Aminosäuren wirken bevorzugt anabol, wenn die BCAA in einem bestimmten Verhältnis aufgenommen werden; dieses wird gegenwärtig mit etwa 60% Leucin, 20% Valin und 20% Isoleucin angenommen (CALDER, 2006).
Für einen betonten Muskelaufbau (Kraft- und Kraftausdauer) im Leistungstraining wird, neben der normalen Ernährung, empfohlen, zusätzlich 5-20 g/Tag an essenziellen Aminosäuren aufzunehmen. Die Zufuhr der Aminosäuren sollte auch während der Belastung (Training/Wettkampf) erfolgen.
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