Ernährung im Sport
Eine deutlich erniedrigte Serumferritinkonzentration (unter 20 μg/l) ist bei Leistungssportlern auch ein Indikator der L-Carnitinunterversorgung.
Das L-Carnitin fördert den Fettsäurenabbau und spart dadurch Glykogen (CERETELLI & MARCONI, 1990) bei der Belastung.
Die Aufnahme von L-Carnitin ist für den Fettstoffwechsel nützlich, kann ihn aber nicht automatisch steigern. Das ist nur durch Langzeittraining möglich. Die Aufnahme von L-Carnitin soll zu einer Erhöhung der maximalen Sauerstoffaufnahme führen (MARCONI et al., 1985; ANGELLINI et al., 1986; DRAGAN et al., 1987).
Die Erhöhung der Aktivität von Schlüsselenzymen im aeroben Energiestoffwechsel durch L-Carnitin ist muskelbioptisch nachgewiesen. In der Förderung des aeroben Energiedurchsatzes liegt eine Wirkebene des L-Carnitins. Durch die zusätzliche Aufnahme von L-Carnitin nahm der Pyruvatdehydrogenasekomplex (PDHK) in seiner Aktivität in der Muskulatur zu (ARENAS et al., 1991). Zum PDHK-Enzymkomplex gehören Pyruvatdehydrogenase, Lipoamidtransacetylase und Lipoamiddehydrogenase. Damit beeinflusst das L-Carnitin den Flaschenhalsenzymkomplex (PDHK) des aeroben Energiestoffwechsels nachhaltig (NEWSHOLME & LEECH, 1983). Die Oxidation des Pyruvats über den Zitratzyklus wird durch L-Carnitin kontrolliert. Da reichlich verfügbares L-Carnitin zu einer Abnahme des Quotienten Acetyl-CoA/CoA führt, sinkt der anaerobe Energieanteil bei längeren Belastungen und es kommt zur geringeren Laktatbildung. Bei Kurzzeitbelastungen wird jedoch die Glykolyse verstärkt.
Durch die Wirkung auf die Acetylgruppen wird das L-Carnitin zugleich zum Fänger freier Radikale und schützt so Membranen und Zellen vor Zerstörung durch freie Radikale.
Nach derzeitiger Kenntnis ist die membranstabilisierende Eigenschaft des L-Carnitins eine bedeutende biologische Funktion. Das L-Carnitin wird auch in die Reihe wirksamer Immunstimulanzien eingeordnet (UHLENBRUCK & VAN MILL, 1992).
Die vorliegenden wissenschaftlichen Befunde rechtfertigen die zusätzliche Aufnahme von L-Carnitin im Leistungssport ( Tab. 2/8.2 ). Eine direkt leistungssteigernde Wirkung des L-Carnitins ist aber nicht belegt.
Tab. 2/8.2: Indikationen für die L-Carnitinaufnahme im Leistungssport
Funktionssysteme
Wirkung
Fettstoffwechsel
Förderung langkettiger Fettsäurenaufnahme in die Mitochondrien; Abbau von Neutralfetten und Lipoproteinen niedriger Dichte (LDL-Cholesterol) im Blut; allgemeiner Fettabbau.
Aerober Energiestoffwechsel
Steigerung der Pyruvatoxidation (aerober Energiedurchsatz) und der maximalen Sauerstoffaufnahme.
Anaerober Stoffwechsel
Aktivierung des Schlüsselenzyms der Glykolyse (Phosphofruktokinase) bei Kurzzeitbelastungen.
Regeneration
Verkürzung der Regenerationszeit, Schutz vor Übertraining.
Immunsystem
Stärkung der immunologischen Abwehr (Förderung der Phagozytose von Makrophagen und Monozyten).
Muskeldurchblutung
Durchblutungssteigerung.
Zellmembranschutz
Antioxidative Wirkung; Acylgruppen sind Radikalenfänger.
Über den Nutzen der zusätzlichen Aufnahme von L-Carnitin existieren unterschiedliche Meinungen. Die Anwendungspraxis im Leistungssport und der exakte wissenschaftliche Nachweis über den Nutzen einer erhöhten Aufnahme von L-Carnitin stehen im Widerspruch. Muskelbioptische Befunde belegen die Vermutung, dass ein Ausdauertraining, trotz normaler Ernährung, zu einer allmählichen Verminderung der L-Carnitinspeicher im Muskel führen kann. Durch eine regelmäßige L-Carnitinaufnahme kann die Verminderung des Carnitinspeichers im Muskel bei Ausdauerläufern verhindert werden (ARENAS et al., 1991). Falls keine ausreichende L-Carnitinaufnahme erfolgt, ist der muskuläre L-Carnitinspeicher in 50 Tagen zur Hälfte entleert. Die Defizite werden nicht gleich erkannt. Ausdauerläufer hatten einen höheren L-Carnitinverbrauch als Sprinter (ARENAS et al., 1991). Die schnell kontrahierenden Muskelfasern (FTF) nehmen weniger freies L-Carnitin auf als die langsam kontrahierenden Muskelfasern (STF). Die Ausdauersportler haben einen Anteil von 65-80% STF und Sprinter von 20-35% STF. Letztere benötigen keine erhöhte Fettstoffwechselverwertung für ihre Sprintleistungen.
Dosierungsempfehlung
Die Vorstellung, dass durch ein erlaubtes Medikament oder einen Wirkstoff die sportliche Leistungsfähigkeit direkt erhöht werden kann, ist illusorisch. Echte Leistungsverbesserungen sind nur durch Training möglich. Bei regelmäßigen Belastungen von über 15 Stunden/Woche ist eine Supplementation
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