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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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Minuten bist du runter von meinem Gelände!«
    Damit wandte er sich ab und ließ Mahlbrandt einfach stehen. Der war zunächst wie gelähmt, löste sich dann aber aus seiner Erstarrung, rannte Horrenried nach, schloß zu ihm auf und packte ihn an der Schulter.
    »Chef, bitte!«
    Horrenried fuhr herum. »Nimm deine dreckigen Griffel weg!«
    Mahlbrandt bekniete ihn regelrecht. »Das können Sie mit mir doch nicht machen! Ich hab drei Kinder, meine Frau ist arbeitslos, ich hab Schulden auf meinem Häusle. Ich bin eine arme Sau, das wissen Sie doch ganz genau!«
    »Dein Problem.«
    »Herr Horrenried, ich bin auf den Job angewiesen. Ich find doch hier in der Gegend nix anderes.«
    »Des hättest du dir früher überlegen müssen.«
    »Es tut mir ja auch leid. Ich mach’s wieder gut. Bitte, Chef!« Es fehlte nicht viel und Mahlbrandt wäre vor Horrenried wirklich auf die Knie gegangen.
    Doch der herrschte seinen Arbeiter an: »Einen Albert Horrenried bescheißt man nicht, Mahlbrandt, das hättest du wissen müssen. Ich will dich hier nicht mehr sehen!«
    Mahlbrandt sah rot. »Noi, einen Albert Horrenried bescheißt man nicht. Der bescheißt sich selber. Das kann ja koiner besser als der große Albert Horrenried. Weiß ja jeder, wie du’s mit deinem Bruder g’macht hast. Aber natürlich: ’s b’scheiße muß sich lohne! Und bei dir hat sich’s gelohnt! Bei mir net!«
    Albert Horrenried zog eine Axt heraus, die in einem Baumstamm steckte. Seine Stimme war mit einem Mal leise, aber messerscharf. »In zwei Minuten bist du vom Hof, oder ich schlag dich tot.«
    Mahlbrandt wich ein paar Schritte zurück. »Das wird dir noch leid tun! Du Menschenschinder! Du wirst noch amal für alles büßen!«, schrie er außer sich vor Zorn.
    Albert schleuderte wütend die Axt nach Mahlbrandt, aber die Entfernung war inzwischen schon zu groß. Die Axt trudelte dicht vor Mahlbrandts Füßen aus. Einen Augenblick sah es so aus, als wollte sich Mahlbrandt nach ihr bücken und seinerseits auf Horrenried losgehen, aber dann verließ er doch das Gelände. Der Sägewerksbesitzer spuckte aus und ging auf das stattliche Wohnhaus zu, das oberhalb des Sägewerks am Hang stand.
    Aus dem Haus trat Inge Kranzmeier, die Frau, mit der er seit anderthalb Jahren zusammenlebte. Sie war Mitte dreißig, fast so groß wie er selber. Ihre Haare leuchteten rot und fielen in langen Locken bis auf ihre Schultern hinab. Ihre grünen Augen kontrastierten seltsam zu ihren roten Haaren. Albert nannte sie deshalb in den wenigen Momenten, in denen er zärtlich wurde, »meine Hexe«. Sie trug einen kurzen, engen Rock und eine knapp sitzende weiße Bluse. Er mochte es nicht, wenn sie ihre Reize so deutlich zeigte. Tatsächlich hatte sie eine Figur, um die sie jede andere Frau nur beneiden konnte.
    Inge hatte den Streit beobachtet. »Mußte das sein?«, fragte sie.
    »Leider«, sagte Horrenried überraschend sanft. »Wenn man da nicht hart durchgreift, tanzen die einem eines Tages alle auf der Nas’ rum. Gehst noch fort?«
    »Hab ich dir doch gesagt, daß ich noch zu Brigitte gehe.«
    »Das hör ich zum ersten Mal.«
    »Weil du mir nie richtig zuhörst, Schatz... Macht aber nix – schon verziehen...« Sie hauchte ihm einen Kuß auf den Mund und ging zu ihrem Fahrrad, das an einem Holzstoß lehnte. Sie stieg auf und fuhr davon.
    Albert schaute ihr nach und rief: »Wenn’s bei dir später wird, ich geh dann zum Stammtisch.«
    Er war sich nicht sicher, ob sie das noch gehört hatte.
    Inge Kranzmeier radelte Richtung Dorf, bog aber nach ungefähr zwei Kilometern in einen schmalen Waldweg ein.
    Sie stieg ab und schob ihr Fahrrad den Berg hinauf. Es war der gleiche Weg, den eine Stunde zuvor Hannelore und Bienzle gegangen waren.
    Die saßen jetzt in einer kleinen Wirtschaft in einem kleinen Ort und ließen sich die Hausmacherwurst schmecken, die als Spezialität des Wirtes galt. Er war eigentlich Bauer, betrieb die Kneipe nur nebenbei und schlachtete selber. Die beiden tranken einen Apfelmost, den der Wirt ebenfalls selber machte und der auf der Zunge bizzelte wie Sekt – zumindest empfand es Bienzle so, der sein Schwabenland gerne schön redete.
    »An was denkst du?«, fragte Hannelore, die ihn von der Seite beobachtete.
    »Ich hab mir grad überlegt, ob der Gächter den Fall Lohmann zum Abschluß bringen kann.«
    »Ohne dich, meinst du?«, fragte Hannelore ironisch.
    »Na ja, zu zweit sind wir halt meistens doch besser.«

9
    Patrick saß zusammengekauert und verängstigt

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