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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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sich aufgenommen hatte. Zwar redete sie nicht viel über die Zeit, bevor er sie aufgelesen hatte – damals in der kleinen Bar in Stuttgart drin. Sie hatte da bedient und mußte sich von den Männern auf der anderen Seite des Tresens viel gefallen lassen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, verflog aber genauso schnell wieder. Am großen Tor zur Werkhalle stand plötzlich sein Bruder Martin.
    »Was willst denn du?«, herrschte der Sägewerksbesitzer ihn an.
    Martin Horrenried war ein dünner Mann und etwa einen Kopf größer als der Sägewerksbesitzer. Leicht gebeugt stand er im Lichtfeld des großen Tors.
    »Ich würd gern mit dir reden, Albert.«
    »Das beruht aber nicht auf Gegenseitigkeit.«
    »Trotzdem. Bitte!«
    Albert zeigte mit einer herrischen Geste auf den Glaskasten, der an der Stirnseite der Halle in etwa vier Metern Höhe an der Wand klebte wie ein Schwalbennest. Eine schmale Eisentreppe führte zu dem Büro hinauf. »Aber nicht lang!«
    Martin kam zögernd näher, ging an seinem jüngeren Bruder vorbei und stieg die Eisentreppe hinauf. Sein Anzug war abgetragen. Auf den Ellbogen hatte er Lederflecke aufgenäht. Auch seine Schuhe hatten einmal bessere Zeiten gesehen.
    Er blieb mitten in dem Glaskasten stehen und schaute seinen Bruder aus wassergrauen Augen an. »Es fällt mir bestimmt nicht leicht... Aber ich muß dich um etwas bitten.«
    »Um Geld, nehm ich an.«
    »Ja.«
    »Abgelehnt.«
    »Ich bitte ja nicht für mich! Der Winni hat sich übernommen. Zehn- oder auch schon fünftausend Mark würden ihm aus seiner Misere helfen.«
    »Hab ich mir doch gedacht, daß dem seine Werkstatt auf Pump läuft. Jetzt hat er Schulden, und die Gläubiger drücken ihm die Luft ab, was?«
    Martin nickte. »Wenn nix passiert, machen sie ihm noch diesen Monat die Werkstatt dicht.«
    Auf der gegenüberliegenden Seite trat jetzt ein Mann in die Werkhalle: Hans Jochen Schmied, den alle nur Hajo riefen. Er war der Schatzmeister des Jagdvereins Hubertus Heimerbach und der beste Freund des Sägewerksbesitzers Albert Horrenried.
    Alberts Stimme bekam einen triumphierenden Klang. »Einer wie dein Sohn schafft’s so und so nicht. Genauso wenig wie du. Da könnt ich mein Geld auch gleich zum Fenster ’naus schmeißen.«
    »Ich hab dich bisher noch nie um etwas gebeten«, sagte Martin mit gepreßter Stimme.
    »So hättest du’s auch weiter halten sollen.« Der Sägewerksbesitzer trat aus dem Glaskasten und rief zu Hajo Schmied hinunter: »Des muscht du dir amal vorstellen: Will der mich doch tatsächlich anpumpen!«
    Alberts Freund wußte nicht so recht, wie er reagieren sollte.
    Martins Augen wurden schmal. Ein ungeheurer Zorn stieg in ihm auf. Er trat dicht an seinen Bruder heran. »Du kommst noch mal runter von deinem hohen Roß. Und wenn ich dich mit meinen eigenen Händen runterholen muß!«
    Albert winkte geringschätzig ab. »Große Worte, nix dahinter, so ist es bei dir schon immer gewesen! Spiel dich bloß nicht so auf, du Versager.« Wieder rief er zu Hajo Schmied hinunter. »Erst letzte Woche haben mich die vom Sozialamt zur Kasse bitten wollen. Ich soll für meinen Bruder aufkommen. Ich! Keinen Pfennig, hab ich gesagt. Ich zahl doch nicht für einen Asozialen!«
    Martin war anzusehen, wie er unter jedem dieser Worte litt. »Das hab ich nicht gewußt. Ich wäre nicht damit einverstanden gewesen«, sagte er leise.
    »Sieh bloß zu, daß du Land gewinnst, du Versager!«, schrie ihn sein Bruder an.
    »Das ist auch mein Grund und Boden hier«, gab Martin zurück, indem er allen Mut zusammen nahm.
    »Du hast hier schon lang nichts mehr zu suchen! Sieh zu, daß du vom Acker kommst, bevor ich dich eigenhändig ’naus schmeiß!«
    Martin wollte noch etwas sagen, aber dann stieg er doch wortlos die steile Eisentreppe hinunter. Unten kam er an Hajo Schmied vorbei. Hajo wirkte jetzt etwas verlegen.
    »Grüß Gott, Martin, lang nicht gesehen.«
    Aber Martin beachtete Hajo nicht, er schaute noch einmal zu seinem Bruder hinauf. »Einmal rächt sich das alles!«, sagte er. Dann ging er davon.
    Hajo Schmied rief Albert zu: »Was ist, fährst gleich mit zu der Sitzung?«
    »Ich komm mit mei’m eigenen Auto«, antwortete der Sägewerksbesitzer.
    Hajo winkte dem Freund zu. »Okay, man sieht sich.«
     
    Bienzle und Hannelore waren auf dem Rückweg zu ihrem Hotel. Sie nahmen einen verschwiegenen kleinen Pfad, den ihnen der Wirt beschrieben hatte: »Am Hochstand rein, durch die Schonung und dann am Bächle entlang.«
    Die Sonne

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