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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter M Hetzel
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dicker, auf dem Rücken zappelnder Käfer auf dem Boden liegen blieb. Der erste Schlag erwischte sie an der Schläfe, und sie verlor das Bewusstsein. Wie von Sinnen drosch der Mörder weiter auf sie ein, bis Gerda aus zahllosen Wunden blutete. Mit dem Ende der Oper legte sich auch Totenstille über die Küche.
    Das dämliche Dauergrinsen der Maske verlieh der Szenerie etwas Surreales, etwas Diabolisches. Seelenruhig klopfte sich Anonymous den Umhang ab und trat zum Messerblock. An einer Paprika prüfte er die Schärfe der Klingen, doch keine schien ihn zufriedenzustellen. Er begann, das größte Exemplar mit dem Wetzstahl nachzuschärfen. Das monotone Geräusch von Metall auf Metall beruhigte ihn. Das leise Scharren hinter seinem Rücken registrierte er nicht und auch nicht die unsicheren Schritte auf den blutverschmierten Terrakottafliesen. Da hörte er ein Röcheln und wirbelte herum. Unmittelbar vor ihm stand … Gerda.
    Ihr Gesicht war wie eine Totenmaske, aus Ohren und Nase zogen sich Blutfäden. Sie spürte, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte, und wollte nur noch Rache für die infernalischen Schmerzen. In der rechten Hand hielt sie einen schweren Fleischhammer umklammert. Für einen gezielten Schlag war dieser jedoch zu klobig und schwer. Auch hatte sie nicht damit gerechnet, dass Anonymous keinen Fehler mehr begehen wollte. Er rammte ihr das Messer in den Bauch und zog es mit einem jähen Ruck hinauf bis zum Brustkorb. Das Geräusch zerbrechender Knochen erinnerte Gerda an ihre Jugend, als sie noch ohne Reue selbst Enten zerlegt hatte. Damit schaltete sich ihr Gehirn ab, und sie sank zu Boden. Anonymous schleifte sie zurück zur Rührmaschine und legte sie dort fast ein wenig zu sanft ab. Er war seinem Ziel ganz nahe.
    Gerdas Kopf wurde fachmännisch abgetrennt und zur Seite gerollt. Der Mörder wuchtete Gerda hoch und steckte sie mit den Schultern voran in den Teig. Die Beine an der Hüfte abgeknickt, hing sie über den Rand der riesigen Schüssel. Er machte sich daran, die vorherige Ordnung zumindest halbwegs wiederherzustellen und räumte die Küche auf, wischte den Boden und stellte die gusseiserne Pfanne auf den Herd. Es dauerte eine Weile, bis er veganes Hanf-Öl gefunden und davon reichlich in die Pfanne geschüttet hatte.
    Den Kopf platzierte er sorgfältig in der Mitte und schnitt ein Bund Suppengrün in appetitliche Stücke. Die Karotte ließ er geschält am Stück und schob sie Gerda vorsichtig zwischen die Zähne. Zum ersten Mal konnte man seine Stimme hören, wie er als Charaktertenor die letzten Zeilen des Siegfried mitsang: »›Sie ist mir ewig, ist mir immer, Erb’ und Eigen, ein’ und all’: leuchtende Liebe, lachender Tod!‹.« Bevor er die Küche verließ und das Licht ausschaltete, versäumte er nicht, den Herd auf mittlere Hitze zu stellen.
    Im Atelier war es kalt.
    Siegfried fühlte sich am kreativsten, wenn ihn fröstelte. Er verweilte ein paar Minuten vor einer jungfräulichen Leinwand. Doch wie sollte er anfangen? Mit einem kleinen Pinsel? Ganz filigran? Oder gleich mit einem Eimer Farbe, den er so gern durch die Gegend warf, bis alles versaut war. Das erinnerte ihn an die anale Phase in seinem Frühwerk. Überhaupt sollte man die Schaffensperioden nicht nach Farben benennen. Oral, anal, ödipal, das waren gewaltige Worte. Ein undefinierbares Geräusch riss ihn aus seiner Überlegung zur genitalen Phase. Was er jetzt sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Im Gegenlicht der Verbindungstür zum Hauptgebäude stand ein maskierter Mann, der ein großes Messer in der erhobenen Hand hielt. Jetzt fehlte nur noch ein Kapuzenumhang, und der Typ hätte sofort eine Rolle in »Scream 5« bekommen.
    »Wer sind Sie?« Siegfried drehte die Anlage leiser.
    Der Mann in der Tür trat einen Schritt vor.
    »Was wollen Sie von mir?«
    Noch ein Schritt aus dem Halbdunkel.
    »Ich rufe die Polizei!«
    Jetzt erkannte Siegfried die Maske des Unbekannten und sah auch das Blut auf seiner Kleidung.
    »Was haben Sie mit meiner Frau gemacht?«, stieß Siegfried hervor. Irgendwie wusste er die Antwort bereits. »Ist sie tot?«, fügte er mit brüchiger Stimme hinzu. »Wollen Sie Geld? In meinem Tresor liegen siebzigtausend Euro in kleinen Scheinen. Es stammt von russischen Sammlern, die ihr Geld waschen wollten.« Siegfried versuchte nur noch, seine Haut zu retten. »Und verdammt, ziehen Sie endlich diese bescheuerte Guy-Fawkes-Maske ab.« Nur seine Angst ließ Siegfried so mit dem Kerl

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