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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter M Hetzel
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eine einzige Story wasserdicht zu machen. Dabei ist der selbst nicht dicht, säuft wie ein Loch und pinkelt sogar im Sitzen daneben. Wenn er nicht seine Frau schlägt, dann seine Kinder, und wenn die nicht da sind, bekommt der Dackel sein Fett weg. Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte. Ich muss da weg. Ich will ernst genommen werden, ich verkauf mich unter Wert. In der Zentralredaktion stünden mir alle Türen offen, wenn ich den Täter auf frischer Tat erwische, fotografiere und ihm ein verwertbares Geständnis entlocke. Das hier ist die Chance meines Lebens, und ich bin zu alt, um auf eine andere zu warten.« Nach diesem Monolog holte Egon-Erwin tief Luft, dann ließ er sich in die Tiefen des Sofas zurücksinken.
    »Jetzt stehen verdammt noch mal alle auf und reichen sich die Hände«, sagte Clementine. »Seht euch in die Augen und schwört auf den Eid der Einheit.« Sie las manchmal schlechte Romane und liebte Romantik.
    »Warum nicht?« Hubertus erhob sich erstaunlich beschwingt und machte zwei Schritte zur Mitte des Raumes. Egon-Erwin folgte ihm etwas langsamer. Alle sahen Albertine an, die sich nicht vom Türrahmen rührte.
    Clementine hatte aus der Küche rasch eine Flasche hochprozentigen »Schuhmacher« geholt und sich vier Schnapsgläser zwischen die Finger der linken Hand geklemmt. Mit der rechten Hand versetzte sie Albertine einen kräftigen Schubs. Die geriet ins Stolpern und fiel Hubertus in die Arme. Der hatte einen nonchalanten Spruch auf den Lippen, konnte ihn aber nicht zum Besten geben, weil erst die Scheibe der Terrassentür erzitterte und dann die Flasche mit dem dänischen Bio-Schnaps in tausend Mikroteile zersplitterte. Ratlos hielt Clementine den Flaschenhals in die Höhe, Hubertus warf Albertine zu Boden und legte sich schützend über sie. Egon-Erwin sprang hinter das Sofa. Die Angst im Wohnzimmer war mit Händen zu greifen, weil das Geschoss den Ficus elastica gefällt hatte.
    Ein paar hundert Meter hinter dem Acker fluchte der Sniper lautlos vor sich hin. Er hatte drei Hochleistungspatronen Kaliber 300 Winchester Magnum in seine R93 Tactical eingelegt. Drei Ziele, dreimal Blattschuss war sein ehrgeiziges Ziel gewesen, das er nun verfehlt hatte. Sein Vater hätte ihn grün und blau geschlagen, aber der war ja schon lange tot und lag mit einem Loch im Kopf neben einer Eiche begraben. Der Hass des Snipers hatte damals keine Grenzen gekannt, aber er hatte gewartet, bis sich die ideale Chance bot. Schließlich hatte sich der alte Herr aus seinem selbst gewählten Exil in den USA nach Hause getraut. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Sohn die Demütigungen der Jugend nicht vergessen hatte. Der Krebs hatte ihn von innen her aufgefressen, und deshalb hatte der Sniper ihn erlöst.
    Doch dieses Missgeschick jetzt hatte der Sniper sich selbst zuzuschreiben. Obwohl er mit dem lichtstarken Fernglas Dialyth aus dem Traditionshaus Zeiss die Situation im Gelände zu beherrschen schien und mit einem Laser die Entfernung kontinuierlich maß, hatte er nicht mit den ruckartigen Bewegungen seiner Zielobjekte gerechnet. Die Landärztin hätte es als Erste erwischen sollen, dann diesen versnobten Hubertus, und den Schnüffler von der Zeitung hatte er zum Krüppel schießen wollen.
    Trotzdem nahm er in aller Seelenruhe die Patronenhülse an sich und verstaute sein Equipment in einem praktischen Peli-Case. Dann verschwand der Sniper im Dickicht des nahen Waldes.
    »Nein! Bitte nicht! Au! Sie bringen mich um …!
    »Stellen Sie sich nicht so an. Denken Sie daran, was Sie den armen Pferden für Schmerzen bereiten«, sagte Albertine.
    »Sie haben ja schon genug Unheil angerichtet«, sagte Gunnar, der Pferdeschmied.
    »Wie genau meinen Sie das?«, fragte Albertine und erhöhte ohne Vorwarnung den Druck zwischen dem Lendenwirbel vier und fünf.
    Gunnar biss direkt in sein Handtuch, sein Kopf wurde knallrot, und die Adern an den Schläfen traten hervor.
    »Geht’s Ihnen gut?«, fragte Albertine betont freundlich.
    »Nein, Sie Mörderin!«, stieß Gunnar hervor und bereute sofort jedes Wort.
    »Wenn Sie mir verraten, was im Dorf über mich getratscht wird, löst sich der Schmerz in Wohlgefallen auf«, sagte Albertine.
    »Man hält Sie und Ihren Liebhaber … Auuuuuu!«
    »Hubertus ist nur mein Nachbar. Ein Freund. Mehr nicht. Ich bin hierhergezogen, weil ich das Landleben liebe, meinen Garten, gutes Essen aus der Region und meine letzte Beziehung vergessen will.« Albertine trat zum

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