Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter M Hetzel
Vom Netzwerk:
Profiler ein weiteres lohnendes Motiv vor seine Kamera, während sich der Rest der Meute auf den Hauptausgang konzentrierte, weil zeitgleich der Wagen des Bestattungsunternehmens im Auftrag der Staatsmacht vorfuhr. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die zwei Zinksärge verstaut waren. Ein großer Teil der Fotografen folgte dem schwarzen Fahrzeug. Aber Egon-Erwin hatte seine Uhr fest im Blick und damit auch den Redaktionsschluss. Sollte es wider Erwarten eine Pressekonferenz geben, würde die live im Fernsehen übertragen, und man konnte ja alles am Computer mitschneiden, um eventuell ein gutes Standbild für die Zeitung zu bekommen. In der Redaktion angekommen, schaltete er alle Fernsehgeräte an und seinen PC , um die wichtigen Szenen gleich aufzunehmen. Ganz altmodisch machte er sich mit einem Bleistift laufend Notizen.
    Der Artikel war schnell geschrieben und sein Redaktionsleiter hochzufrieden angesichts der exklusiven Fotos.
    »Aus Ihnen wird noch mal ein erstklassiger Paparazzo, alter Bluthund«, sagte sein Chef, während Egon-Erwin die Pressekonferenz am Monitor verfolgte. Es war klar, dass die Polizei wesentliche Informationen zum Tathergang verschwieg, und auch die aufgehängten Fotos waren bis zur Unkenntlichkeit verpixelt. Schnell ergänzte Egon-Erwin seinen Beitrag für Seite eins mit den spärlichen Fakten, und nachdem auch der Hausjustiziar seinen Segen erteilt hatte, konnte er sich endlich zurücklehnen.
    »Ich mach jetzt erst mal Feierabend«, rief er in die Runde seiner Kollegen, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie neidisch oder ehrfurchtsvoll reagieren sollten. Als Egon-Erwin wenig später in seinem Wagen saß, atmete er erst mal tief durch und griff dann zu dem Notfall-Handy, mit dem er ungestört telefonieren konnte.
    Doch Hubertus Müller nahm seinen Anruf nicht an. Egon-Erwin versuchte es in der Praxis von Albertine von Krakow. Auch hier schaltete sich sofort der Anrufbeantworter ein. Also machte er sich auf den Weg und konnte sogar direkt vor dem Haus von Albertine parken. Weit und breit keine Polizei zu sehen, und sämtliche Berichterstatter von außerhalb waren ebenfalls verschwunden, um an der Pressekonferenz teilzunehmen.
    Er drückt auf den Klingelknopf. Keinerlei Reaktion, niemand öffnete. Also versuchte er sein Glück an der Terrassentür, die ihm dann auch von Albertine, wenn auch nur zögerlich, geöffnet wurde.
    »Langsam werden Sie richtig lästig«, empfing sie ihn.
    Im Hintergrund erspähte Egon-Erwin Hubertus und Clementine. »Gnädige Frau Doktor. Ich möchte ja wirklich nicht stören, aber ich weise darauf hin, dass ich der Überbringer guter Nachrichten bin«, sagte er und betonte jedes einzelne Wort.
    »Lass ihn doch bitte rein. Er macht doch nur seinen Job und könnte uns außerdem helfen«, hörte er aus dem Hintergrund Hubertus sagen.
    Nur widerwillig ließ Albertine ihn eintreten.
    Postwendend kamen Egon-Erwin die magischen Worte »Ich kann Ihre Unschuld beweisen!« über die Lippen.
    »Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen.« Albertine ließ ihn einfach stehen und marschierte in die Küche.
    Gleich darauf war ein Höllenlärm zu hören, so laut, dass sogar Clementine, die gerade den Tisch abdeckte, vorsichtshalber den Kopf einzog.
    »Hört sich nach Kopftöpfen an«, sagte Hubertus.
    »Hauptsache, das gute Porzellan mit den gekreuzten Schwertern nimmt keinen Schaden.« Egon-Erwin schloss die Terrassentür hinter sich.
    »Wie sieht es denn nun mit unserem Alibi aus? Rück raus mit der Sprache«, antwortete Hubertus.
    »Na gut, erst mal die Kurzfassung. Die lange Version gibt es morgen in der Landeszeitung. Lohnt sich. Hat ein gewisser …«
    »… Bla-Bla geschrieben. Jetzt mal Butter bei die Fische, Harry Hirsch.« Hubertus trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte.
    »Gerda und Siegfried Aurich wurden bestialisch hingerichtet. Sie wurde mit einer Bratpfanne totgeschlagen, dann geköpft, und der Rest des Körpers landete im veganen Teig. Er wurde erstochen, der Kopf abgetrennt und der Rest des Körpers künstlerisch drapiert. Kommissar Blaumilch hat den Fall an zwei Kollegen abgegeben. Und man sucht jetzt nach einem Psycho.« Egon-Erwin zuckte mit den Schultern. »Ihr steht nicht mehr im Mittelpunkt der Ermittlungen, weil ihr brav die Zeit unter Aufsicht der Polizei in euren Häusern verbracht habt. Der Tatort ist gesperrt, man sucht jetzt weiter nach verwertbaren DNA -Spuren. Aber etwas bleibt ja immer hängen, das ist klar, und

Weitere Kostenlose Bücher