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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Erfahrung bringen kön nen, er öffnet einfach nicht, obwohl wir sicher sind, dass er daheim ist. Laut Einwohnermeldeamt soll in dem Haus ein jüngeres Pärchen wohnen. Ein Hund ist dort steuerlich nicht gemeldet. Dafür ist es umso erstaunlicher, dass auf diese Adresse drei Pkw zugelassen sind, allesamt gehobene Preisklasse. Alles sehr dubios. Das zweite Haus ist zurzeit unbewohnt. Wir bleiben auf jeden Fall dran.«
    Ich wusste schon nach dem ersten Gespräch mit dem Vollbart, dass was nicht stimmte. Wahrscheinlich verlief diese Fährte wieder im Sand. Meine jahrelange Erfahrung zeigte, dass man bei den meisten Menschen nur lange ge nug suchen musste, um etwas zu finden, was sich nicht so hundertprozentig mit dem Gesetz in Einklang bringen ließ. Innerlich hakte ich den Vollbart bereits ab.
    »Jetzt kommt der Knaller, Chef.«
    Jutta lächelte und nahm das nächste Blatt.
    »Der Student, der das Opfer gefunden hat, ist mütter licherseits polnischer Abstammung.«
    Sie machte drei oder vier Sekunden Pause, damit wir diese Information in Ruhe verarbeiten konnten. Dann fuhr sie fort.
    »Das kann noch Zufall sein, oder? Und wir haben noch mehr zu bieten. Professor Müller und seine Studenten gruppe fahren jeden Tag pünktlich um 8 Uhr morgens am Mannheimer Bahnhof ab. So auch heute. Doch laut ihrer Aussage sind sie erst gegen 9 Uhr in der Joseph Haydn-Straße angekommen. 60 Minuten für einen Weg, für den man höchstens eine halbe Stunde oder weniger braucht. Was haben die Studenten also wirklich zur Tatzeit gemacht? Einen Stau können wir ausschließen, das haben wir inzwischen überprüft. Es könnte auch eine Panne ge wesen sein. Genaueres werden wir hoffentlich bis morgen wissen. Die Anwohnerbefragung in der Joseph-Haydn- Straße steht auch noch aus.«
    Morgen? Morgen ist Samstag, dachte ich mir. Nur ein paar Meter weiter warteten meine zwei Kinder auf mich, die sich darauf freuten.
    »Danke, Jutta«, sagte ich zu meiner Kollegin.
    »Das war fürs Erste recht aufschlussreich. Wie schon gesagt, sollten wir dem Gemüsegroßhandel Siegfried noch mal genauer auf den Zahn fühlen. Vielleicht brauchen wir dafür die Kollegen von der Steuerfahndung und vom Zoll. Doch zuerst sollten wir noch ein bisschen unauffälliger vorgehen, um damit niemanden unnötig zu erschrecken oder zu warnen. Ach ja, unseren allseits bekannten Dr. Metzger müssen wir auf unsere Liste setzen. Der taucht mir in dieser Geschichte etwas zu oft auf.«
    Ich erzählte, wie ich Metzger überraschend im Wohn containerdorf von Siegfried antraf.
    »Da möchte ich beim besten Willen nicht bei Siegfried als Erntehelfer beschäftigt sein und ausgerechnet eine Blinddarmentzündung bekommen«, meinte Gerhard und schüttelte angewidert den Kopf.
    »Danach wäre ich bestimmt ein Fall für die Körper weltenausstellung.«
    »Apropos Körperweltenausstellung. Die Obduktion von Schablinski findet nun doch morgen statt. Ich habe dafür meinen ganzen Charme spielen lassen.«
    »Dann pass bloß mal auf, dass sie bei deinem Charme nicht noch dich aus Versehen obduzieren, Jutta.«
    Sie warf Jürgen einen bösen Blick zu. Doch es war längst ein offenes Geheimnis, dass er heimlich auf Jutta stand. Doch er stellte sich dummerweise jedes Mal, wenn er dachte, nun sei seine Chance endlich gekommen, äußerst tölpelhaft an. Jürgen wollte Jutta mit seinem Einwand im Grunde ein Kompliment machen, er merkte wahrschein lich nicht einmal, in welches Fettnäpfchen er getreten war. Jutta war die Schwärmerei natürlich längst aufgefallen, sie fand aber an ihrem fast 15 Jahre jüngeren Kollegen abso lut keinen Gefallen. So versuchte sie nach Möglichkeit, Einsatzfahrten mit ihm zusammen zu vermeiden. Kürz lich hatte er ihr sogar einen riesigen Strauß Rosen zum Geburtstag geschenkt. Dumm war nur, dass Jutta an die sem Tag überhaupt keinen Geburtstag hatte. Jürgen wäre nicht Jürgen gewesen, wenn er uns später nicht den Grund der Verwechslung erzählt hätte. Er hatte das mit dem Ge burtstag seiner Mutter verwechselt. Was haben wir damals gelacht. Jürgen nahm uns das nicht weiter übel, er hatte nicht einmal verstanden, warum wir so lachten.
    Nachdem wir noch ein paar organisatorische Dinge geregelt hatten, setzten wir unsere nächste Teamsitzung für Samstag, elf Uhr an. Bis dahin war Bereitschaft für alle angesagt. Jürgen musste die Nachtschicht übernehmen.
    Der nächste Schock wartete schon auf mich. Meine Bürotür stand offen. Ein kurzer Blick genügte, das Büro war

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