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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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wieder auf Mör derjagd? Dann kannst du uns ruhig mal mitnehmen, viel leicht können wir dir dabei helfen!«
    Melanie grinste.
    »Papa sucht den großen Witzemörder!«
    Inzwischen hatte ich bei Frau Ackermann geklingelt.
    »Guten Morgen, Frau Ackermann. Das ist wirklich sehr nett, dass Sie ein paar Stunden auf meine Kinder aufpassen können. Wie ich Ihnen gestern Abend sagte, habe ich leider einen Termin, den ich nicht verlegen kann.«
    Frau Ackermann fing wieder an, oral heiß zu laufen. »Nein, nein, kein Problem Herr Palzki. Sie wissen ja, wir fahren erst nächste Woche in Urlaub. Dorthin, wo wir je des Jahr hinfahren. Hoffentlich hält sich das Wetter, mein Mann kann ja wegen seiner Verletzung noch nicht so weit laufen.«
    Ich drückte ihr noch die Tüte mit den restlichen Schoko brötchen in die Hand und verabschiedete mich schnellst möglich. Die armen Kinder, wahrscheinlich würden sie jetzt die 10.000 besten Urlaubsfotos des letzten Jahres ge zeigt bekommen, dachte ich.
    Endlich war ich wieder temporär kinderlos. Ein Stroh single gewissermaßen.
    Ich stieg in meinen Wagen, fuhr die Mannheimer Straße bis zur Ampel und bog dann in die Bahnhofstraße ein. An der nächsten Ampel ging es wieder rechts in die Mutter stadter Straße. Kurz vor dem Ortsausgang sah ich rechts den Bahnweiher.
    Hier hatte ich als Kind schwimmen gelernt. Denn da mals war das Gelände noch ein Freibad gewesen. Ein fla cher Bereich, so eine Art Wasserzunge, also das Gegen stück zu einer Landzunge, war mit einem großen Gitter als Nichtschwimmerbereich abgetrennt. Auf einem Holz steg zwischen Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich thronte in einem kleinen Wachturm ein autoritärer Ba demeister. Hier sind wir im Sommer immer hingeradelt und haben brav unsere 50 Pfennig Eintrittsgeld gezahlt. Inzwischen war hier längst das Baden verboten und ein Anglerverein hatte sein Domizil bezogen.
    Ich fuhr ans hintere Ende des Bahnweihers und parkte dort auf dem Landwirtschaftsweg. Eine Seite des Bahn weihers wurde durch den Bahndamm der alten Bahnli nie, die bereits im 19. Jahrhundert gebaut worden war, begrenzt.
    Der Landwirtschaftsweg, auf dem ich meinen Wagen abgestellt hatte, gabelte sich hier. Der rechte Weg folgte dem Bahndamm nach Osten bis zur Umgehungsstraße, die in gut 100 Metern Entfernung unter dem Bahndamm durchführte. Der linke Weg führte den Bahndamm hinauf und verlief dann oben parallel zu den Bahngleisen.
    Doch mich interessierte nur der Bahndamm. Oben angekommen wurde ich zunächst von der Morgensonne ge blendet. Fast blind zwängte ich mich durch einen dichten Busch und stieg danach ordnungswidrig über die Glei se. Die andere Seite des Bahndamms war komplett zuge wuchert. Darunter war dornenhaltiges Zeug, was meine zerkratzten Hände bezeugten. Etwas verschrammt ließ ich mich hinter einem recht dichten Gestrüpp nieder und schaute mich um. In einiger Entfernung bildete die neue ICE-Trasse den Horizont. Davor lagen die beiden Aus siedlerhöfe und der Parkplatz. Der Fundort der Leiche war von meinem Standpunkt aus hinter einem der Höfe ver steckt. 8.30 Uhr, sagte mir ein Blick auf meine Armband uhr. Noch etwas früh, aber das war nicht weiter schlimm. In aller Ruhe packte ich meine digitale Spiegelreflexkame ra mit 11-fachem Optik-Zoom aus und schaltete sie ein. Normalerweise war ich nicht für den neuesten technischen Schnickschnack zu haben. Ich war so ziemlich der Einzige auf der Dienststelle, der noch ohne elektronischen Orga nizer herumlief. Mir genügte mein Jahrestaschenkalender mit Indexverzeichnis in Papierform. Während meine Kol legen ihre Daten synchronisierten, wiederherstellten oder sonst was damit machten, hatte ich meine Informationen schon längst gefunden. Als Hobbyfotograf konnte ich al lerdings bei einer Digitalkamera nicht widerstehen. Mein privates Fotolabor hatte ich letztes Jahr eingemottet. Über 20 Jahre lang hatte ich Negative entwickelt und Fotos be lichtet. Jetzt lud ich die Daten in wenigen Sekunden von meiner Kamera auf meinen vier Jahre alten Rechner. Alle paar Wochen brannte ich die Dateien auf eine CD und archivierte diese. Natürlich mit einem Papierverzeichnis.
    Gerade dachte ich an Stefanie, da sah ich etwas aufblit zen. Keine 20 Meter vor mir war etwas im Gange. Jetzt blitzte es wieder. Und noch ein drittes Mal. Wurde ich etwa beobachtet? Das war eher unwahrscheinlich, denn ich hatte die Sonne im Rücken. Ich brauchte ein paar Sekun den, um meinen Puls wieder zu normalisieren. Die Sache

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