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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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dass ich Paul und Melanie abholte.
    Nachdem wir die nächsten Schritte festgelegt hatten, verabschiedete ich mich von meinen Kollegen und fuhr heim. Ich hatte kaum den Wagen abgestellt, da kamen mei ne beiden Kinder auch schon von dem Haus der Nachba rin herübergerannt.
    »Da bist du ja endlich, Papa!«, riefen sie im Chor. Paul sprang an mir hoch.
    »Papa, ich kenne einen neuen Witz.«
    Ich wusste, ich war daheim. Zum Glück kam in diesem Moment Frau Ackermann angelaufen.
    »Hallo, mit Ihren Kindern hat alles super geklappt, Herr Palzki. Mein Mann hat die ganze Zeit über die Wit ze Ihres Sohnes gelacht. Der wird bestimmt mal einer die ser Komiker im Fernsehen, hat er gesagt.«
    Ich nickte, was sollte ich dazu sagen? Wenn man sich die Qualität vieler Neudeutsch sprechender Comedians im Privatfernsehen anschaute, könnte sie durchaus recht haben.
    Sie gab mir die Tüte, die ich ihr heute Morgen gegeben hatte, wieder zurück.
    »Hier haben Sie die Schokobrötchen zurück. Ich habe den Kindern was Anständiges gekocht. Die sind über das Cordon bleu und das Gemüse geradezu hergefallen.«
    »Hm, das hat wirklich super geschmeckt, Daddy. So was Gutes habe ich schon lange nicht mehr gegessen«, schwärmte mir Melanie vor.
    Ich schaute sie an.
    »Melanie, ich finde es super, dass es dir so gut geschmeckt hat. Vielleicht solltest du das ein wenig diplo matischer formulieren, wenn du das deiner Mutter erzählst, okay?«
    Melanie brauchte einen Moment, bis sie verstanden hat te, was ich ihr damit sagen wollte.
    Doch ich stand im Moment vor einem viel größeren Problem. Eigentlich wollte ich Frau Ackermann bitten, noch eine Stunde auf die zwei aufzupassen. Doch so stürmisch, wie sie mir die beiden bereits übergeben hatte, konnte ich das schlecht bringen.
    »So, Herr Palzki, ich gehe dann mal besser wieder nach meinem Mann schauen. Männer sind ja immer so wehlei dig, wenn denen mal eine Kleinigkeit fehlt. Der kleinste Schnupfen und sie liegen immer gleich im Sterben.«
    Ich verkniff mir eine diesbezügliche Bemerkung und bedankte mich nochmals für das Kindersitting.
    Meine Kinder stürmten sofort ins Haus und belagerten die Couch. Paul ließ einen Rülpser los, der zuerst langsam anschwellend, dann breit wie ein Nebelhorn und schließ lich erlösend abklingend in einer Dezibelhöhe daherkam, die im Turbineninnern eines startenden Jets herrschen musste.
    »Du Sau!«, schrie ihn seine Schwester daraufhin an.
    »Was willst du? Das hat mir Herr Ackermann beige bracht.«
    Ich nahm mir vor, mal ein ernstes Wort mit beiden zu reden. Mit Paul und meinem Nachbarn.
    »Hört mal zu. Ich habe da ein Problem. Ich müsste nachher noch mal weg, dauert ungefähr nur eine Stunde. Und danach können wir zusammen was unternehmen, okay?«
    »Bist du immer noch auf Mördersuche, Papa?«
    Darauf nicht zu antworten, war ein großer Fehler.
    »Ich habs gewusst, Melanie! Papa ist dabei, den Mörder zu jagen. Bitte, Papa, nimm uns mit.«
    »Paul, hör mal zu, das geht nicht. Dort, wo ich hin muss, dürfen keine Kinder rein.«
    Das war ein gutes Argument, dagegen kam mein Sohn nicht an.
    »Heißt das, wir dürfen wieder zu Ackermanns rüber? Er will mir nämlich das nächste Mal von einem Streich erzählen, den er früher selbst gemacht hat. Irgendetwas mit brennender Kacke vor einer fremden Eingangstür oder so.«
    Ich schluckte heftig.
    Nachdem ich hastig die Schokobrötchen gegessen und ein paar Gläser Apfelsaft dazu getrunken hatte, wurde in meinem Magen höchste Alarmstufe ausgerufen. Mein Magen ließ mich meine oralen Fehltritte deutlich spüren. Mir gings hundsmiserabel. Zum Glück ließen mich mei ne Kinder ein wenig in Ruhe, weil sie mehr oder weniger einträchtig das Fernsehprogramm für heute Abend dis kutierten.

8
    Eine halbe Stunde später brachen wir auf. Paul und Mela nie hatten mir fest versprochen, im Auto zu warten. Zuerst fuhren wir durch die Hans-Purrmann-Straße, die sich in unzähligen Windungen durch das komplette Neubauge biet schlängelte. Bereits kurze Zeit später kamen wir im Waldspitzweg an der Kriminalinspektion vorbei, und nach einer weiteren Minute waren wir schon vor dem Friedhof in der Herzog-Otto-Straße.
    Links vom Eingang der Friedhofshalle war Ende der 70er-Jahre eine neue Leichenhalle gebaut worden, bei der auch ein Raum für Leichenöffnungen vorgesehen wurde. Forensische Obduktionen wurden in Schifferstadt aller dings nur selten durchgeführt. Deshalb musste zu diesem Zweck jedes Mal ein von der

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