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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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gestoßen?«
    »Hm, lassen Sie mich überlegen. Er kam sogar ein paar Minuten später als üblich. Wir hatten schon unseren Mate rialschuppen aufgeschlossen, als er eintraf. Aber das kann doch nur Zufall sein, oder? Professor Müller hat doch mit diesen Erntehelfern überhaupt nicht das Geringste zu tun.«
    »Sehr wahrscheinlich nicht«, beruhigte ich ihn.
    »Sicher kann man sich da nie sein. Vielleicht hat es we gen der Grabung Probleme mit den ortsansässigen Bauern gegeben?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Das kleine Feld, auf dem wir graben, liegt seit längerer Zeit brach. Aber wo wir gerade drüber reden, da fällt mir noch etwas ein. Vor ungefähr zwei Wochen haben wir einen außergewöhnli chen Fund gemacht. Es war ein recht großes Artefakt, eine Keramikscherbe mit ungewöhnlichem Muster. Die erste Sichtung ließ vermuten, dass sie zur Bandkeramikkultur gehörte. Das war in der Jungsteinzeit vor 7000 Jahren. Das wäre eine echte Sensation gewesen. Doch zwei Tage später kam Professor Müller und sagte uns, dass dies nur eine billige Fälschung gewesen wäre und wir das einfach vergessen sollten.«
    »Und weiter? Was ist dann passiert?«
    »Nichts weiter. Er hat einfach nichts mehr dazu gesagt. Allerdings haben wir die Grabung in seinem Auftrag etwas nach Westen verlegt.«
    Ich schüttelte den Kopf über so viel Naivität. Hatte er die Brisanz des eben Gesagten nicht erkannt oder spielte er mir nur was vor?
    »Da fällt mir noch etwas anderes ein, Herr Becker. Sie wohnen doch in Mutterstadt. Warum fahren Sie dann je den Morgen erst nach Mannheim? Für Sie wäre es doch einfacher, direkt zur Grabungsstätte zu fahren.«
    »Da haben Sie recht, Herr Palzki. Doch leider habe ich zurzeit keinen eigenen Wagen. Deshalb bin ich auf mei nen Mitbewohner angewiesen. Und der muss morgens deswegen nach Mannheim, weil noch weitere Kommili tonen kein Auto oder Führerschein haben. Das ist alles eine Frage der Mitfahrgelegenheit.«
    In diesem Moment begann Becker, wild mit seinen Hän den zu fuchteln.
    »Verzeihen Sie bitte, da vorne kommt mein Bekannter. Macht es Ihnen was aus, wenn ich Sie jetzt alleine lasse? Wir können gerne in den nächsten Tagen weiterdiskutie ren. Und vielen Dank auch für die Einladung. Tschüss!«
    Er stand auf und stolperte ein weiteres Mal über die Bank.

11
    Ich blieb sitzen, trank gemütlich mein Bier aus und ließ meine Gedanken schweifen. Ich dachte über die morgi ge Durchsuchung in den Geschäftsräumen bei Siegfried nach, die anscheinend nicht so geheim war wie geplant. Ich nahm mir vor, daheim in der Sonntagszeitung nach zuschauen, ob diese Aktion dort eventuell unter der Ru brik Veranstaltungen angekündigt wurde. Was hatte die ser Knoll mit alledem zu tun? Und seine Chefin, Hannah Weiß? Oder war ich auf der falschen Fährte und sollte mich lieber um Professor Müller kümmern? Ich machte mir einen Plan.
    Danach gab ich die Gläser und die Teller an der Theke ab und ließ mir noch zwei Bratwürste einpacken.
    Durch die seltsamen Einbahnstraßenregelungen musste ich einen Umweg durch den Ortskern in Kauf nehmen. Doch keine fünf Minuten später fuhr ich die Brücke der Dürkheimer Straße über das Schifferstadter Gleisdreieck. Gleich nach der Brücke umrundete ich fast den kompletten Kreisel und nahm die alte Dannstadter Straße zurück bis zu den Gleisen. Dort hielt ich mich links und befand mich nun auf freiem Feld direkt gegenüber dem Hauptbahnhof. Nachdem ich meinen Wagen abgestellt hatte, sondierte ich das Gelände. In schätzungsweise 300 Metern Entfernung konnte ich neben der Bahnlinie die beiden bereits erwähn ten Aussiedlerhöfe erkennen. Ich wählte bewusst diesen Weg, um zu der Ausgrabungsstelle zu gelangen, denn ich wollte niemand begegnen, vor allem nicht dem Vollbart.
    Der Landwirtschaftsweg war wie ausgestorben. Nicht mal ein sonntagnachmittäglicher Spazierradler kam mir in die Quere. Ich ging ganz normal den Weg entlang, ohne mich verstecken oder anschleichen zu müssen. Je näher ich kam, desto besser gab mir zunächst das hohe Sudan- gras Deckung gegenüber den beiden Höfen und der Mut terstadter Straße. Nun erkannte ich rechts vom Weg ei nen ersten Sandhügel. Einige Meter weiter befand sich ein weiterer, allerdings wesentlich größerer Hügel. Auf einer Länge von vielleicht 50 Metern lag hier der Boden brach. Wahrscheinlich hatte man die Parzelle für die Grabungs arbeiten von einem Bauern gepachtet.
    Das eingepflockte Holzschild mit der Aufschrift

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