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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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erstaunte und zugleich böse wir kende Gesicht von Becker.
    »Was soll das? Wollen Sie mich umbringen?«
    Mein Puls hatte sich noch nicht beruhigt, ich musste erst noch zwei- oder dreimal schnaufen, ehe ich zu einer Antwort fähig war.
    »Entschuldigen Sie bitte. Das war keine Absicht, ich habe vor mich hingeträumt. Das ist alles meine Schuld. Ich hoffe, Ihnen ist nichts passiert.«
    »Ne, außer dem Todesschreck habe ich nichts abbekom men. Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Machen Sie einen Führerschein, wenn Sie öfters Auto fahren.«
    Ich lächelte gequält. Wie konnte ich mich nur aus dieser dummen Situation retten?
    »Ich werde Ihren Vorschlag beherzigen, wenn die nächste Beförderung ansteht. Im Moment habe ich aller dings noch kein Geld für so etwas übrig.«
    »Na, das ist ja immerhin schon ein Vorsatz«, sagte er bereits etwas freundlicher. »Wie sieht eigentlich Ihr Punk testand in Flensburg aus?«
    »Keine Ahnung. Als ich das letzte Mal nachfragte, schickten sie mir gleich eine DIN-A3-Übersicht im Quer format.«
    Er grinste, die Spannung zwischen uns löste sich.
    »Darf ich Sie als Entschädigung zu einem kleinen Im biss einladen?«
    »Gerne, ich habe noch etwas Zeit, bevor ich mich hier mit einem Freund treffe.«
    Ich suchte für meinen Wagen ein schattiges Plätzchen, was nicht allzu schwierig war. Einen Teil der Parkplätze hatte man großzügig mit dichten Hecken und kleineren Bäumen eingerahmt.
    Da es schon langsam auf die Mittagszeit zuging, herrschte bereits reger Betrieb. Die Jüngeren ohne Kin der fuhren mit ihren Autos vor, die reifere Schifferstadter Bevölkerung fiel mit ihren Rädern ein. Dazwischen sah man die eine oder andere vollständige Familie inklusive Nachwuchs, ebenfalls auf Rädern. Der Nachwuchs fast immer behelmt, die vorbildlichen Erziehungsberechtigten meist unbehelmt. Schifferstadt kann im Vergleich zu an deren Städten durchaus als Fahrradstadt bezeichnet wer den. Im Großen und Ganzen sogar als fahrradfreundliche Fahrradstadt.
    In Großstädten wie Ludwigshafen oder Mannheim sah man dagegen nur wenige Kinder radeln. Dort fuh ren sie Straßenbahn und die Schulwege waren wegen der höheren Wohndichte meist kurz. Die Schulen kamen mit kleinen Nischen für Radabstellflächen aus. Dagegen ver fügten die Schulen in Schifferstadt zum Teil über eigene Fahrradkeller, um die Massen der Velos unterzubringen. In Schifferstadt brach täglich morgens und mittags das reinste Chaos aus. Tausende Schüler und ein paar durch nichts zu erschütternde Lehrer zwängten sich durch die Nadelöhr-Unterführung am Südbahnhof. Das Interesse am Rad ließ beim Schifferstadter erst nach, wenn er den Führerschein in der Tasche hatte.

10
    Becker hatte auf dem Vorplatz gewartet. Gemeinsam gin gen wir zur Waldfesthalle, die etwa 100 Meter weiter hinten im Wald stand. Links daneben befanden sich ein riesiger Waldspielplatz sowie der asphaltierte Weg, der zum Vo gelpark führte. Rechts von der Halle konnte man zu den sogenannten Vereinsheimen gelangen, die in den letzten Jahren von anscheinend gut florierenden Vereinen erbaut worden waren.
    Im Hintergrund war das Gelände durch zwei Gleissys teme begrenzt. Das vordere, welches zum Gewerbegebiet Süd führte, wurde schon seit vielen Jahren nicht mehr ge nutzt. Die Natur war gerade dabei, das Gebiet zurückzu erobern. Dahinter führte auf einem Bahndamm die Regio nalstrecke nach Speyer, Germersheim und Karlsruhe.
    »Wissen Sie, wer heute Waldfest feiert?«, fragte ich den Studenten.
    »Ein hiesiger Sportverein, ich merke mir das nie. Ich bin am Wochenende oft hier in der Halle, weil ich einige Leute kenne.«
    »Wollen wir uns gleich was zu essen holen?«
    »Sehr gerne, ich habe nicht viel gefrühstückt.«
    Ich verschwieg Becker, was ich so die letzten Tage an Nahrung zu mir genommen hatte, und ging vor in Rich tung Ausschank. Hier versorgten wir uns mit Schweinesteaks nebst Beilagen, die man wegen der großen Fleischportionen beim besten Willen nicht als Sättigungsbeilage bezeichnen konnte. Dietmar Becker nahm ein Bier, und da Sonntag war, tat ich es ihm nach.
    Da die Livemusik gewöhnlich erst zum Nachmittag einsetzte, dudelte aus den Lautsprechern deutsches Schla gergut. Wir ließen uns an einer Bierzeltgarnitur, die etwas abseits der Boxen stand, nieder. Marianne Rosenberg war im Moment nicht so mein Ding und ich ging davon aus, dass mein Gegenüber mit der Wahl des Tisches einver standen war.
    Auch heute stellte er seine Ungeschicklichkeit

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