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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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einen anderen Job zu erledigen. Das Einreden von Ausreden war bei mir typisch bei solch unangenehmen Dingen. Weder Geist noch Fleisch waren momentan willig. Ich schloss meine Augen, um zu träumen.

12
    Der nächste Beinahe-Herzinfarkt des Tages war fällig. Je mand klopfte nicht gerade sanft mit der Hand auf das Au todach. Es könnte durchaus sein, dass ich vor Schreck für den Bruchteil einer Sekunde die Sitzhaftung verlor.
    »Tach, Herr Kommissar!«
    Schemenhaft erkannte ich trotz Herzkammerflimmern und tränender Augen das zuckende Antlitz von Dr. Metz ger. Ich benötigte eine halbe Minute, um mich wieder in den Griff zu bekommen, während derer dieser Horror- Arzt mich die ganze Zeit hämisch grinsend durch die Sei tenscheibe beobachtete.
    Ich ließ die Scheibe herab.
    »Hat das sein müssen?«, pflaumte ich ihn an. »Kommen Sie nur auf diese Art an neue Patienten?«
    »Was kann ich dafür, dass Sie so schreckhaft sind? Ich bin doch ganz normal auf Sie zugekommen. Wenn Sie nicht blind sind, hätten Sie mich sehen müssen.«
    Ich stieg wieder aus.
    »Was tun Sie hier?«, fragte ich recht unwirsch.
    »Na, was schon? Da drüben steht der Notarztwagen. Ich drehe mal wieder eine Sonntagsrunde. Vorhin hats auf der A 61 bei der Autobahnraststätte Dannstadt gekracht. Ein Laster ist einem anderen in den Arsch gefahren, als er auf den Rastplatz wollte. Die Feuerwehr wird noch Stun den brauchen, um die Lkw-Vereinigung wieder auseinan derzuschweißen. Der Fahrer taugt nur noch als Anschauungsmaterial. Da war nichts mehr zu machen.«
    Und wieder lachte er unpassend. Sein Mundwinkel tanzte wieder aufs Heftigste im Sekundentakt. Bei Metz ger hatte das Wort Notarzt auf einmal eine ganz andere Bedeutung.
    »Und wieso tauchen Sie dann jetzt hier auf?«
    »Ich habe über Funk von Ihrer kleinen Misere gehört. Eigentlich wollte ich da ja gleich zu Ihnen fahren, aber der Autobahncrash kam dazwischen. Ihre Kollegen sind übrigens noch bei der Spurensicherung. Die Geschosse hat man mittlerweile schon gefunden.«
    »Na, das ist ja beruhigend«, antwortete ich. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Oh, nichts Bestimmtes. Ich wollte nur mal nachse hen, wie es Ihnen so geht. Und fast hätte ich Sie noch verpasst.«
    Warum bin ich um alles in der Welt nicht nur gleich losgefahren, beschimpfte ich mich gedanklich selbst. Dann wäre mir dieser Typ erspart geblieben.
    Doch Metzger riss mich jäh aus diesen Gedanken.
    »Palzki, sind Sie morgen früh bei der Durchsuchung von Siegfrieds Fabrik dabei?«
    Meine Pupillen schienen den Arzt förmlich anzusprin gen, mein Unterkiefer fiel knackend ins Bodenlose.
    Gibt es in diesem Land überhaupt noch jemanden, der nichts von dieser absolut geheim geplanten Durchsuchung wusste? Stand es vielleicht doch bereits in der Zeitung? Im Geiste stellte ich mir die Meldung vor:
    ›Die Polizei meldet für die kommende Woche Ge schwindigkeitskontrollen in Altrip und Otterstadt. Durch suchungen sind geplant bei Fa. Siegfried in Limburgerhof.
    Geschwindigkeitskontrollen und Durchsuchungen kön nen aufgrund aktueller Gegebenheiten auch an anderen Stellen durchgeführt werden. Fahren Sie bitte langsam und zahlen Sie immer pünktlich Ihre Steuern‹.
    »Was haben Sie eben gesagt?«, hakte Metzger nach. Viel leicht waren meine Gedanken einen Tick zu laut gewesen.
    »Nichts, ich wundere mich nur, woher Sie diese streng vertrauliche Information haben.«
    »Aber Herr Kriminalist. Seien Sie doch nicht so naiv. Da vorne steht mein Wagen. Und darin ist ein Funkge rät. Wenn ich die Frequenz um drei winzige Einheiten verstelle, dann höre ich Sie und Ihre Kollegen klar und deutlich.«
    »Sie hören den Polizeifunk ab?«
    »Na, regen Sie sich mal nicht so auf. Das macht doch jeder. Die Presse, die Notärzte, die Gangster, einfach je der. Wenn wir Ihre Frequenzen nicht empfangen würden, müssten wir bei Unfällen, die zuerst der Polizei gemeldet werden, warten, bis sie die Daten an uns weitergibt. Und nach dem Prinzip der stillen Post können da durchaus wichtige Details verloren gehen. Und überhaupt sind wir so viel schneller an der Unfallstelle. Ich kam vor Ihren Kollegen beim Crash auf der A 61 an.«
    »Und zu welcher Kategorie zählen Sie sich?«
    »Hä? Welche Kategorie meinen Sie?«
    »Presse, Notarzt oder Gangster.«
    »Sie haben wohl heute Ihren witzigen Tag, Herr Kom missar. Aber seien Sie gewiss, dass ich diese Information nicht an Siegfried weitergebe. Beruf und Freizeit weiß ich noch ganz gut zu trennen.«
    »Was

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