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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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terstadter Straße.«
    »Vor etwa einer halben Stunde«, fügte ich hinzu.
    Der Kollege sprach kurz in sein Funkgerät und gab dann Entwarnung.
    »Alles im Griff, drei weitere Einsatzwagen sind bereits dort. Wonach sollen wir suchen?«
    »Das weiß ich doch nicht! Vielleicht nach dem Schüt zen? Schicken Sie aber vorher jemanden her, der die beiden Einschüsse im Blechhäuschen sichert.«
    Ich verließ mit ungutem Gefühl mein Versteck. Nach wie vor hatte ich ein ziemlich flaues Gefühl in der Ma gengegend. Es ist für einen Beamten nicht alltäglich, Ziel scheibe zu spielen. Ich stieg in den Streifenwagen und wir fuhren langsam vor bis zum Parkplatz an der Mutterstadter Straße. Inzwischen waren weitere Streifenwagen einge troffen und deren Insassen suchten bereits das Gelände ab. Auf einmal stand Gerhard vor mir.
    »Na, du? Wieder mal auf eigene Faust ermittelt?«
    Ich winkte unwillig ab.
    »Was heißt auf eigene Faust? Ich wollte mir nur die Ausgrabungsstätte näher anschauen, sonst nichts.«
    Gerhard nickte so, wie wenn man nickt und dabei denkt: ›Ja, ist schon recht. Ich glaub dir kein Wort‹.
    »Was meinst du, Reiner, von wo aus wurde geschos sen?«
    »Ich bin mir da nicht sicher. Der Schuss könnte durchaus aus dem Haus von diesem Vollbart gekommen sein –«
    »Der Vollbart?«, unterbrach mich Gerhard.
    »Aber der hat uns doch von der Bahnhofskneipe aus angerufen. Das wissen wir, weil er sich als Besitzer eines der Häuser ausgegeben hatte. Und natürlich wegen seines extremen Dialekts.«
    »Ja, das war er. Kurz nach den Schüssen ist er hier mit seinem Vierbeiner aufgetaucht. Es wäre durchaus mög lich, dass er einfach nur nachschauen wollte, ob ich was abgekriegt habe.«
    »Hm, okay, wir werden bei diesem Vollbart wohl einen härteren Gang einlegen müssen. Wo könnte der Schütze sonst noch gesteckt haben?«
    Mit ungutem Gefühl zeigte ich auf die entsprechende Stelle am Bahndamm. Gerhard instruierte sofort ein paar Beamte.
    »Wie bist du eigentlich hierher gekommen, Reiner?«, fragte mich plötzlich mein Kollege.
    »Mein Wagen steht noch gegenüber dem Hauptbahn hof.«
    »Komm, ich bring dich hin, du siehst noch ziemlich, äh, wie soll ich sagen –«
    »Sag doch, dass ich mies aussehe, so fühl ich mich auch. Ja gut, fahr mich dorthin, ich muss noch nach Mann heim.«
    »Du musst nach Mannheim?«
    »Ja, ich will ins Museum.«
    »Du ins Museum? Das wäre ja ganz was Neues.«
    Gerhard überlegte, bevor er ergänzte:
    »Und für das Wachsfigurenmuseum bist du noch nicht bekannt genug.«
    Wir wollten gerade einsteigen, als einer der Beamten angerannt kam.
    »Herr Palzki, wir haben am Bahndamm Fußabdrücke von drei Personen entdeckt. Jede Person scheint hinter einem anderen Gebüsch gehockt zu haben. Wir werden die Spurensicherung sofort dort hinschicken.«
    »Drei Personen«, staunte Gerhard. »Mensch, Reiner, du scheinst ja ziemlich begehrt zu sein.«
    »Lass uns endlich fahren«, antwortete ich ihm mür risch.
    Nein, ich konnte das alles nicht auf sich beruhen las sen.
    »Wenn die Spurensicherung die Ergebnisse liefert, dann sei bitte so gut und streiche davon meine Fußspuren und die des Studenten Dietmar Becker. Die sind nämlich von gestern früh.«
    Gerhard schaute mir tief in die Augen.
    »Ach so ist das also.«
    »Ja, genau so.«
    Den Rest des Weges schwiegen wir uns an.
    »Ach, noch was«, sagte ich schließlich zu ihm, als er mich an meinem Wagen abgesetzt hatte.
    »Warte mal einen kleinen Moment.«
    Ich öffnete mein Auto und holte die Kamera aus dem Handschuhfach.
    »Nimm die mal mit und lass die Fotos ausdrucken. Du wirst darauf alle Kennzeichen finden, die gestern hier beim Polentreff dabei waren. Petersen, Firma Weiß und all die anderen, die wir noch nicht kennen. Lass die Fahr zeughalter überprüfen. Mal sehen, was es so alles über die anderen Beteiligten zu berichten gibt.«
    Mein Kollege verzog verärgert das Gesicht.
    »Danke Reiner, für diese tolle Sonntagnachmittagsbe schäftigung. Ich wollte mir eigentlich das Formel-1-Ren nen im Fernsehen anschauen.«
    »Zeitvergeudung«, erwiderte ich.
    »Es reicht, wenn du heute Abend die Ergebnisse in den Nachrichten siehst. Alles andere ist Zeitverschwen dung.«
    Gerhard nahm meine Kamera, nickte mir zu und fuhr davon.
    Ich schmiss mich in den Fahrersitz meines Wagens und schnaufte erst einmal tief durch. Eigentlich müsste ich mich bei Stefanie melden, wenigstens um ein paar beruhigende Worte nachzuschieben. Nein, ich hatte vorher noch

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