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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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darum ist es die Aufgabe der Zukunft, sich damit zu befassen – und folglich die Aufgabe meiner eigenen Dynastie. Die, wie ich dir in Erinnerung rufen möchte, von Cerdic persönlich abstammt, wenn nicht von Woden, und deshalb so lange bestehen bleiben sollte, wie es ein England gibt.« Er zwinkerte dem Priester zu. »Etwas anderes könnte ich wohl auch kaum glauben, nicht wahr?« Er warf seinen Schreibern einen Blick zu. »Also, wo waren wir …«
    Cynewulf sah den König nie wieder, ebenso wenig wie Aebbe. Aber er erfuhr von ihrem Schicksal – erstaunlicherweise durch einen Brief des entlaufenen Sklaven und Mörders Ibn Zuhr.

XXI
    Fünf Jahre waren seit Cynewulfs letzter Begegnung mit Alfred vergangen, als der Brief den Weg zu ihm fand.
    »Ich fühlte mich genötigt, dir zu schreiben, P. Cynewulf, denn ich weiß, du bist ein guter Mann, und ich habe deinen Verstand immer geschätzt – obwohl ich glaube, dass er an eure unreife Theologie verschwendet ist. Ich zweifle nicht daran, dass du schlecht von mir denkst, aber vielleicht kannst du verstehen, wie es für jemanden wie mich war, zu einem Leben der Sklaverei unter einem Mann wie Arngrim verurteilt zu sein.
    Jedenfalls schreibe ich nicht, um deine Vergebung zu erbitten, sondern um mein Bedürfnis zu befriedigen, dir die Neuigkeiten mitzuteilen, die ich habe.«
    Und diese Neuigkeiten, schrieb Ibn Zuhr, beträfen Aebbes Schicksal – und die Bedeutung des Menologiums der Isolde.
    Ibn Zuhr schrieb – vielleicht verständlicherweise – nur wenig über sich selbst. Nach Arngrims Tod war er aus Wessex nach Mercien geflohen und hatte sich dann auf den Straßen, die er einst mit Cynewulf und seinem Herrn bereist hatte, auf den Weg nach Eoforwic-Jorvik
gemacht. Cynewulf verstand; dieser Mann der Städte von al-Andalus hatte das Stadtähnlichste gesucht, was Britannien zu bieten hatte.
    Von den Dänen und Engländern in Jorvik hatte sich der Maure natürlich deutlich abgehoben, aber in Jorvik gab es viele Händler aus den südlichen Ländern. Und in der regen, offenen Wirtschaft der dänischen Stadt war es ihm bald gelungen, mit seinen medizinischen Kenntnissen seinen kargen Lebensunterhalt zu bestreiten. »Vielleicht trägt mein exotisches Äußeres dazu bei, meinen Patienten ein Gefühl der Sicherheit bezüglich meiner Heilkräfte zu geben«, bemerkte er trocken.
    Eigentlich hatte er immer nur genug Geld verdienen wollen, um das Land verlassen und nach al-Andalus heimkehren zu können, und vielleicht würde er das eines Tages auch tun. »Aber ich war ein so junger Mann, als ich aus meiner Heimat verschleppt wurde, und dort muss sich so vieles verändert haben – wie auch bei mir selbst –, dass die Rückkehr vielleicht nur Enttäuschungen mit sich brächte.« Und da Jorvik wuchs und gedieh, stellte Ibn Zuhr zudem fest, dass ihm sein neues Leben recht gut gefiel. Er fand die Verschmelzung der Kulturen faszinierend. »Dänische Frauen spinnen den ganzen Winter, um Segel aus englischer Wolle zu fertigen …«
    Aber er hatte Arngrim nie vergeben, »dem einzigen Menschen, den ich jemals getötet habe«, das behauptete er zumindest. Über seine Kontakte zu Patienten und Händlern verfolgte er das Schicksal der Anführer
des Großen Heeres, das einst Cippanhamm angegriffen hatte.
    Er erfuhr, dass Egil, die Bestie von Cippanhamm, Arngrims Nemesis »und mein Helfershelfer bei der Tötung meines Herrn« nach Jorvik gekommen war, um seine Tage in der Halle seines Bruders zu beschließen, eines Schiffseigners namens Ulfjlot, »genauso brutal wie sein Bruder, obgleich im Besitz beider Arme und auch all seiner Zähne und einer heilen Nase«.
    Nicht lange nach Egils Rückkehr starb Ulfjlot an »heidnischen Ausschweifungen«, schrieb der Maure. Egil und seine Familie veranstalteten ein aufwändiges Bestattungsritual, um Ulfjlot den Übergang in die heidnische Anderwelt zu erleichtern. Ibn Zuhr schilderte die Geschehnisse bei diesem Ritual, wie sie ihm von einem Augenzeugen berichtet worden seien, behauptete er, aber so reich an Einzelheiten, dass Cynewulf sich fragte, ob er nicht selbst an dem Ritual teilgenommen hatte.
     
    Wie es bei diesen Leuten Brauch ist, wurden die Sklaven des Toten gefragt, wer von ihnen mit seinem Herrn sterben wolle. Eine junge Engländerin, die sich Aelfflaed nannte, bot sich an. Die anderen Sklaven machten sich natürlich aus dem Staub. Diese Aelfflaed, nicht mehr ganz jung, zernarbt, aber durchaus ansehnlich – das sollte bei dem, was

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