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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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folgte, wichtig sein –, würde genügen.
    Sie wurde also ergriffen und in die Obhut zweier junger Frauen des Haushalts gegeben, die sie zehn
Tage lang bedienten. Sie aß, trank und frönte jedem Vergnügen, das sie ihr bieten konnten.
    Unterdessen wurde Ulfjlits schönstes Schiff aufs Flussufer gezogen und auf ein hölzernes Gerüst gelegt, unter dem man Feuerholz aufhäufte. Mittschiffs stellte man ein Segeltuchzelt über einer Liege auf. Ulfjlots Brüder und deren Männer errichteten sich Zelte in der unmittelbaren Umgebung des Schiffes; es waren sieben, einschließlich Egil.
    Die ganze Zeit hindurch war Ulfjlots unschöner Leichnam in einem behelfsmäßigen Grab vor sich hin verwest. Jetzt gruben sie ihn aus, kleideten ihn in feine Gewänder und Pelze und legten ihn in das Zelt auf dem Schiff, wo sie ihn mit Kissen auf der Liege abstützten. Zu seinen Füßen häuften sie Speisen und Getränke auf und legten ihm Waffen und Rüstung an die Seite. Tiere – ein Hund, ein Hahn, zwei Pferde und zwei Kühe – wurden geschlachtet, zerteilt und ins Schiff gelegt.
    Die zehn Vergnügungstage der Sklavin waren vorbei; jetzt blieb nur noch die Pflicht. Sie ging von Zelt zu Zelt, und Ulfjlots Männer verkehrten mit ihr. Jeder von ihnen erklärte ihr rituell: »Ich tue das aus Liebe zu deinem Herrn. Erzähl das deinem Gott.« Es war hart für sie, denn die Liebe dieser Burschen ist grob, und als der Rohling Egil mit ihr fertig war, konnte sie kaum noch laufen. Aber mein Zeuge bemerkte, dass die Männer sich hinterher unwohl zu fühlen schienen.
    Nachdem sie diese schmutzige Pflicht absolviert hatte, wurde sie zu einer Art Torweg gebracht, einem
hölzernen Bogen. Die Männer hoben sie auf ihren Händen hoch (Egil nur mit einer Hand!), und sie schaute durch den Rahmen und sagte: »Ich sehe meinen Gott in der Oberwelt. Schickt mich zu ihm.«
    Also brachten die sieben Aelfflaed in Ulfjlots Zelt auf dem Schiff und legten sie neben ihren toten Herrn. Die Männer versammelten sich um das Schiff und schlugen lauthals schreiend auf ihre Schilde, damit die anderen Sklaven nicht hörten, was geschah.
    Zwei von ihnen packten sie an den Füßen, zwei an den Händen, und zwei weitere hielten die Enden eines Seils, das um ihren Hals geschlungen war. Du musst dir die Szene vorstellen, Pater: das winzige, nach Salz stinkende Segeltuchzelt, der verwesende Leichnam in seinem besten Staat, die brutalen Kerle, die wie Tiere über Aelfflaed hockten.
    Nun betrat eine Frau das Zelt, die »Todesengel« genannt wurde, und als die beiden Männer das Seil stramm zogen, stach sie Aelfflaed wieder und wieder in die Brust, bis kein Leben mehr in ihr war. Dann zogen sich alle aus dem Zelt zurück.
    Egil, der oberste Trauernde, stand vor dem Schiff. Nackt, einarmig, sein Gesicht eine Ruine – was für einen Anblick die Bestie von Cippanhamm bot! In seiner verbliebenen Hand hielt er einen Feuerbrand, und damit steckte er den Scheiterhaufen an. Binnen einer Stunde war das Schiff verschwunden; verzehrt vom Feuer, brachte es Ulfjlot in sein grausames Paradies.
    Doch nach diesem uninteressanten heidnischen Unsinn wurden die sieben Männer, die Ulfjlot betrauert
hatten, einer nach dem anderen krank, Cynewulf. Selbst beim Totenschmaus kotzten sie, und bald spritzte ätzende Gallenflüssigkeit zwischen ihren haarigen Pobacken hervor. Binnen eines Tages wurden ihr Erbrochenes und ihr Stuhl blutig – ich habe es gesehen, denn ich wurde geholt, um sie zu untersuchen.
    Die meisten von ihnen brauchten zwei, drei Tage zum Sterben. Egil war stärker als die anderen; er brauchte sieben. Er war bis zum Ende bei Bewusstsein, während ihm der Stoff seines Körpers zum Arsch herausfloss.
    Ich glaube, du errätst, zu welchem Schluss ich gelangt bin, Cynewulf. Die Sklavin, die mit Ulfjlot gestorben ist, war bestimmt Aebbe, die sich, nachdem Egil ihren Körper und ihr Leben zerstört hatte, der Planung ihrer Rache gewidmet hatte. Wenn ich mich recht entsinne, war Aelfflaed der Name ihrer Urgroßmutter von Lindisfarena, die sie bewundert hat. Natürlich trug sie immer noch die Narben von Egils Misshandlungen. Vielleicht hat sie sie bedeckt. Oder vielleicht wusste Egil gar nicht mehr, dass er sie ihr zugefügt hatte. Vielleicht hat er so viele Frauen auf diese Weise verletzt, dass die Erinnerungen miteinander verschmolzen. Offenbar hat er sie nicht erkannt.
    Und als Ulfjlots Männer an jenem Tag bei ihr lagen, infizierte sie jeden von ihnen mit der Krankheit, die sie alle

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