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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mehr um Ehre oder Unehre. Du hast keine Wahl.«
    Harold drehte sich zu ihm um. Sein breites, hübsches Gesicht war verzerrt. »Hol dich der Teufel, Priester. Du bist immer da , nicht wahr? Verfinsterst immer meine Seele. Immer bereit, mich einen Schritt weiter zur ewigen Verdammnis zu führen.«
    »Harold«, flüsterte Edward. »Schleichst du um mich herum, um meinen Thron zu rauben?«
    »Nein – dieser Priester – das ist nicht meine Absicht …«
    »Ich habe zwanzig Jahre lang den Frieden in unserer Heimat bewahrt. Nun, England steht eine heiße Zeit bevor. Mein ganzes Leben lang bin ich von euch Godwines schier erstickt worden. Du bist ein besserer Mann als dein Vater, aber jetzt, in dieser Ausnahmesituation, zeigt sich, dass du auch nicht anders bist als er.«
    »Sire …«
    »Dein Vater hat meinen Bruder geblendet und erschlagen.
Ich bete, dass du deine Brüder vor dir sterben siehst, Harold Godwineson. Ich bete, dass du sie alle sterben siehst, bevor du deinerseits geblendet wirst und stirbst.«
    Harolds Gesicht wurde hart. Sihtric schwieg klugerweise.
    Edwards Atem rasselte in seiner Kehle, einmal, zweimal, dreimal. Dann kam ein letztes Ausatmen, das fast erleichtert klang, als lege er eine schwere Last ab.
    Harold richtete sich auf. »Der König hat die Gefahr erkannt, die England droht. Er hat geruht, den Thron und die Sicherheit seiner Königin, meiner Schwester, mir zu übertragen.« Er sah sich mit funkelndem Blick in dem Raum um. »Ihr habt es alle gehört.«
    Natürlich hatte keiner der Anwesenden etwas dergleichen gehört. Aber niemand wollte Harolds kalte Wut auf sich ziehen. Selbst Edith, seine Schwester, die Witwe des Königs, vermied es, ihm in die Augen zu schauen.

IX
    Harold Godwineson wurde in der Kirche von Westmynster nach Manier der Nachkommen von Alfred gekrönt, mit Szepter und Streitaxt in den Händen. Obwohl die Krönungszeremonie ein großes Spektakel war und der anschließende Festschmaus üppig, beklagten sich manche hinter vorgehaltener Hand über die unziemliche Eile, denn der neue König wurde schon am Tag nach dem Tod des alten gekrönt. Doch da an jedem Horizont Anwärter dräuten, hatte sich Harold beeilt, sich den Thron zu sichern.
    Unmittelbar nach der Krönung begann er, die Landesverteidigung zu organisieren. Er gab Befehl, die erforderlichen Vorbereitungen zur Verproviantierung und Einberufung der Fyrd zu treffen und ihm eine Flotte aufzubauen, die gut genug war, um die Küste zu schützen.
    Godgifu hoffte, mehr Zeit mit Orm verbringen zu können. Aber Harold brach bald in den Norden auf, um in Northumbrien nach dem Rechten zu sehen, und da Sihtric und Godgifu zu seinem Gefolge gehörten, wurden sie getrennt. Keiner von ihnen rechnete damit, dass sie sich vor dem März wiedersehen würden.
    Orm fand jedoch Arbeit bei den Huscarls und
Thegns. Da Edward für Frieden gesorgt hatte, war es viele Jahre her, dass eine größere Schlacht auf englischem Boden ausgetragen worden war. Nun fanden sich die Adligen von England auf einmal unter einem kriegerischen König wieder, in einem Land, das offenkundig bedroht wurde. Es gab jede Menge Söhne, die eine Kampfausbildung benötigten, und Orm hatte viel zu tun. Doch wegen seiner früheren Verbindungen zu den Normannen wurde er von pummeligen, kränklichen Thegns mit einer gewissen Verachtung behandelt.
    In Northumbrien hatte Harold in Morcar, den er als neuen Earl gegen seinen Bruder Tostig unterstützt hatte, bereits einen vorläufigen Verbündeten gefunden. Aber Morcar und sein Bruder Edwin, der Earl von Mercien, repräsentierten die einzige bedeutsame Dynastie in England neben den Godwines und Alfreds Geschlecht. Darum heiratete Harold keine zwei Monate nach seiner Krönung Aldgytha, die Schwester von Edwin und Morcar, so wie sein eigener Vater König Edward seine Tochter zur Frau gegeben hatte. Das tat er, obwohl er seit zwanzig Jahren mit Edith Schwanenhals verheiratet war, die ihm sechs Kinder geboren hatte. Harolds Ehe mit Edith war jedoch more Danico gewesen, den dänischen Bräuchen gemäß – nicht von der Kirche geheiligt, aber in der englischen Gesellschaft akzeptiert.
    Und binnen eines weiteren Monats war Aldgytha schwanger, obwohl sie erst dreizehn war.
    »Eins muss man dem Mann lassen«, sagte Orm zu
Godgifu, als sie sich im März in Lunden trafen. »Edward ist gerade mal drei Monate tot, und schon hat Harold seine einzigen möglichen Rivalen in England in seine brandneue Dynastie einbezogen. Obwohl ich Probleme

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