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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Nachricht den Alkohol weggebrannt. »Die Welt dreht sich an diesem trostlosen Nachmittag.«
    »Und Harold hat nach dir gefragt?«, wollte Godgifu wissen.
    »Nein, aber ich werde trotzdem dort sein. Das hast du alles bestimmt nicht erwartet, als du heute in deinem Drachenschiff den Fluss heraufgepaddelt bist, hm, Wikinger? Komm mit, und bleib in meiner Nähe.« Und er eilte geschäftig weiter.

VII
    Eine Menschenmenge umringte den Palast an diesem kalten Nachmittag, wie Motten angelockt vom schwarzen Licht von Edwards Tod. Trauer lag in der Luft, aber auch eine außergewöhnliche, knisternde Spannung. Mit dem Tod eines Königs würde sich alles ändern, und niemand konnte sich seiner Position in der neuen Ordnung sicher sein – nicht einmal die Godwines.
    Trotz Sihtrics Status als Vertrauter von Harold brauchten sie einige Zeit, um an den königlichen Wachen vorbeizukommen. Und während sie in der Schlange vor der riesigen Tür warteten, musste Orm dem Priester von Vinland erzählen.
    Die Geschichte handelte von Orms Vorfahren. Jener Egil, der einst Alfreds Heer bei der berühmten Schlacht von Ethandune gegenübergestanden hatte, war einer würdelosen Krankheit erlegen. Die Schmach war so schlimm, dass Egils Sohn, der nächste Egil, sich gezwungen sah, seine Heimat in Dänemark zu verlassen. Er beschloss, sich der großen Auswanderung von Nordmännern übers Westmeer anzuschließen.
    Es war dies eine heroische Zeit, als die Drachenschiffe der Nordmänner ins Herz der alten Welt eingedrungen
und bis nach Konstantinopel vorgestoßen waren – und zur selben Zeit fuhren sie auch nach Westen. Wikinger hatten die äußeren Inseln Britanniens besiedelt, die bis auf primitive Leute und ein paar eremitische Mönche unbewohnt gewesen waren. Aber manche waren noch weiter nach Westen gesegelt und hatten eine andere, viel größere Insel gefunden, die sie »Land des Eises« nannten – Island. Zum ersten Mal befanden sich die Wikinger in einem Land, in dem es keine Ureinwohner gab, einem Land, das sie nach Gutdünken formen konnten. Sie errichteten eine stabile und gut funktionierende Gesellschaft von neuer Art. Die großen Landbesitzer pflegten sich zu einer Vollversammlung namens althing an einer spektakulären zentralen Stätte namens thingvellir zu treffen.
    »Ich habe davon gehört«, sagte Sihtric. »Erstaunlicherweise haben diese Siedler mit ihren haarigen Ärschen verkündet, ihr einziger König sei das Gesetz. Demokratie, die überall ums Nordmeer erblüht! Aber ich glaube kaum, dass du weißt, wer Demosthenes war, stimmt’s, Orm?«
    Und noch ehrgeizigere Siedler waren noch weiter westwärts vorgedrungen.
    »Ein Mann namens Erik der Rote hat die erste Reise unternommen«, sagte Orm. »Ein Sohn von Egil hat ihn begleitet. Das war der Sohn des Sohnes von …«
    »Nicht so wichtig.«
    Erik führte Siedler zu dieser neuen Insel, der er den verführerischen Namen Grönland gab – grünes Land –, und bald entwickelten sich zwei gesunde
Siedlungen. »Ich habe sie selbst besucht«, sagte Orm. »Mein Vater hat mich einmal auf eine Handelsfahrt dorthin mitgenommen. Sie züchten Rinder und Schafe, jagen Walrösser, Robben und Eisbären und fangen Fische. Einige halten an den alten religiösen Überzeugungen fest, wie mein Vater und auch ich selbst. Die meisten sind aber gute Christen. Sie entrichten ihren Tribut an die Bischöfe daheim, die ihn zum Papst weiterschicken.«
    »Und«, sprang ihm Sihtric bei, »manche Forscher fuhren sogar noch weiter nach Westen.«
    So war es. Die neuen Länder waren das erste Mal zur Zeit Eriks des Roten gesichtet worden, und zwar von einem Mann namens Bjarni Herjolffson, der auf dem Weg nach Grönland durch starke Winde vom Kurs abgekommen war und sich im Nebel verirrt hatte. Er stieß auf eine dicht bewaldete Küstenlinie, die ganz anders aussah als die von Grönland. Bjarni war nicht gelandet, dafür versuchte jedoch einige Zeit später Leif, der Sohn Eriks des Roten, fasziniert von Bjarnis Bericht, dessen zufällige Reise zu rekonstruieren. Dazu fuhr er mit Bjarnis Schiff, denn Schiffe kannten ihren Weg.
    Sihtric verdrehte die Augen. »Heidnischer Aberglaube!«
    Leifs erster Anlegeplatz war wertlos, nichts als Gletscher und Felsbrocken, und er nannte ihn Helluland. Die nächste Landung fand an einem Ort statt, den er Markland nannte; hier gab es dichte Wälder. Und schließlich stieß er auf ein Gebiet namens Vinland,
Land des Weins, denn einer seiner Männer bekam einen Rausch, weil

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