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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Schiffe fuhren von Norwegen nach England. Als ihre Küstenstädte brannten, wussten die Engländer, dass fast dreihundert Jahre nach Lindisfarena eine weitere Nordmänner-Invasion unter Harald begonnen hatte, den man den »letzten Wikinger« nannte.
    Harald vereinigte seine Truppen mit denen von Tostig, und für Godgifu änderte sich die Lage. Die Norweger unterschieden sich von den Engländern; selbst stocknüchtern an einem Sonntagmorgen waren sie ein räuberischer Haufen. Daher befolgte Godgifu den Rat von Estrith, die sich mit ihr angefreundet hatte, und zog sich in dieses Frauenlager zurück, in dem sich mehrere hundert von ihnen, zumeist Engländerinnen, zusammengeschart hatten, um vor den Verbündeten
ihrer Gatten in Sicherheit zu sein. Hier war man weitab von den Kämpfen, aber es gab jede Menge Arbeit. Und wenn nichts anderes mehr fruchtete, konnte man so tun, als wäre man die Gattin eines Norwegers, und sich hinsetzen und Segeltuch spinnen.
    Die Norweger waren flussaufwärts gefahren und gegen Jorvik marschiert. Die nördlichen Earls, Morcar und Edwin, stellten sich ihnen auf einem Landgut entgegen, das Morcar gehörte – und früher einmal Tostig gehört hatte –, an einem Ort namens Foul Ford, wo sie die Straße und den Fluss sperren konnten und wo ihre Flanken durch Sümpfe geschützt waren. Es war ein guter Platz, aber das Gefecht kam zu früh. Vielleicht hätten die Earls auf Harolds Verstärkungen warten sollen – aber sie hatten gehofft, die Norweger von Jorvik fern halten zu können.
    Sie versuchten ihr Glück und verloren. Obwohl die Earls selbst überlebten, wurden die englischen Truppen vernichtet. Bald kamen führende Bürger Jorviks zu Harald dem Harten, um ihm Treue zu schwören.
    Harald und Tostig taten sich an der Siegesbeute gütlich und ruhten sich aus. Harald hätte in Jorviks Mauern bleiben können, aber er verlegte sein Heer nach Osten zu einer Stelle am Fluss bei Stamfordbrycg, zwischen seiner Flotte und Jorvik. Es war ein guter Platz, ein Ort, wo Straßen zusammenliefen und von wo aus man ebenso leicht in die Stadt wie zur Flotte kam. Tostig hatte ihm die Stelle empfohlen, denn sie war auch in politischer Hinsicht eine gute Wahl, da sie sich am Schnittpunkt mehrerer Hundertschaften befand.
Hier warteten sie auf Geiseln, die von der Grafschaft gestellt werden sollten.
    Stamfordbrycg eignete sich allerdings nicht für eine Schlacht. Aber das war auch nicht nötig. Die Norweger hatten an diesem Abschnitt sumpfigen Ackerlands am Fluss keine Befestigungsanlagen erbaut. Sie hatten sogar ihre Truppen zwischen der Brücke und der Flotte aufgesplittet. Ein Teil ihrer Kettenpanzer und ihrer schweren Ausrüstung war ebenfalls bei der Flotte.
    Warum auch nicht? König Harold hatte den Sommer in einem Lager an der Südküste verbracht und auf eine Invasion der Normannen gewartet, die nicht stattgefunden hatte. Jetzt besaß er nicht einmal mehr ein Heer. Die Fyrd konnte nur für zwei Monate einberufen werden; so lautete das Gesetz. Harold hatte diese Zeit auf vier Monate ausgedehnt, aber Anfang September war ihm die Nahrung ausgegangen, und er hatte der Auflösung der Fyrd zustimmen müssen.
    Vom norwegischen Standpunkt aus war Harold am falschen Ende des Landes und hatte weder ein Heer noch genug Zeit.
    Und doch war er nun hier, mit einem Heer, nur fünf Tage nach der Niederlage der nördlichen Earls. Fünf Tage .
    Zusammen mit einigen wenigen Kindern, älteren Männern und Verwundeten bildeten die Frauen eine lockere Karawane, einen Strom von Frauen, Karren, Pferden und Gepäck. Sie würden nach Osten gehen, zu den Schiffen – stets der erste Zufluchtsort für Wikinger.

    Und Godgifu sah, dass sich die Engländer kaum eine Stunde, nachdem sie die Brücke erreicht hatten, schon wieder in Bewegung setzten. Harolds diplomatische Bemühungen waren offenkundig auf Ablehnung gestoßen, und nun verschwendete er keine Zeit. Die Engländer rückten massenhaft vor. Die vorderen Reihen hatten ihre Schilde zu einem Wall verbunden, und sie marschierten im Gleichschritt, Tausende von Männern. Und sie trommelten auf ihre Schilde und brüllten: »Ut! Ut! « Hinaus! Hinaus! Trotz des Blutvergießens, das sie bereits gesehen hatte, spürte Godgifu, wie ihr Puls bei dem Sprechchor der Männer, dem Getrommel auf ihre Schilde, dem Glitzern ihrer Lanzen raste.
    Sie wusste, dass die Norweger auf die Engländer herabsahen; sie hielten sie für einen Haufen von Bauern, die mit rostigen Schwertern und ein oder

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