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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hat? Nach dem hier? « Estrith zuckte die Achseln. »Dann ist er ein Narr. Aber das ist seine Sache. Jedenfalls … während sie reden, was nicht lange dauern wird, müssen wir weg.«
    »Warum?«
    Estrith seufzte. »Du bist wirklich grün hinter den Ohren. Jeder weiß, dass der normannische Bastard
an der fränkischen Küste herumschleicht und darauf wartet, dass der Wind ihn nach England trägt. Glaubst du, Harold wird den Überresten von Hardradas Mob Gnade erweisen, damit sie weiterhin Northumbrien unsicher machen können? Nein. Harold wird sie erschlagen. Und mit uns wird er ebenso unnachsichtig verfahren, das lass dir gesagt sein.«
    »Also laufen wir weg.«
    »Wir laufen weg.«
    Aber noch während sie zusammen mit den anderen Frauen in hektischer Eile das Lager abbrach, behielt Godgifu das Schlachtfeld im Auge. Es gelang ihr einfach nicht, das Blut zu vergessen, und es kam ihr vor, als wäre schon sehr viel Zeit vergangen, seit sie sich im Mai Tostig angeschlossen hatte, als wäre es eine lange Reise gewesen, die sie zu diesem schlammigen Flussufer in Northumbrien geführt hatte.

XV
    Godgifu war seit Tostigs ersten Landungen an der Südküste mit ihm geritten. Seine Männer hatten zunächst nicht recht gewusst, was sie von ihr halten sollten. Sie war eine Frau, die kämpfte; sie war weder eine Ehefrau noch eine Nonne oder eine Hure. Bei den kleinen Scharmützeln im Gefolge von Tostigs Überfällen entlang der Küste hatte sie jedoch gezeigt, was sie wert war. Die Engländer behandelten sie mit Respekt, und sie wurde von ihnen niemals belästigt.
    Und sie hatte es genossen, auf einem Pferd zu sitzen, ein Schwert oder eine Axt in der Hand zu halten oder den Atem des Meeres im Gesicht zu spüren, wenn sie auf Tostigs Schiffen fuhren. Wie Orm gesagt hatte, es war schön, die moralischen Verwicklungen und Kompromisse eines Königshofes los zu sein, in die Loyalität zu seinem Herrn einzutauchen und sich in schlichte körperliche Tätigkeiten zu stürzen.
    Aber Harold hatte es geschafft, Tostig von der Südküste zu vertreiben. Englands Verteidigungskräfte, die Kriegsflotte und die Fyrd, hatten schnell auf die Einberufung reagiert und ihre erste Prüfung unter Harold bestanden.
    Der verbitterte Tostig segelte um die Küste herum
in den Nordosten. Er suchte Hilfe bei den Dänen und wandte sich angeblich sogar an William. Aber der Bastard hatte seine eigenen Pläne, und in denen kamen keine Godwines vor. Tostig landete im Norden und wollte nach Jorvik marschieren. Aber die Earls des Nordens, Morcar und sein Bruder Edwin von Mercien, hatten ihn erneut zurückgeschlagen. Harolds Taktik, in aller Eile ihre Schwester zu heiraten, hatte sich offenbar ausgezahlt.
    Tostig verbrachte den langen Sommer dumpf vor sich hinbrütend in Schottland. Und zur selben Zeit schickte er Gesandte in alle Anrainerländer des Nordmeers.
    Während des Sommers hatte Godgifu Harald den Harten, König von Norwegen, mehrmals gesehen. Er war ungefähr fünfzig Jahre alt und so groß, dass er die meisten seiner Soldaten turmhoch überragte, und doch trug er das Haar, den Bart und den Schnurrbart sorgfältig gestutzt. Manche behaupteten sogar, er färbe sich die Haare. Es war eine affektierte Angewohnheit, die er sich während seines langen und exotischen Werdegangs im Osten angeeignet haben mochte.
    Schon im Alter von fünfzehn Jahren war er von Knut in die Verbannung geschickt worden. Harald hatte bei der Waräger-Garde in Konstantinopel gedient und in Sizilien, Afrika, Griechenland, Italien und dem Heiligen Land gekämpft. Bald stand er im Ruf, Glück zu haben und tapfer zu sein – und gnadenlos hart; er war berühmt dafür, dass er weibliche Gefangene in Ketten auf seine Schiffe schleppte. Ungeheuer
reich war er zurückgekehrt, um in seiner Heimat die Krone zu beanspruchen, und hatte sofort einen Krieg gegen die Dänen vom Zaun gebrochen, der sechzehn Jahre dauerte.
    Als Tostig in diesem Sommer auf der Suche nach einem Verbündeten Kontakt mit ihm aufnahm, war Harald völlig pleite, ausgelaugt vom Krieg. Aber er hatte einen gewissen Anspruch auf England, denn er behauptete, einen Vertrag mit einem von Knuts Söhnen geschlossen zu haben. Und er hatte ein von sechzehn Kriegsjahren abgehärtetes Heer, das in ganz Europa berühmt war. In Tostigs Bitte sah er eine Gelegenheit. Wenn er England jemals angreifen wollte, dann war dies jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, in den ersten Monaten von Harolds frisch gebackener Herrschaft.
    Dreihundert

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