Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
dachte Cynewulf. Fasziniert und irritiert,
von dem Wunsch beseelt, die glatte Fassade dieses sehr selbstbewussten Mannes zu durchdringen, versuchte er, seine nächste Frage in Worte zu fassen.
    Und dann wurde die Tür eingeschlagen. Eisige Luft strömte herein. Die Wandlampen flackerten.
    Mit lautem Gebrüll rannten die Eindringlinge schnurstracks in die Halle.

IV
    Die hochgewachsenen, behelmten Männer trugen Mäntel aus Leder, und sie schwangen glänzende Äxte. Sie liefen durchs Mittelschiff, zwischen den riesigen Eichensäulen hindurch. Sie stiegen sogar auf die langen Tische und rannten darauf entlang. Keiner von ihnen hatte einen Schild. Vielleicht glaubten sie, auf Schilde verzichten zu können.
    Und diese grausamen Äxte sausten hin und her, schlugen mit einem einzigen Streich Köpfe und Gliedmaßen ab, und Schwerter bohrten sich in dicht zusammengedrängtes Fleisch. Plötzlich war überall Blut, es stank nach Eisen, und ein noch üblerer Geruch von versagenden Schließmuskeln breitete sich aus. Die Halle wurde zu einem Strudel aus Fleisch. Und der englische Kriegeradel ergriff schreiend die Flucht, von Panik erfüllt wie Schafe.
    Für Cynewulf, der immer noch wie betäubt auf seiner Bank saß, war es ein Übergang vom Licht zur Dunkelheit, von Ordnung zum Chaos, von Menschlichkeit zu etwas Blutigem und Urtümlichem, und es war binnen eines Herzschlags oder noch schneller geschehen. Und er war schockiert über die Jugend dieser Wüteriche. Wenige von ihnen schienen viel älter als
zwanzig zu sein. Sie verrichteten ihr Werk mit einer gewissen Begeisterung, einer Freude am Töten.
    Arngrim zog Cynewulf auf die Beine und an die Wand, heraus aus dem Gewühl. Er war mit einer Saufeder bewaffnet, die er von der Wand genommen hatte, und seine Miene war eine eiserne Maske. »Wir müssen weg von hier.«
    »Arngrim, wie hat das geschehen können? Es gab doch einen Waffenstillstand.«
    »Gebrochen. Spielt keine Rolle. Hast du gehört, was ich gesagt habe? Ibn Zuhr, bring ihn raus.«
    Der Maure war so ruhig wie eh und je. Er fasste den Priester am Arm.
    Doch in diesem Moment sah Cynewulf, wie Aebbe im Gedränge stürzte. Er versuchte sich von dem Mauren loszureißen, aber Ibn Zuhrs Griff war fest, und er kam nicht an sie heran.
    Ein älterer Mann, ein schwerfälliges Scheusal mit einem langen, dicken Kettenhemd, stand auf einem Tisch und zeigte auf Alfreds Thron. Er sprach Dänisch, eine Sprache, die zu viele Engländer hatten lernen müssen, und Cynewulf hörte deutlich, was er rief. »Da ist er! Der König! Mir nach! Folgt Egil, dem Sohn von Egil! Mir nach! « Er polterte über die Tischplatte, gefolgt von einer wilden Meute, und verstreute unterwegs Teller und Becher. Er war wie ein Bulle, dachte Cynewulf entsetzt, ein riesiges, schweres Tier, ohne jegliche menschlichen Züge. Und er lief auf den König zu.
    Arngrim sprang auf den Tisch und trat ihm entgegen.
Ohne Rüstung oder Helm, nur mit der Saufeder bewaffnet, stand der Thegn auf der Tischplatte und wich nicht von der Stelle. Der Angriff war auf diese fundamentale Essenz reduziert: zwei Männer, einer, der brüllend vorwärtsstürmte, der andere, der ruhig und entschlossen dastand wie ein Fels.
    Bei seinem letzten Schritt schwang Egil die blutige Axt.
    Arngrim duckte sich und stieß mit seinem Speer zu. Er zielte auf die Hüfte des Dänen, unterhalb des Kettenhemds.
    Egils Axt lenkte die Spitze des Speers ab, doch der Schaft prallte gegen seine Rippen. Egil verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem lauten Krachen vom Tisch in die brodelnde Menge. Im Nu war er wieder auf den Beinen und hieb um sich, hackte sich durch Menschen wie durch ein Seegrasbett.
    Einen Moment lang schauten Arngrim und er sich in die Augen. Cynewulf hatte genug mit Kriegern zu tun gehabt, um das düstere Versprechen zu verstehen, das in diesem Blick lag, ein Pakt, der nur im Tod aufgekündigt werden konnte.
    Aber Cynewulf langte nach oben und packte Arngrim am Arm. »Kümmere dich nicht um ihn. Der König! Rette den König!«
    Arngrim sprang zu Boden und griff sich ein Schwert von einem Haufen von Rüstungsteilen auf einer Bank. »Schaff ihn hier raus, Maure!«
    »Aber Aebbe …«
    »Sie ist verloren. Jetzt geht es um den König. Folgt
mir, Engländer!«, brüllte er und lief mit erhobenem Schwert durch die Halle zum Thron.
    Alfred kämpfte inmitten einer Schar von Panik erfüllter Krieger und Priester, durch die sich die Nordmänner hackten, um an ihn heranzukommen. Arngrim, der in dem

Weitere Kostenlose Bücher