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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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leben versuchte. Es war jedoch ein beunruhigender Gedanke, dass aus diesen blutigen Waffen und kaputten Rüstungsteilen wahrscheinlich neue Gerätschaften für weiteres Töten geschmiedet werden würden.
    Cynewulf beobachtete Ibn Zuhr, der im Haus herumstöberte. »Ich habe dich vom Sauberkeitsbedürfnis sprechen hören. Wie fühlst du dich hier?«
    »Die Sitten und Gebräuche dieses Landes – und eure – gehen mich nichts an.«
    »Nur frei heraus mit der Sprache, Mann. Ich will es wissen.«
    Ibn Zuhr musterte ihn. »Ihr beseitigt körperliche Ausscheidungen ohne jegliches Schamgefühl. Nach dem Essen oder dem Geschlechtsakt wascht ihr euch nicht. Ihr seid alle so schmutzig, dass ihr auch direkt neben einer Jauchegrube schlafen könnt, ohne dass es viel ausmacht.« Er lächelte. »Ansonsten ist euer Land eine wahre Freude.«
    Als sie in dieser ersten Nacht alle in Haufen von Decken gehüllt um das verlöschende Feuer kauerten, stellte sich heraus, dass Leofgars Beziehung zu Gytha nicht rein geschäftlicher Natur war. Arngrim lachte im Dunkeln und ermutigte seinen Freund. »Nur nicht lockerlassen, Leofgar, dein Rohr pumpt bestimmt gleich los.«

    Leofgars geräuschvolles Gehobel machte es Cynewulf unmöglich zu schlafen. Noch schlimmer war jedoch, dass die Geräusche und Gerüche ihrer irdischen Leidenschaft sich ihren Weg in Cynewulfs Kopf bahnten und er eine Erektion bekam, deren Härte ihm den Wesenskern aus der Seele zu saugen schien. Endlich griff er unter seine Decke und erleichterte sich mit ein paar energischen Bewegungen, während er zugleich mit leisen Gebeten um Vergebung bat. Es war eine Handlung, die ihm kein Vergnügen bereitete, sondern ihn nur mit Scham erfüllte, und am Morgen war er sicher, dass die anderen wussten, was er getan hatte – insbesondere Arngrim, der ihn angrinste, als würden nur sie beide einen geheimen Witz kennen.
    Er spürte die schmerzhafte Schande dieser Augenblicke im Dunkeln später an diesem Tag noch stärker, als Leofgar Aebbe mitbrachte.
    Sie stand in Gythas Haus – hinsetzen wollte sie sich nicht. Sie trug einen schmutzigen, zerrissenen und grob geflickten Kittel. Ihre Füße waren nackt, sie hatte blaue Flecken an den Armen und den bloßen Schenkeln, ihre Haare waren eine Matte aus Dreck, und eine Wange war geschwollen und blutig.
    »Es war nicht schwer, sie aufzuspüren«, sagte der Händler unverblümt. »Guthrums Leute sind die einzigen Dänen, die noch kämpfen, und sein Schatz an Sklaven und Beute hat bei seiner Ankunft in der Stadt einiges Aufsehen erregt.«
    Leofgar sagte, Aebbe sei mit einem Schub von einem Dutzend Mädchen aus Cippanhamm an einen Händler
verkauft worden, der sie auf den Kontinent bringen wollte. Junge, blonde Engländerinnen ließen sich im Osten gut verkaufen. Aebbe war jedoch »zu stark beschädigt«, um einen guten Preis zu bringen. Bei dieser Formulierung lief Cynewulf ein kalter Schauer über den Rücken. Wie es schien, hatte der Händler sie ohne genauere Untersuchung erworben; da er sich betrogen fühlte, hatte er seine Wut an dem Mädchen ausgelassen. Dann hatte er sie trotzdem verkauft. Sie war stark und stämmig, und ein Bauer nahm sie zu einem herabgesetzten Preis, um sie als Landarbeiterin einzusetzen. Von diesem Bauern hatte Leofgar sie zurückkaufen können, wenn auch gegen ein Aufgeld.
    Leofgar verzog das Gesicht. »Wie es scheint, hat jeder außer mir Gewinn mit diesem Mädchen gemacht.«
    Cynewulf näherte sich Aebbe voller Scham. Er hatte sie im Stich gelassen; schließlich hatte er sie in die Halle des Königs gebracht und ihr versprochen, dass sie dort in Sicherheit wäre. Aber er musste mit ihr reden. »Aebbe. Ich bin’s, Cynewulf. Erinnerst du dich an mich?«
    »Ich habe vieles verloren, Priester, aber nicht den Verstand«, sagte sie dumpf.
    »Und du erinnerst dich auch noch an das Menologium …«
    »Das Gedächtnis habe ich auch nicht verloren.« Sie blickte trotzig auf.
    Cynewulf glaubte zu wissen, was sie dachte: dass er sie nur wegen dem wollte, was sie im Kopf hatte, so
wie andere Männer sie nur wegen des dunklen Raumes zwischen ihren Schenkeln gewollt hatten, nicht um ihretwillen . »Und kommst du mit mir nach Wessex zurück? Die Prophezeiung könnte nämlich noch immer von großem Wert sein.«
    »Warum sollte ich? Meine Urgroßmutter hatte recht. Alle Männer sind Narren und Feiglinge oder Schlimmeres. Warum sollte ich dir helfen?«
    »Weil dein König es befiehlt«, polterte Leofgar.
    »Aber mein König hat

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