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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zögerte. »Es ist vielleicht am besten, wenn du das vom König erfährst. Wir waren während der Zwölfnacht in Alfreds Halle, als die Dänen uns überfallen haben. Ich selbst stand ihrem Anführer gegenüber …«
    »Egil. Ich erinnere mich an dich.« Ordgar senkte sein Schwert, und Cynewulf stieß den angehaltenen Atem aus. »Die Männer sprechen noch immer davon, was du in dieser Nacht getan hast, Arngrim, Sohn von Arngrim. Du hast Egil keinen Fußbreit Boden überlassen.«
    Arngrim grinste. »Keinen Fußbreit Tischplatte, um genau zu sein. Wir waren ein paar Wochen weg. Was gibt’s Neues?«
    »Nichts Gutes. Guthrum hat einen großen Teil von Wessex eingenommen. Seine Truppen sind weit verteilt, und Alfreds Angriffe halten das Große Heer fest.
Aber sie holen sich Tiere – sie schlachten sogar die trächtigen Mutterschafe –, sie vertreiben die Leute aus ihren Häusern und verfüttern das Stroh an ihre Pferde.«
    »Dann werden wir diesen Sommer hungern müssen.«
    »Ja. Und Aethelwold hat uns verraten. Er hat sich mit den Dänen verbündet.« Aethelwold, ein anderer Ealdorman, war Alfreds Neffe, der Sohn eines seiner toten Brüder. »Es heißt, dass ein zweites großes dänisches Heer unter Ubba von Westen kommt.«
    Cynewulf konnte es kaum glauben. »Ein zweites? «
    »Tausend Mann oder mehr, nach der Anzahl der Schiffe zu urteilen. Offenbar wollen Ubba und Guthrum Alfred und Wessex in die Zange nehmen. Ealdorman Odda macht sich bereit, ihnen entgegenzutreten. Aber …«
    Aber wenn sogar Alfreds Neffe den König im Stich gelassen hatte, war auf niemanden mehr Verlass; Ordgar ließ diese Schlussfolgerung unausgesprochen.
    Ordgar steckte sein Schwert in die Scheide. »Ich bringe euch zum König. Aber achtet auf euer Benehmen. Nicht nur Dänen haben versucht, den König zu töten, sondern auch Engländer, Männer unseres Blutes, die ihre Seele verkauft haben. Es ist eine gefährliche Zeit, und die Menschen sind auf der Hut.«
    Sie ritten weiter nach Westen, hinein in das teilweise überschwemmte Land. Selbst mitten am Tag hing noch ein Nebel in der Luft, eine bodennahe, klebrige Feuchtigkeit, die nach Fäulnis stank. Schließlich gelangten
sie an einen Ort, wo offene Wasserflächen fahl schimmerten und die einzigen trockenen Flecken Inseln waren, die aus dem trüben Wasser ragten. Stechkähne waren aus dem Wasser aufs Trockene gezogen worden.
    Hier ließ Ordgar sie absteigen. »Zu Pferde kommt man nicht weiter«, sagte er.
    Sie stiegen in Stechkähne, Cynewulf und Aebbe in einen, Arngrim und Ibn Zuhr in einen zweiten, dazu jeweils einer von Ordgars Männern. Zwei weitere Stechkähne folgten ihnen, sodass sie eine kleine Flotte mit nicht weniger als neun Bewaffneten bildeten, zu denen auch Arngrim gehörte. Cynewulf hatte Wasser noch nie gemocht, und er klammerte sich an die Bordwände eines Stechkahns, als das dicke grüne Sumpfwasser in den niedrigen Rumpf schwappte und Schilfrohr am Boden kratzte. Doch selbst die berühmten flachen Boote der Dänen konnten diesen zähen Morast nicht durchdringen.
    Es dunkelte bereits, als sich Aethelingaig im Nebel abzeichnete. Cynewulf sah Stechkähne und andere flache Boote kommen und gehen. Er nahm an, dass sie Anweisungen des Königs an seine Unterstützer draußen im Land mitnahmen und Informationen über die Bewegungen der Dänen zurückbrachten. Als sie sich der Insel näherten, erhob sich ein großer Kranich aus dem stillen Wasser und flatterte in den dunklen Himmel.
    In den Wochen von Cynewulfs Abwesenheit war es Alfred gelungen, sein Burh ein wenig besser zu organisieren.
Er hatte den natürlichen Schutz, den die überflutete Landschaft bot, durch einen Graben, einen Erdwall und eine Palisade verstärkt. Noch bevor sie zu dem Graben gelangten, kamen sie an Gruben voller angespitzter Pfähle vorbei; andere waren mit getrocknetem Schilfrohr gefüllt, das im Fall eines Angriffs angezündet werden konnte.
    Im Innern des Lagers schien man einiges unternommen zu haben, um das Land trockenzulegen, denn der Boden unter den Füßen war fester. Lederzelte standen in Reih und Glied, und es gab sogar ein paar feste Gebäude mit in den Boden gerammten Pfosten, Lehmmauern und Reetdächern. Einige Frauen und Kinder waren zu sehen, darunter vermutlich auch die Familie des Königs. Aber die meisten Männer trugen Kettenhemden, Schwerter und Äxte, und weitere Waffen und Schilde waren in der Nähe des Zauns aufgestapelt. Dies war ein kampfbereiter Ort; ganz gleich, wie hinterhältig

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