EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
Briefen förmlich überschüttete. Wenn Vittoria nicht Acht gab, würden sowohl ihr Mann als auch ihre Schwiegermutter bald selbst den Betrug entdecken, auch ohne Tante Lucrezias Einmischung.
Dankbar hatte Alessio sich aus Rom vor Vittorias ständigen Nachstellungen in sein ländliches Refugium geflüchtet, wo er für niemand erreichbar war. Hoffentlich fand sie während seiner Abwesenheit ein anderes Opfer für ihre Liebeslust. Andernfalls musste Alessio etwas einfallen, um die Affäre deutlicher zu beenden.
Und nun sah er sich einer noch misslicheren Lage gegenüber: Die unbekannte, unerwünschte junge Frau, die er aus Paolos Bett in sein eigenes locken musste, sorgte dafür. Wahrscheinlich würde er sich vorher sinnlos betrinken …
Wenn ich heil aus diesem Schlamassel herauskomme, lege ich ein Keuschheitsgelübde ab, dachte Alessio düster.
Guillermo öffnete bereits die schwere hölzerne Eingangstür, Emilia stand nervös daneben. Dass seine Anweisungen genau befolgt worden waren und Zimmer sowie Essen perfekt sein würden, wusste Alessio. Weil es selten Gäste in der Villa gab, verhielten sich die Haushälter nervös. Alessios Personal war auf seinen eher entspannten, wenig formellen Stil eingestellt. Tante Lucrezias Anwesenheit würde für sie alle eine schwere Heimsuchung darstellen.
Alessio schritt vors Haus, wo der Chauffeur gerade Tante Lucrezia aus dem Wagen half, die den wütend bellenden Caio auf dem Arm hielt. Alessios Aufmerksamkeit galt trotz des Aufruhrs allein der Engländerin, die ruhig neben dem Auto stand und das Haus betrachtete.
Die junge Frau war überhaupt nicht sein Typ! Und Paolos eigentlich auch nicht, was Alessio seltsam fand. Schon gar nicht entsprach sie dem Bild, das er sich nach den Beschreibungen seiner Tante von ihr gemacht hatte. Sie war groß und sehr schlank, hatte einen hellen Teint und rotbraunes, schulterlanges Haar. Die klaren Augen waren rauchgrau, und sie hatte einen verlockenden Mund mit weich geschwungenen Lippen.
Nein, eine verführerische Schönheit im üblichen Sinn war sie nicht, aber durchaus anziehend, ja, auf ganz eigene Art sogar irgendwie betörend.
Vermutlich viel zu dünn, überlegte Alessio weiter. Das weite, billige Kleid verhüllte ihre Figur mehr, als ihm lieb war.
Plötzlich wehte, beinah wie bestellt, eine leichte Brise von den Bergen her und presste der Engländerin den dünnen Stoff gegen den Körper. Dadurch konnte Alessio ihre kleinen festen Brüste, die schmale Taille sowie die langen schlanken Beine sehen – und ein unerwartetes Verlangen durchzuckte ihn.
Sofort beschloss er, sich nicht sinnlos zu betrinken, wenn es so weit wäre. Diese Frau verdient meine ungeteilte, nüchterne Aufmerksamkeit, sagte Alessio sich und merkte, dass seine Tante, ihn kritisch musternd, auf ihn zukam.
„So ziehst du dich an, um deine Gäste zu empfangen?“
Kühl lächelnd nahm er ihre Hand und neigte sich kurz darüber. „Noch vor zehn Minuten, liebe Tante, hatte ich gar nichts an. Die Shorts ist bereits ein Zugeständnis an die Konventionen. Du hast, wie ich sehe, deinen Anhang mitgebracht. Ich hoffe das M… Caio hat inzwischen gelernt, sich zu benehmen.“ Er blickte zu seinem Cousin. „Hallo, Paolo, wie geht’s?“
„Was machst du denn hier?“, fragte der argwöhnisch.
„Das ist mein Haus, folglich bin ich der Gastgeber und anwesend, um mich um euch zu kümmern.“
„Du bist doch sonst nie um das Wohlergehen anderer besorgt“, meinte Paolo.
Alessio grinste den Jüngeren an. „Ach nein? Vielleicht habe ich ja eingesehen, wie falsch das ist. Da das Haus genug Platz bietet, brauchst du keine Angst zu haben. Du musst nicht mit mir in einem Zimmer schlafen“, fügte er gleichmütig hinzu und blickte zu der jungen Frau, als hätte er sie gerade erst bemerkt. „Und wie heißt deine bezaubernde Begleiterin?“ Alessio ließ die Frage bewusst höflich statt begeistert klingen.
Beschützend nahm Paolo sie bei der Hand. „Das ist Laura Mason aus London. Laura, darf ich dir meinen Cousin vorstellen: Conte Alessio Ramontella.“
„Guten Tag, signore“, grüßte sie mit klarer Stimme, blickte ihn aber nicht an.
„Willkommen in meinem Haus“, erwiderte er äußerst formell und führte sie nach drinnen. „Emilia, zeig den Damen, wo sie schlafen, und führ den Hund bitte auch an seinen Platz. Guillermo, du begleitest Paolo zu seinem Zimmer.“
Als Alessio sich abwenden wollte, packte Paolo ihn am Arm. „Was soll das? Wo bringst du Laura
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