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EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN

EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN

Titel: EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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hatte sie ihr Zimmer viel zu früh verlassen. In Italien aß man, wie ihr nun einfiel, viel später zu Abend als in England. Trotzdem wollte sie lieber bleiben, als sich nochmals durch das Gewirr der Flure zu wagen.
    Aufmerksam betrachtete sie die restaurierten Fresken an den Wänden und versuchte, sie zeitlich einzuordnen. Den Gewändern der Figuren nach stammten sie aus dem sechzehnten Jahrhundert.
    Am Ende des Raums standen hohe Flügeltüren aus Glas offen und gaben den Blick auf eine Terrasse frei, von der wenige Stufen in den Garten führten. Der Salon war sparsam möbliert, hauptsächlich mit einigen massiven Sofas und einer schweren, geschnitzten Anrichte, die anscheinend als Bar diente, denn es standen Karaffen und Flaschen darauf. Außerdem gab es einen Flügel, dessen Deckel aufgeklappt war.
    Fasziniert ging Laura zum Instrument und setzte sich auf die gepolsterte Bank davor. Dann schlug Laura versuchsweise einige Tasten an und freute sich über den weichen, warmen Klang. Leise seufzend dachte sie an ihr eigenes, geliebtes Klavier, das sie nach dem Tod ihres Vaters leider hatte verkaufen müssen.
    Da sie noch immer allein im Salon war, wagte sie es schließlich, ein Wiegenlied zu spielen, das sie vor Jahren eingeübt hatte. Es war schon immer eins ihrer liebsten Stücke gewesen, und sie spielte es immer noch nahezu fehlerfrei. Verträumt lauschte sie schließlich den letzten, schmelzenden Klängen nach und dachte an die schönen Zeiten, die für immer vorüber waren …
    Überraschender Applaus riss Laura aus der wehmütigen Stimmung. Erschrocken fuhr sie hoch und wandte sich um. An der Tür stand Conte Ramontella.
    „Bravo!“, lobte er und kam gemächlich näher.

4. KAPITEL
    Laura errötete. „Es tut mir leid, signore, ich hatte kein Recht …“
    „Nicht doch! Ihr Spiel war bezaubernd.“ Conte Ramontella kam zu ihr und lehnte sich an den Flügel.
    Seit Alessio sich rasiert und das dunkle Haar gekämmt hatte, sah er wie verwandelt aus. Er trug eine schwarze Hose, ein schneeweißes Hemd und eine Weste aus purpurrotem Brokat, die er nicht zugeknöpft hatte. Alles in allem wirkte er zugleich beeindruckend elegant und aufregend lässig.
    „Es hat sich gelohnt, den Flügel immer wieder stimmen zu lassen, obwohl niemand mehr darauf gespielt hat, seit meine Mutter starb“, meinte der conte.
    „Oh! Ich muss mich nochmals entschuldigen, mir angemaßt zu haben, darauf zu spielen. Es war unverzeihlich und …“
    „Nicht doch! Sie spielen wirklich gut, Signorina Mason. Möchten Sie nicht noch ein Stück zum Besten geben?“
    „Oh nein!“ Hastig stand Laura auf, kam aber nicht weiter, weil sich der Saum ihres Kleids an der Ecke der Bank verfing. „Verflixt!“ Sie riss am Rock, um sich zu befreien.
    „Bleiben Sie ruhig stehen, Sie zerreißen sich sonst das Kleid“, sagte Conte Ramontella und kniete sich neben sie. Geschickt befreite er sie aus der misslichen Lage.
    „Danke“, sagte Laura und blickte zur Seite.
    „Gern geschehen.“ Geschmeidig stand er auf und sah sich um. „Was haben Sie mit Paolo gemacht?“
    „Paolo? Den habe ich nicht mehr gesehen, seit wir hier angekommensind.“
    „Tatsächlich?“ Der conte zog die Brauen hoch. „Ich hoffe, er vernachlässigt Sie nicht!“
    „Nein, wirklich nicht“, versicherte sie schnell. „Wahrscheinlich wollte seine Mutter mit ihm reden.“
    „Das hätte uns der widerliche kleine Hund durch sein Gebell wissen lassen.“ Er schwieg kurz und fügte dann hinzu: „Haben Sie den Tee genossen?“
    „Den haben tatsächlich Sie mir geschickt? Das war sehr freundlich von Ihnen.“
    „Wir speisen hier später zu Abend, und ich wollte nicht, dass Sie vor Hunger zusammenbrechen. Aber bestimmt gewöhnen Sie sich rasch an unsere Essenszeiten.“
    „Ich werde es zumindest versuchen“, versicherte Laura. „Man kann sich aber in zwei Wochen nicht völlig umgewöhnen.“
    „Nein? Ich hingegen finde, in kurzer Zeit kann sich sehr viel ändern.“ Nun ging er zur Anrichte. „Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten? Ich selbst nehme einen Whisky.“
    „Für mich nichts, danke“, wehrte Laura ab, obwohl sich ihre Kehle wie ausgedörrt anfühlte, seit er ins Zimmer gekommen war.
    „Es gibt auch Orangensaft. Haben Sie den schon einmal mit Campari versucht?“
    „Nein.“
    „Dann tun Sie es jetzt!“ Der conte mixte den Drink und brachte ihr das Glas. Dann stieß er mit ihr an. „ Salute!“
    „ Grazie“, erwiderte Laura befangen.
    „ Prego!“ Er

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