EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
Finger von der Klinke und schloss energisch die Tür. Dann lehnte er sich dagegen und blickte Laura in die Augen.
„Laura, ich habe etwas Schlechtes getan und kann es nicht rechtfertigen. Ich will dir nicht wehtun, aber ich muss jetzt aufrichtig sein, wenn wir noch eine Chance haben wollen. Ich habe keine Affäre mit Vittoria Montecorvo“, erklärte er ernst. „Ich hatte auch nie eine. Wir sind uns mehrmals begegnet, und sie machte deutlich, dass sie für mich zu haben wäre. Daraufhin kreuzten sich unsere Pfade immer häufiger. Irgendjemand muss meiner Tante davon berichtet haben. Vermutlich hat Tante Lucrezia mich daraufhin beschatten lassen.“
„Deine eigene Tante würde so etwas tun?“, fragte Laura fassungslos.
„Du hast sie doch kennengelernt“, erwiderte er. „Mein Vater erzählte mir mal, dass sie schon als Kind so hinterhältig war. Sie hat andere Leute beobachtet, ihre Geheimnisse und Laster ausspioniert und daraus einen Vorteil gezogen. Ja, sie war schon immer wie eine schwarze Spinne, die im Netz hockt und auf Beute lauert.“
Unwillkürlich erschauderte Laura, als sie diesen treffenden Vergleich hörte.
„Ich hätte nur nie gedacht, dass sie es auch mir antun könnte“, berichtete Alessio weiter. „Doch dann wollte sie einen bestimmten Gefallen von mir – und das ausgerechnet in dem Moment, als ich mich ein einziges Mal hatte hinreißen lassen, mit Vittoria zu schlafen. Ich wollte nicht am Scheitern ihrer Ehe schuld sein und keinen Skandal verursachen. Deshalb musste ich tun, was meine Tante verlangte, obwohl es mir zuwider war.“
Er seufzte nachdenklich.
„Und dann sah ich dich, Laura, und in dem Moment war alles wie verwandelt. Du weißt noch, wie Petrarca die erste Begegnung mit seiner Laura geschildert hat? Auch mir genügte ein einziger Blick, um mein Herz an dich zu verlieren. Für immer. Obwohl es mir nicht sofort klar war“, fügte er ehrlich hinzu. „Und weshalb meine Absichten zuerst gar nicht ehrbar waren.“
„Das ist mir aufgefallen“, bestätigte Laura und gestand sich ein, dass auch sie ihr Herz augenblicklich verloren hatte, an Alessio.
Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. „Du siehst, ich versuche aufrichtig zu sein. Ich dachte, sobald ich dich erobert hätte, würde alles ganz einfach. Ich würde dich irgendwohin mitnehmen, wo meine Tante uns nichts anhaben könnte. Ich hoffte tatsächlich, dass du nie von dem teuflischen Pakt erfährst, den Tante Lucrezia und ich geschlossen hatten. Der hatte, so versuchte ich mir einzureden, ohnehin nichts mehr zu bedeuten, weil ich dich ja wirklich begehrte. Das schien mir alles zu rechtfertigen. Doch das tat es nicht, wie ich bald herausfand.“
Anscheinend fiel es ihm schwer, das Folgende zu sagen. Denn er schwieg einen Moment, bevor er wieder zu sprechen ansetzte.
„Als ich beim ersten Mal merkte, dass du noch Jungfrau warst, war ich wie am Boden zerstört. Du solltest deine Unschuld nicht verlieren, nur weil meine Tante mich erpresste. Die Konsequenzen waren mir in dem Augenblick egal. Zur Hölle mit ihnen, dachte ich mir.“
„Aber dann hast du deine Meinung geändert“, erinnerte sie ihn. Ihre Stimme klang leise und angespannt. „Und dich schließlich doch mit mir eingelassen.“
„Doch nur, weil ich merkte, dass ich ohne dich nicht mehr leben kann, Liebste! Und ich dachte, du würdest für mich dasselbe empfinden. Hatte ich etwa unrecht?“
„Nein“, gab sie widerstrebend zu. „Du hattest völlig recht.“
„Nachdem der Erdrutsch die Straße blockierte, dachte ich, ich hätte noch vierundzwanzig Stunden Schonfrist vor meiner Tante und könnte dir alles beichten und dich zuerst um Verzeihung bitten. Und dann um deine Hand. Aber ich hatte Tante Lucrezia mal wieder unterschätzt. Sie war mir zuvorgekommen. Und du warst so wütend auf mich, dass ich nicht mehr auf deine Vergebung hoffen konnte. Und so hatte ich unser beider Leben ruiniert.“
Alessio nahm nun auch ihre andere Hand und zog Laura sanft zu sich.
„Habe ich recht, Liebste? Oder kannst du mir verzeihen und lernen, mich zu lieben? So wie ich dich liebe. Schick mich nicht weg“, flüsterte er heiser. „Mach uns nicht beide unglücklich. Lass mich bei dir bleiben.“
„Nein, du kannst nicht bleiben. Du weißt, warum.“
Er seufzte und küsste sie sanft auf den Scheitel. „Glaubst du, ich besitze weder Geduld noch Anstand? Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Er machte eine Pause. „Ich will doch nur mit dir im Arm schlafen. Für dich
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