EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
Himmel, sie darf mich hier nicht entdecken, dachte Laura entsetzt. Doch bevor sie etwas unternehmen konnte, wurde die Tür aufgestoßen und die Signora rauschte herein, wobei sie Emilia beiseitestieß wie einen lästigen Gegenstand.
Lucrezia Vicente betrachtete Laura, die noch immer im Bett saß, triumphierend. „Hab ich mir’s doch gedacht!“ Sie wandte sich um. „Paolo, mein armer Liebling, komm und schau dir das Flittchen an, das du uns ins Haus gebracht hast – und das du sogar heiraten wolltest! Diese puttana ist auch nur eines der Betthäschen deines Cousins!“
Mürrisch wie immer, betrat Paolo das Zimmer und warf Laura einen eisigen Blick zu. „Ja, Mamma, du hast recht, und ich habe mich geirrt. Sie hat mich betrogen und verraten. Ich will sie nicht mehr sehen. Sorg du dafür, dass sie so schnell wie möglich verschwindet.“
Ich schlafe bestimmt noch und habe einen Albtraum, dachte Laura benommen. Paolo konnte doch jetzt nicht immer noch an der Komödie festhalten, oder doch?
Jedenfalls musste sie versuchen, die Situation zu retten. Auch wenn Laura sich in einem mehrere Nummern zu großen Männermorgenrock nicht besonders Respekt einflößend vorkam. Sie stand auf und blickte Mutter und Sohn stolz an.
„Paolo“, begann sie kühl, „ich mag es nicht, wenn man meine Privatsphäre verletzt und mich noch dazu grob beleidigt. Bitte, hör mit dem Unsinn auf, und sag deiner Mutter die Wahrheit!“
„Welche Wahrheit?“, fragte Signora Vicente.
„Dass Ihr Sohn und ich nie eine Beziehung hatten!“
„Oder jemals haben werden“, fügte er wütend hinzu. „Glaubst du, ich würde mich mit Alessios abgelegten Geliebten abgeben?“
Laura fühlte sich, als hätte er sie in den Magen geboxt. „Das ist doch Unsinn, und du weißt es.“
„Ich weiß nur eins, dass ich dich aus dem Haus haben möchte und nie mehr wiedersehen will.“ Er wandte sich seiner Mutter zu. „Du sorgst doch dafür, ja?“ Dann stolzierte er aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Die Signora lächelte grimmig. „Sie haben gehört, was mein Sohn wünscht. Packen Sie Ihre Sachen! Da es keinen Aufschub duldet, wird mein Chauffeur Sie nach Rom zum Flughafen bringen.“
Laura schluckte trocken. „Das ist nicht Ihr Haus, Signora Vicente! Sie haben hier nichts zu befehlen. Ich gehe nirgendwohin, bevor ich nicht mit Alessio gesprochen habe.“
„Wie können Sie es wagen? Glauben Sie, ein bisschen Sex gibt Ihnen das Recht, den Conte Ramontella so vertraulich beim Vornamen zu nennen?“ Die Signora rümpfte hochmütig die schmale Nase. „Und da Sie eben von Wahrheit sprachen, möchte ich sie Ihnen nicht länger vorenthalten: Ich bin diejenige, die hier eine kleine Komödie inszeniert hat … und hiermit lasse ich den Vorhang fallen, weil mein Ziel erreichtist: dass mein Sohn sich von Ihnen trennt. Wobei mir“, fügte sie boshaft hinzu, „mein lieber Neffe geholfen hat, wenn auch nicht ganz freiwillig.“
„Wovon sprechen Sie eigentlich?“, fragte Laura verwirrt.
„Davon, dass mein Neffe nicht das geringste Interesse an Ihnen gezeigt hätte. Ich habe ihn genötigt, mir den Gefallen zu tun.“
„Ich verstehe noch immer nicht, Signora Vicente!“
„Natürlich nicht. Woher sollten Sie denn auch wissen, dass Alessio eine Affäre mit einer verheirateten Frau hat – der Schwiegertochter meiner besten Freundin. Das ist eine sehr traurige Sache – und könnte einen Riesenskandal verursachen.“ Die Signora seufzte theatralisch. „Ich habe mit Alessio folgendes Abkommen getroffen: dass ich schweige, sofern er seine legendären Verführungskünste nutzt, um Sie, Signorina Mason, meinem Sohn abspenstig zu machen.“
Sie betrachtete Laura kritisch.
„Zuerst war er dagegen, weil Sie so gar nicht sein Typ sind und noch dazu gesellschaftlich weit unter ihm stehen. Doch er beschloss, den guten Ruf – wenn man es denn so nennen kann – seiner Geliebten zu schützen.“
Signora Vicente hob das zerrissene Kleid auf, das noch immer vor dem Bett gelegen hatte, und lächelte boshaft.
„Wie es aussieht, hat er sich für seine Aufgabe schließlich doch erwärmt. Er versprach, Sie mit einer schönen Erinnerung nach Hause zu schicken … und ich hoffe, er hat Wort gehalten.“
„Wollen Sie mir sagen, dass das alles eine abgekartete Sache war?“, fragte Laura heiser. „Nein, Sie lügen!“
„Fragen Sie ihn doch selbst“, meinte die Signora. „Falls Sie noch hier sind, wenn er zurückkommt – was ich Ihnen nicht
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