EROBERT VON EINEM ITALIENISCHEN GRAFEN
rate. Ersparen Sie ihm die Vorwürfe. Sie werden ohnehin nichts nutzen. Alessio hat schon immer nach eigenen Regeln gelebt.“
Scheinbar nachsichtig zuckte Lucrezia Vicente die Schultern. „Es ist doch klar, dass mein Neffe eine Konfrontationmit Ihnen, signorina, zu vermeiden versucht. Weshalb sonst hätte er unter einem Vorwand das Haus verlassen, sobald er hörte, dass ich heute zurückkomme?“
„Das … wusste er?“, brachte Laura mühsam heraus.
„Natürlich! Ich habe doch heute Morgen angerufen. Wir hatten verabredet, dass Paolo Sie in Alessios Bett vorfinden muss, um von seiner Verblendung geheilt zu werden. Und so wurde es arrangiert. Nun kann mein Neffe seine Affäre mit dieser hübschen, aber dummen Vittoria fortsetzen – vorausgesetzt, er ist dabei diskret. Und dass er Närrinnen bevorzugt, können Sie ja bestätigen, nicht wahr? Außerdem liebt er gelegentliche Abwechslung.“
Die Signora lächelte herablassend. „Ihre Dienste werden nicht länger benötigt, Signorina Mason. Sie haben meinem Neffen einige amüsante Stunden bereitet, mehr nicht. Alles andere bilden Sie sich ein.“
Wirklich?, fragte Laura sich verstört und dachte an das Lachen, die Zärtlichkeit – das Gefühl von Zusammengehörigkeit. War es Alessio wirklich nur um Sex gegangen?
Die Signora ging zur Tür. „Reisen Sie, bitte, ohne viel Aufhebens ab. Und sparen Sie sich peinliche Szenen.“
„Ja, glauben Sie denn, ich würde jetzt noch bleiben wollen?“, rief Laura und eilte an der Älteren vorbei, um in den Gang zu gelangen.
Sie lief durchs Haus zu ihrem eigenen Zimmer, wobei sie in ihrer Hast mehrmals über den Saum des Morgenmantels stolperte. Dann musste sie sofort ins Bad weiter, weil ihr unglaublich übel war. Nachdem sie das Schlimmste überstanden hatte, spülte Laura sich den Mund aus und wusch sich das Gesicht.
Als sie in den Spiegel sah, gingen ihr unaufhörlich dieselben Sätze durch den Kopf: „Ich muss hier weg. Bevor Alessio zurück ist. Ich muss hier weg!“
Alessio parkte den Jeep vor der Villa und stieg schwungvoll aus, wobei er vor sich hin pfiff. Fredo würde wieder gesundwerden, und im Haus wartete Laura! Auf dem Rückweg hatte Alessio sich seine Zukunft mit ihr in den rosigsten Farben ausgemalt.
Er eilte sofort in sein Zimmer und war enttäuscht, dass Laura nicht dort auf ihn wartete. Als er durch die Halle ging, fiel er beinah über den wild bellenden Caio, der aus dem Salon gerannt kam. Gleich darauf erschien Lucrezia an der Tür.
„Oh, da bist du ja schon, mein Lieber.“
„Und wieso bist du schon hier, Tante Lucrezia?“, erwiderte Alessio vorsichtig. „Die Straße ist doch erst seit Kurzem wieder frei.“
„Ja, das hat Guillermo mir gesagt, als ich heute Morgen anrief. Du hörst bestimmt gern, mein Lieber, dass unsere Intrige erfolgreich war. Paolo ist von seiner Verblendung geheilt, seit er die Engländerin gesehen hat, wie sie sich halb nackt auf deinem Bett räkelte. Und sie wird bald auf dem Weg zum Flughafen sein und aus unserem Leben verschwinden. Gut gemacht, Alessio!“
Ihm stockte kurz der Atem. „Was hast du getan? Was hast du zu Laura gesagt?“
„Ich habe Sie nur aufgeklärt, warum Sie hier war – und du dich ihr gewidmet hast. War das falsch?“ Sie lächelte hinterhältig. „Die Kleine hat es erstaunlich gut aufgenommen, ohne hysterische Szenen oder Tränenströme.“
„ Madre santa!“ Alessio stöhnte auf und eilte zu Lauras Zimmer.
Laura holte den Waschbeutel aus dem Bad und fand, als sie wieder zu ihrem Koffer ging, Alessio im Zimmer vor.
„Laura, Liebste, ich muss mit dir reden. Dir alles erklären!“
„Nicht nötig, deine Tante hat mich bereits informiert.“
„Alles hat sie dir nicht gesagt!“
„Aber alles, was ich wissen muss“, erwiderte Laura heftig. „Und das ist: Ich bin aufs Kreuz gelegt worden – in mehr alseiner Hinsicht.“
„Wie kannst du das, was zwischen uns beiden geschehen ist, mit diesen Worten beschreiben?“, fragte Alessio in eisigem Tonfall.
„Oh, ist dem conte der Ausdruck zu vulgär?“ Sie knickste spöttisch. „Dann bitte ich untertänigst um Entschuldigung. Aber wir Mädels aus der Gosse reden nun mal so.“
„Laura, so kommen wir doch nicht weiter!“
„Ich schon, und zwar zum Flughafen in Rom“, konterte sie. „Und dann muss ich keinen von euch widerlichen Intriganten jemals wiedersehen. Auch dich nicht, du … Mistkerl!“
Nach einer Pause angespannter Stille sagte Alessio: „Ich kann verstehen, dass
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