Erobert von tausend Kuessen
nicht."
"Schade", antwortete er langsam. "Es könnte eine faszinierende Entdeckung sein. Für uns beide", fügte er humorvoll und bedeutungsvoll hinzu.
"Das könnte Ihnen so passen", sagte Francesca honigsüß und wandte sich ab. Sie hatte alle Einkäufe erledigt und machte sich auf den Weg zur Kasse.
Er versuchte nicht, sie aufzuhalten. Doch sie hatte das Gefühl, als hätte er sie durchschaut, ihre Geheimnisse erraten und beschlossen, sie, Francesca, zu einem späteren Zeitpunkt zu erobern.
Völlig verrückt, dachte sie, als sie kurz darauf ihre Einkaufstüten in den Kofferraum stellte und den Einkaufswagen zurückbrachte. Dann setzte sie sich ans Steuer und fuhr los.
Sie war müde und angespannt. Müde, weil sie einen langen Flug hinter sich hatte. Die Anspannung hatte mit einem Mann zu tun, den sie nie wiedersehen wollte.
In der Wohnung verstaute sie zunächst ihre Einkäufe, trank ein Glas Wasser und begann, ihre Telefonanrufe zu erledigen.
Eine Viertelstunde später hatte sie mit ihren Eltern gesprochen und sich mit ihnen verabredet - getrennt natürlich.
Als nächste stand Laraine, ihre Agentin, auf der Liste.
Während der vergangenen drei Jahre war Arbeit Francescas einzige Rettung gewesen. Sie reiste um die Welt und führte die elegantesten Modelle der berühmtesten Couturiers vor. Sie hatte das entsprechende Gesicht, die Figur und das Charisma. Doch wie lange würde sie noch gefragt sein? Die Modewelt war schnelllebig und ein Schlangennest. Ein Zusammenspiel von eingebildeten Designern, reichen Kundinnen, die ihre Modelle kauften, Medien und Nachahmern. Wie lange wird mich der Job noch reizen? überlegte Francesca.
Hinter den Kulissen warteten schon ihre Nachfolgerinnen, die auch endlich reich und berühmt werden wollten. Und Modedesigner waren immer auf der Suche nach neuen, jungen, unverbrauchten Gesichtern.
Doch noch machte es ihr Spaß, gewagte, phantasievolle Modelle vorzuführen, trotz aller Nachteile, die mit dem Leben als Mannequin verbunden waren. Es war sehr befriedigend, nach einer atemberaubenden Show den Beifall des Publikums zu hören. Dadurch wurden die Strapazen der langen Flüge, des Lebens aus dem Koffer, der engen Umkleideräume hinter dem Laufsteg und der Anspannung vor einer Vorführung wieder wettgemacht. Und die enormen Summen, die man als Mannequin verdiente, versüßten einem die Anstrengungen fürstlich.
Francesca war immer finanziell abgesichert gewesen. Nie hatte es ihr an irgend etwas gefehlt. Als Kind hatte sie in einem wunderschönen Haus gewohnt, ihre Familie hatte Personal gehabt, und sie war in einer teuren Privatschule unterrichtet worden. Während ihre Mutter für ein Leben wie im Bilderbuch gesorgt hatte, war ihr Vater stets darauf bedacht gewesen, dass Francesca nie die Bodenhaftung verlor.
Eigentlich hatte Francesca durch Investitionen, Immobilien und Aktien so viel Geld, dass es nicht unbedingt erforderlich war zu arbeiten.
Doch sich nur dem süßen Nichtstun zu verschreiben und von einer Party zur nächsten zu flattern war nichts für sie.
Sie musste etwas zu tun haben, sich Projekte vornehmen und erfolgreich erledigen. Das Wort "versagen" fehlte sowohl im Vokabular ihres Vaters als auch in ihrem.
Francesca hörte ihrer Agentin eine Weile ruhig zu, wurde dann jedoch energisch. "Ich brauche eine Woche Ruhe, Laraine.
Wenn du möchtest, komme ich morgen auf eine Tasse Kaffee in dein Büro. Dann können wir alles besprechen. Wäre dir zehn Uhr recht?"
Sie legte den Hörer auf, nachdem sie sich von Laraine verabschiedet hatte, streckte sich und beschloss, zu Abend zu essen. Und dann würde sie in ihr gemütliches Bett gehen und ausschlafen.
2. KAPITEL
Francesca beugte sich über den Schreibtisch im eleganten Büro ihrer Agentin und ließ den Zeigefinger über eine Liste möglicher Verpflichtungen gleiten.
"Mal sehen", sagte sie überlegend. "Du kannst meine Zusage zum Mittagessen der Krebsstiftung und zum Abendessen der Leukämiestiftung bestätigen. Tonys Fotoaufnahmen kannst du auch buchen, und ich nehme als Jurorin am
Nachwuchswettbewerb für Mannequins teil. Ach ja, und zur Gala an der Goldküste fliege ich auch." Zwei der anderen drei Einladungen lehnte sie ab. "Du kannst Margo ausrichten, dass ich zu ihrer Modenschau komme." Sie trank einen Schluck Wasser. "Die anderen Einladungen sagst du ab. Okay?"
"Anique Sorensen bemüht sich sehr, dich für ihre Veranstaltung zu gewinnen", gab Laraine zu bedenken.
Es hatte sich herumgesprochen, dass
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