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Eros und Evolution

Eros und Evolution

Titel: Eros und Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ridley
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Wahrzeichen seiner Herrschaft erwarteten: Diener, Paläste, Gärten, Musik, Seide, erlesene Speisen und Schaukämpfe. Aber Frauen rangieren ziemlich weit oben auf der Liste. Betzigs zentrale Aussage lautet: Es ist eine Sache, festzustellen, daß mächtige Herrscher polygam waren, es ist aber etwas ganz anderes, zu entdecken, daß sie sich alle mehr oder minder derselben Maßnahmen bedienten, um ihren Fortpflanzungserfolg zu erhöhen. Ammenwesen, Überwachung der Fruchtbarkeit und so weiter sind nicht die Mittel von Männern, die an sexueller Ausschweifung interessiert sind. Es sind die Maßnahmen von Männern, deren Interesse darin besteht, viele Kinder zu hinterlassen.
    Eines ist jedoch bemerkenswert: Alle sechs Herrscher führten eine monogame Ehe. Mit anderen Worten: Sie erhoben stets eine ihrer Partnerinnen als »Königin« über alle anderen. Dies ist ein Charakteristikum polygamer menschlicher Kulturen. Wo es Harems gibt, gibt es auch »Hauptfrauen«, die anders behandelt werden als andere. Meist sind sie adliger Abstammung und, was entscheidend ist, sie allein sorgen für die rechtmäßigen Erben. Salomon hatte tausend Geliebte und eine Königin.
    Betzig betrachtete das Römische Reich unter diesen Gesichtspunkten und stellte fest, daß das Nebeneinander von monogamer Ehe und polygamer Untreue sich durch sämtliche Schichten der römischen Gesellschaft zog. Römische Kaiser waren – obwohl mit einer einzelnen Kaiserin vermählt – für ihre sexuellen Eskapaden berühmt. Julius Caesars Affären mit Frauen wurden »allgemein als extravagant beschrieben« (Suetonius).
    Von Augustus berichtete Suetonius: »Ihm haftet der Ruf an, ein Frauenheld zu sein, und man berichtet, daß er sich seine Leidenschaft, Mädchen – die seine Frau ihm aussuchte – zu entjungfern, bis ins hohe Alter erhalten hat.« Tiberius’ »verbrecherische Begierden« waren »eines orientalischen Tyrannen würdig« (Tacitus). Caligula »machte in Rom nahezu jeder Frau von Rang den Hof« (Dio), seine Schwestern eingeschlossen. Sogar für Claudius betätigte sich dessen Ehefrau als Kupplerin, die ihm »verschiedene Hausmädchen zum Beischlaf« verschaffte (Dio). Als Nero den Tiber hinabsegelte, hatte er sich »eine Reihe Behelfsbordelle am Strand errichten lassen« (Suetonius). Wie in China – wenn auch nicht mit derselben Methodik – scheint die Hauptfunktion von Konkubinen das Gebären von Kindern gewesen zu sein.
    Kaiser bildeten auch hier keine besondere Ausnahme. Den Lebenswandel eines reichen Patriziers namens Gordian, der als einer der Anführer einer Rebellion gegen Kaiser Maximinus und zugunsten seines eigenen Vaters im Jahre 237 vor Christus starb, kommentierte der englische Historiker Gibbon: »Zweiundzwanzig offizielle Konkubinen und eine Bibliothek von zweiundsechzig Bänden zeugten von der Vielfalt seiner Neigungen, und aus seinen Hinterlassenschaften geht hervor, daß beide, die einen wie die anderen, zum Gebrauch bestimmt waren und nicht der Prahlerei dienten.«
    »Gewöhnliche« römische Adlige hielten Hunderte von Sklaven. Und obgleich weibliche Sklaven so gut wie keine Dienste im Haus versahen, erzielten sie einen hohen Preis, wenn sie in ihrer Jugend verkauft wurden.
    Männliche Sklaven waren in der Regel gezwungen, ehelos zu bleiben. Weshalb also erwarben die römischen Adligen so viele junge weibliche Sklaven? Die meisten Historiker sagen, das geschah, um bei ihren Sklaven für Nachkommen zu sorgen. Dann aber müßten schwangere Sklavinnen die höchsten Preise erzielt haben; das aber taten sie nicht. Wenn sich herausstellte, daß eine Sklavin keine Jungfrau mehr war, ging der Käufer gegen den Händler vor Gericht. Und weshalb sollte man bei den männlichen Sklaven auf Keuschheit bestehen, wenn es die Aufgabe der Sklavinnen sein sollte, Kinder zur Welt zu bringen? Es besteht kaum Zweifel daran, daß jene römischen Schriftsteller, die Sklavinnen mit Konkubinen gleichsetzten, die Wahrheit sagten. Die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Sklavinnen »wird in der griechisch-römischen Literatur seit Homer als selbstverständlich gehandhabt; nur die modernen Schriftsteller haben es fertiggebracht, diese großenteils zu ignorieren«. 42
    Hinzu kommt, daß römische Adlige viele ihrer Sklaven verdächtig jung und mit verdächtig hohen Abfindungen freiließen. Dies kann keine wirtschaftlich wohlerwogene Entscheidung gewesen sein. Freigelassene Sklaven waren wohlhabend und zahlreich. Narzissus war der reichste Mann seiner

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