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Eros und Evolution

Eros und Evolution

Titel: Eros und Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ridley
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Zeit. Die meisten freigelassenen Sklaven waren im Haus ihres Herrn geboren worden. Sklaven in den Minen oder in der Landwirtschaft wurden nur selten freigelassen. Es scheint unzweifelhaft, daß der römische Adel hier seine eigenen illegitimen Söhne von seinen Sklavinnen in die Freiheit entließ. 43
    Als Betzig sich dem Christentum im Mittelalter zuwandte, stellte sie fest, daß das Phänomen der Parallelität von monogamer Ehe und polygamen Beziehungen inzwischen so tief verwurzelt war, daß man schon recht tief graben mußte, wollte man ihm nachgehen. Polygame Beziehungen fanden nunmehr im verborgenen statt, hörten aber nicht auf zu bestehen.
    Mittelalterliche Volkszählungen weisen auf dem Land ein stark männerlastiges Geschlechtsverhältnis aus, denn sehr viele Frauen »standen in Diensten« von Klöstern und Schlössern. Ihre Tätigkeiten umfaßten meist verschiedene Dienerinnenaufgaben, doch bildeten sie eine Art offenen Harem, dessen Größe eindeutig durch Wohlstand und Macht des Schloßbesitzers festgelegt war. In manchen Fällen ließen Historiker und Schriftsteller mehr oder weniger offen durchblicken, daß Schlösser auch »Frauenhäuser« waren, in denen der Harem des Besitzers in Abgeschiedenheit und Luxus lebte.
    Graf Baudouin, Mäzen eines literarisch ambitionierten Geistlichen namens Lambert, starb nach dessen Worten »als Vater von dreiundzwanzig unehelichen Kindern und zehn rechtmäßigen Töchtern und Söhnen … Sein Schlafzimmer hatte Zugang zu den Kammern der Dienerinnen und zu den Zimmern der jungen Mädchen im Obergeschoß.
    Es hatte auch Zugang zum Wärmezimmer, ›einem veritablen Brutkasten für Säuglinge‹.« Unterdessen hatten viele Bauern im Mittelalter Glück, wenn sie noch in einigermaßen jungen Jahren heiraten konnten, zur Untreue bot sich ihnen nur wenig Gelegenheit. 44

Lohn der Gewalt
    Wenn es Lohn und Ziel von Macht und Reichtum ist, viele Nachkommen zu haben, dann verwundert es nicht, wenn dieses Ziel auch Ursache und Lohn von Gewalt ist. 45
    Betrachten wir den Fall der Pitcairn-Insulaner. Im Jahre 1790 landeten neun Meuterer der Bounty auf Pitcairn. Unter ihnen befanden sich sechs Polynesier und dreizehn Polynesierinnen. Tausende von Meilen von der nächsten Zivilisation entfernt, vor den Augen der Welt verborgen, begannen sie, die kleine Insel zu besiedeln. Man beachte das Ungleichgewicht: fünfzehn Männer und dreizehn Frauen. Als man achtzehn Jahre später die Kolonie entdeckte, lebten noch zehn der Frauen, aber nur ein Mann. Von den anderen Männern hatte einer Selbstmord begangen, einer war eines natürlichen Todes gestorben, und die übrigen zwölf waren ermordet worden. Der Mann war einfach der letzte Überlebende einer ausschließlich aus sexuellen Motiven entflammten Orgie von Gewalt. Er ließ sich unverzüglich zum Christentum bekehren und verordnete der Gesellschaft von Pitcairn die Monogamie. Bis in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts war die Kolonie zu Wohlstand gelangt, und man verfügt über genaue genealogische Aufzeichnungen, aus deren Studium man ersehen kann, daß die Monogamie funktionierte. Mit Ausnahme einiger seltener Fälle von Untreue waren und sind die Pitcairner monogam. 46
    Eine durch Gesetz, Religion oder Sanktionen gesicherte Monogamie scheint allerdings kein geeignetes Mittel, den mörderischen Konkurrenzkampf zwischen Männern zu verringern. Laut Tacitus schrieben die germanischen Volksstämme, die einige der römischen Kaiser sehr bedrängten, ihren Erfolg zum Teil der Tatsache zu, daß sie in einer monogamen Gesellschaft lebten und somit in der Lage waren, ihre Aggressionen nach außen zu richten (für die polygamen und dennoch häufig erfolgreichen Römer gab es im übrigen keine solche Erklärung). Niemand durfte mehr als eine Frau haben, und somit hatte kein Mann Anlaß, einen Stammesbruder zu töten, um dessen Frau zu erwerben. Allerdings erstreckte sich die der Gesellschaft auferlegte Monogamie nicht auf gefangene Sklavinnen. Im Borneo des neunzehnten Jahrhunderts wurden die Stammesfehden der Insel von einem Stamm beherrscht, den Iban.
    Die Iban waren im Gegensatz zu ihren Nachbarn monogam, wodurch sie einerseits der Ansammlung verdrossener Junggesellen in ihren Reihen entgingen und andererseits zu ungeahnten Heldentaten motiviert wurden, bei denen ihnen ein fremdes Sklavenmädchen als Lohn winkte. 47 Gewalt zwischen verschiedenen Gruppen ist Teil unseres Affenerbes.
    Bis in die siebziger Jahre hinein versuchten die

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