Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
Vom Netzwerk:
hätten es uns sagen sollen, als wir beim ersten Mal ins Zimmer gekommen sind.«
    »Ist schwierig, wenn jemand den Skalpell auf sie gerichtet hat und sie als Geisel hält«, log ich und betete stumm, dass meine Tarnung gut genug war. Wenn er nur einen winzigen Verdacht hatte, würde die Vollstreckung meines Todesurteils schneller erfolgen, als ich »tot« sagen konnte.
    Unsere Blicke verhakten sich ineinander. Cassius gab das stumme Duell zuerst auf. Zögernd nahm er seine Hand von meiner Haut und beendete die Prüfung. »Sie sollte in Zukunft vorsichtiger sein. Man kann diesen Leuten nicht trauen. Sie sind nicht umsonst verurteilt worden.«
    »Nein, sie sind verurteilt worden, weil sie weiblich sind.« Mein Mund hatte geantwortet, ohne mein Gehirn zwischenzuschalten. Aber was hätte mein Verstand auch sagen sollen? Wenn ein Inkubus fremdgeht, geschieht nichts, wenn eine Sukkuba es tun, wird sie zum Tode verurteilt – und alle anderen weiblichen Personen ihrer Familie ebenfalls. Ein Fakt, kein Argument.
    Dementsprechend schnaubte Cassius lediglich: »Meine kleine Schwester hätte auch versucht, ihr zu helfen.« Er sagte es, als sei das eine Charakterschwäche von mir.
    Dann wandte er sich zu den drei Männern, die immer noch auf der Türseite des Raumes Position bezogen hatten.
    »Räumt den Dreck weg.« Mein Bruder nickte in Richtung des Staubs und verließ, ohne sich noch einmal umzudrehen, das Zimmer. Seine Abwesenheit schmerzte beinahe so sehr, wie die vorangegangene Konfrontation.
    Gott, wie sehr ich ihn vermisste. Sein fröhliches, unbezwungenes Lachen. Das Bild von seinem achten Geburtstag tauchte unwillkommenerweise vor meinem inneren Auge auf. Ein kleiner, blonder Junge, der mit seinem ersten Wind-Drachen (Motiv Spiderman) auf mich zugelaufen kam und der stolz darauf gewesen war, das Geschenk seiner geliebten, großen Schwester im Herbstwind steigen zu lassen, wobei er die Dreckwolke ignorierte, die hinter ihm her wehte.
    Ich blinzelte die Erinnerungen fort und versuchte die Dreckwolke ebenfalls zu ignorieren. Es ging nicht. Höhnisch wirbelte der Staub auf, und schließlich aus dem Fenster davon, als habe das Mädchen voller Todesangst nie existiert.
    Mir wurde schwarz vor Augen.

KAPITEL 2

    Dorian lehnte sich entspannt in seinem schwarzen Chefsessel zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. Dabei ignorierte er geflissentlich die tadelnden Blicke seines Halbbruders ob dieses Benehmens.
    Zwar haben auch 400 Euro teure Designerschuhe nichts auf einem Tisch zu suchen, aber es sind meine Schuhe, mein Tisch und damit auch mein Dreck und mein Problem
, dachte Dorian. Wieder wunderte er sich darüber, dass ein unausgesprochener Tadel seines Bruders reichte, um sich geistig rechtfertigen zu müssen. Als Trotzreaktion flegelte sich der Chef der »Aufspürung und Verfolgung GmbH« noch tiefer in das dunkle Leder und startete die Aufnahme.
    »Wir vermitteln für die Ewigkeit!«, dröhnte das Motto der Matching-Myth aus dem Fernseher. Die menschliche Journalistin, die durch die Sendung »Übernatürliches für Jedermann« führte, war kompetent und zeichnete sich durch ihre Optik aus, die Dorian ein wenig an eine Kuh erinnerte.
    Nicht unattraktiv, aber nicht sein Fall.
    Anders dagegen das Objekt seiner Begierde: Hübsch, brünett und absolut dem gängigen Schönheitsideal entsprechend präsentierte sich die derzeitige Leiterin der Matching-Myth von ihrer besten Seite: Katlyn, gebildete Nymphe und begabte Vermittlungsagentin in Sachen Liebe.

    »Wie haben genug zu tun, Dorian!«, mahnte Johannes. »Auch ohne einen Privatkrieg zu eröffnen!«
    Tatsächlich erlebte die »Aufspürung und Verfolgung GmbH« nun, fast 25 Jahre nach Ende des magischen Krieges und dem Anfang des Zusammenlebens von Menschen und übersinnlicher Wesen, einen gewaltigen Aufschwung. Nie schien es beliebter zu sein, andere verfolgen zu lassen – so, dass sie es bemerkten. Anscheinend hatte die Fernsehsendung »Tod TV« mit ihrem Bericht über die legalen Stalker einen neuen Trend initiiert. Und da die Gesetze zum Aufspüren und Verfolgen im Rahmen der Zusammenführung der Kulturen und Wesen gelockert worden waren, oblag es nun allein Dorian, ob und auf welche Art und Weise jemand aufgespürt und verfolgt wurde – bis der oder die Verfolgte Rechnungen beglich, Verpflichtungen nachkam oder ein magisches Versprechen einhielt. Solange das Verfolgen nur nervte oder bloßstellte und nicht ernsthaft physisch oder psychisch schadete, war alles

Weitere Kostenlose Bücher