Erotischer Roman
nachdenklich in den Raum, „für mich waren diese Fesseln immer ein Stück Freiheit. Ich konnte mich damit beweisen; mich auf andere Sphären begeben. Klingt das komisch?“
Andrew schüttelte den Kopf. „Nein, ganz und gar nicht. Es muss sich dabei nicht einmal um Grenzerfahrungen handeln, die durch Extremsituationen wie Atemreduktion hervorgerufen wurden. Allein das Machtgefälle kann solche Gefühle bereits hervorrufen.“ Ava nickte zur Bestätigung ihrer Vermutung. „Und genau das Gefühl ist mir abhandengekommen.“ Sie wand sich ab und setzte sich in ihre Decke eingehüllt in einen der Sessel. Andrew nahm ihr gegenüber Platz und stützte sein Gesicht auf seine Hände.
„Ava“, begann er langsam, „ich habe Sie als Frau kennengelernt, die ein schreckliches Erlebnis hinter sich gebracht hat, und das nur, weil ein Narzisst der Meinung war, er hätte nicht mehr den Stellenwert, den er innehaben zu glauben musste. Sie haben sich erstaunlich schnell von diesem Erlebnis erholt, und ich denke, Sie werden in Zukunft wieder die ‚Alte‘ sein. Wenn auch um eine Erfahrung reicher, die Ihnen niemand gewünscht hätte, diese zu machen. Aber meine Erfahrung sagt mir, auch wenn Sie mir das jetzt nicht glauben werden, dass Sie sich wieder genau diesen Sphären hingeben werden können. Sie werden sie wieder erreichen, wenn auch auf etwas mühsamerem Weg, als das bisher der Fall war.“
Ava schüttelte den Kopf. „Das ist nicht der einzige Punkt …“, sagte sie nachdenklich und zog die Beine unter der Decke an ihren Körper. Nun sah sie noch verletzlicher aus, als sie es mit ihrer zarten Statur eh schon tat. „Ich glaube oder vielmehr habe den Verdacht, auch wenn es nicht wahr sein sollte, aber ich werde dieses unbestimmte Gefühl nicht mehr los“, sie suchte nach Worten, damit diese Worte nicht Gefahr liefen, jemanden zu verletzen, „ich fürchte, dass Gordon sich vor mir ekelt.“
„Wie kommst du denn auf den Blödsinn“, fragte eine Stimme aus dem Hintergrund. Gordon hatte das Haus unbemerkt durch die Haustür betreten, die auf der gegenüberliegenden Seite lag. Jetzt stand er mit gesenkten Schultern und hilflosem Gesichtsausdruck im Türrahmen und starrte auf das Häufchen Frau, das sich im Sessel zusammenkauerte.
„Du berührst mich nicht mehr. Gar nicht mehr.“ Ava sah ihn traurig an, und ihre Worte waren wie eine Ohrfeige für ihn. Er schluckte schwer, sah kurz auf Andrew, der sich nun schweigend erhob und hinaus auf die Terrasse ging. Das hier, das war eine Sache, die nicht mit therapeutischer Hilfe zu lösen war. Das mussten Ava und Gordon unter sich ausmachen.
„Weißt du was passiert, wenn ich dich anfasse? Egal wie?“, fragte Gordon leise und ging auf sie zu. Ava schüttelte sacht den Kopf. „Dann hänge ich dich an den Füßen auf und fall wie ein Aasgeier über dich her.“ Gordon war vor ihr auf die Knie gegangen, und Ava beugte sich vor, legte ihm eine Hand auf die Wange. „Gefährlich, Ava, sehr gefährlich.“
Das Lächeln um seine Mundwinkel strafte seine Aussage Lügen, und sie schmunzelte. „Und wenn ich genau das von dir will? Dass du über mich herfällst?“, fragte sie leise.
„Das würdest du wahrscheinlich nicht überleben.“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie auf die Stirn. „Das muss fürs Erste reichen, und ich geh jetzt kalt duschen und mich kastrieren.“ Ruckartig stand er auf und verschwand. Die Dusche wirkte nicht mehr. Warum auch, hatte sie noch nie getan. Zitternd vor Kälte hüllte er sich in ein großes Badelaken und stand vor dem Spiegel. Ava irrte sich. Wie konnte sie nur auf den Gedanken kommen, dass er sich vor ihr ekelte? Lachhaft. Aber er konnte sie nicht anfassen. Er wollte, doch jedes Mal, wenn er daran dachte, dann verlor er fast den Verstand. Jedes Mal, wenn er sich das Bild vorstellte, wie er sie liebte, wie er sie hielt, dann stand im Hintergrund eine weitere Person. Jemand, der ihm vor langer Zeit viel bedeutet und dem er diesen ganzen Mist zu verdanken hatte. Sobald sich Gordon vorstellte, dass er sich Ava näherte, stand Brandon Cox lachend im Hintergrund und erzählte ihm, wie er sie mit Chloroform betäubt hatte, als sie ins Auto einsteigen wollte, welches Geräusch ihr Kleid gemacht hatte, als er es zerriss, und wie es sich anfühlte, als er ihr die Fesseln auf dem Stuhl anlegte.
Und er lachte dabei wie ein Irrer. Wenn Gordon seiner Phantasie dann doch so weit freien Lauf ließ, dass er sich vorstellte, mit Ava zu
Weitere Kostenlose Bücher