Erotischer Roman
kam, desto mehr musste er von dem grausamen Bild in sich aufnehmen. Noch einen Schritt, dann war er bei ihr. Noch eine kleine Bewegung und er konnte sie halten und befreien. Ava blickte auf, und als sie erkannte, wer da auf sie zukam, weinte sie. Gordon ging vor ihr auf die Knie, löste die Fesseln, und das, was dann geschah, überstieg seine Vorstellungskraft. Innerhalb der nächsten Minuten stürmte eine Hundertschaft der Polizei in die Halle, stieß Gordon beiseite, stieß Cox an und befreite Ava. Hilflos stand Gordon dabei, als sie Ava auf einer Trage hinausfuhren. Er beantwortete Fragen des Inspektors und sah ihr nach. Sie lächelte schwach, dann war sie verschwunden.
„Sie wird jetzt untersucht“, sagte der Inspektor und sah Gordon an, der nicht sofort reagierte und immer noch auf die Tür starrte, hinter der Ava verschwunden war. „Mr. Sumner?“, sprach er ihn erneut an, und nun reagierte Gordon. Er nickte. „Wir bringen Sie zu ihr ins Hospital.“ Der Inspektor winkte einem seiner Leute, der kam herüber und führte Gordon am Arm hinaus an die frische Luft. Für einen Moment schwankte der große Mann, und der kleinere Beamte neben ihm fürchtete, dass er ihn nicht würde auffangen können, wenn er nun zusammenbrach. Doch Gordon fing sich, stieg in den Wagen und ließ sich zum Krankenhaus fahren. Und nachdem Ava untersucht und kurz vernommen worden war, wich er nicht mehr von ihrer Seite.
Ava zog die Decke, die sie sich um die Schultern gelegt hatte, etwas fester um sich. Es war kühl hier auf Alderney, und das, obwohl es schon Sommer war. Die letzten zwei Monate waren die seltsamsten in ihrem Leben. Und obwohl sie sich in den ersten Tagen hier in dieser Abgeschiedenheit dagegen gewehrt hatte, musste sie nun zugeben, dass sie diese Erholung der besonderen Art dringend nötig hatte. Die Luft war heute Morgen noch klarer als in den letzten Tagen, und das Wasser, das an den Strand schlug, noch aufgepeitscht vom Sturm der letzten Nacht. Sie stand auf der kleinen Terrasse, die eigentlich keine war, und sah hinunter. In der Ferne konnte sie die „Jungs“ bei ihrem morgendlichen Spiel mit Gordon hören. Hier auf Alderney, der Kanincheninsel, schien es das Paradies für Hunde zu sein. Vor allem, wenn diese Hunde Jagdhunde waren. Gordon und seine Jungs genossen dieses Eldorado auf ihre Weise. Ava sah sich kurz um, doch die Meute war noch nicht zu sehen. So schaute sie weiter den Wellen dabei zu, wie sie auf die Felsen aufschlugen, und wartete.
Nachdem man sie damals in die Klinik zur Untersuchung und zur anschließenden Vernehmung gebracht hatte, war sie von den Vorkommnissen so benebelt, dass sie kaum denken konnte. Sie war einfach nur froh, dass es vorbei war. Gordon hatte in den darauffolgenden Stunden ein Organisationstalent an den Tag gelegt, das sie so bei ihm nie erwartet hatte. Sie war froh und dankbar, dass sie weder denken noch handeln musste und sich ganz in seine Obhut begeben konnte. Der Inspektor der örtlichen Polizei in Cannes war zwar freundlich bemüht, sie nicht allzu sehr mit seinen Fragen zu quälen, aber es gelang ihm leidlich. So durchlebte sie in dieser Fragestunde die Qualen und Schmerzen noch einmal. Man sagte ihr, dass Cox an einem Aneurysma verstorben war. Es hatte sich angekündigt durch die Schmerzen, aber der Franzose war von Rückenschmerzen ausgegangen und hatte versucht, die Beeinträchtigungen durch die Einnahme entsprechender Mittel zu lindern oder gar zu ignorieren. Eine Zeitlang war ihm dies gelungen. Bis zu dem Moment, in welchem er neben Ava zusammenbrach und für einen Großmeister des Films ziemlich unprätentiös starb. Sicherlich hätte er sich einen anderen Tod gewünscht als diesen peinlichen letzten Auftritt. Sobald klar war, dass Ava keinerlei körperliche Schäden davongetragen hatte, trat Gordon auf den Plan. Er ließ die Felsenvilla räumen, ihre und seine Koffer zum Flughafen bringen, organisierte einen Flug mit einer Privatmaschine von Cannes nach Saînt Malo und von dort einen Hubschrauber, der sie nach Alderney brachte.
Ein Freund Gordons stellte ihm sein Haus und das dazugehörige Personal für die nächsten Tage und Wochen zur freien Verfügung. Es war eine Wohltat, aus der Hitze Cannes herauszukommen und die frische Seeluft des Golfstroms genießen zu können. Die Luft war wesentlich klarer, somit auch kühler und die Landschaft noch nicht von der Sommerhitze so verbrannt wie die am Mittelmeer. Die nächsten Tage schlief Ava viel. Das große
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