Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
Gegensatz zu Peter Xiamen tatsächlich gesehen hatte, hielt das für ziemlich aussichtslos, unterdrückte jedoch den Impuls, das auszusprechen. »Hast du Iwanow darüber Bericht erstattet?«
    »Ich habe ihn mit kleinen Updates versorgt.«
    Zula versuchte, die Art seiner Formulierung zu ignorieren. »Weiß er von der möglichen Verbindung nach Manila?«
    »Noch nicht.«
    »Wenn wir daraus einen Vorwand für weiteres Pflastertreten machen können«, bemerkte Zula, »könnte uns das helfen.«
    »Euch wie helfen?«
    » Uns helfen«, wiederholte sie.
    Ihr wurde bewusst, dass sie irgendwie Lust hatte, ihn umzubringen. Sie war sich sicher, dass das Gefühl vorbeigehen würde. Aber ebenso sicher würde es auch wiederkommen. »Mach mit der Information, was du willst«, sagte sie und ging davon.
    »Sind Sie wahnsinnig?«, fragte Iwanow ihn.
    Sokolow war perplex. Iwanow bezichtigte ihn , Sokolow, des Wahnsinns. So unerwartet. Ihm fehlten die Worte.
    Er hatte ihm gerade von ihrem Tag erzählt. Dabei hatte er anfangs nur grob berichtet, so wie Vorgesetzte es in der Regel von ihren Untergebenen verlangten, doch Iwanow hatte darauf bestanden, alles bis ins Detail zu erfahren. Und so hatte sich Sokolow, nachdem er einige Unterbrechungen hatte erdulden müssen, auf einen viel ausführlicheren Erzählstil eingelassen, und Iwanow hatte während des ganzen Berichts über die »Shopping«-Expedition, das Trinkgeld für die Concierge und den Rückweg am Wasser entlang aufmerksam zugehört.
    Es wäre nicht das erste Mal, dass Sokolow von seinem Chef die Meinung gesagt bekam, und so stand er in strammer Haltung da und wartete darauf.
    Iwanow lachte. »Mir ist egal«, sagte er, »woraus die verdammten Gebäude gemacht sind. Ob Schrotmunition Nr. 4 sie durchdringen kann oder nicht. Wie die Fluchtwege aus dem Gebäude im Fall eines taktischen Rückzugs aussehen. Was zum Teufel glauben Sie, Sokolow? Glauben Sie, das hier ist die Belagerung von Grosny? Es ist nicht die Belagerung von Grosny! Es ist ganz einfach. Den Troll finden. Hingehen, wo er wohnt. In seine Wohnung eindringen. Ihn da rausholen und zu mir bringen.«
    Sokolow hatte nichts zu sagen.
    »Habe ich den falschen Mann angeheuert?«
    »Das ist möglich«, sagte Sokolow. »Diese Männer, die Sie in Seattle gefunden hatten – die Wallace erledigt haben –, die sind eher der Typ für eine solche Aufgabe.«
    »Tja, diese Männer in Seattle SIND ABER NICHT HIER !«, sagte Iwanow mit einem Crescendo im Verlauf des Satzes, das mit einem freundlichen Plauderton begann und mit einem Schrei endete, der ein Munitionslager hätte sprengen können. »Stattdessen habe ich SIE ! Und Ihre extrem teuren Männer da draußen!«
    Sokolow hätte anmerken können, dass er und seine teuren Männer zu einer Sicherheitsberatungsfirma gehörten und dass Iwanow vor kurzem ziemlich eigenartige Dinge von ihnen verlangt hatte. Er sah jedoch nicht, inwiefern das Iwanows Stimmung hätte verbessern können.
    »Noch was«, fuhr Iwanow fort. »Was zum Teufel haben Sie damit bezweckt, am Wasser entlang zurückzukommen? Haben Sie den Eindruck, dass der Troll in einem Fährterminal lebt?«
    »Das Gelände erkunden«, sagte Sokolow. »Das Kampfgebiet kennen lernen.«
    Iwanow war verblüfft. »Das Gelände – das Kampfgebiet – ist da, wo der Troll wohnt. Und der wohnt nicht in einem Fährterminal.«
    Sokolow schwieg.
    »Ich kapier’s nicht, Sokolow. Erklären Sie mir Ihren Gedankengang.
    »Taktische Manöver dürften in dieser Stadt nahezu unmöglich sein«, sagte Sokolow. Er wies mit dem Kopf auf ein Fenster. »Schauen Sie sich’s nur an. Jeder Quadratzentimeter ist besetzt. Mit dem Wasser sieht es etwas anders aus. Auch da herrscht Betrieb. Aber es ist die einzige Möglichkeit, die uns bleibt, sollten wir …«
    »Sollten wir was, Sokolow?«
    »Uns zurückziehen müssen. Improvisieren. Uns auf kreative Weise bewegen.«
    Darauf folgte ein vielleicht dreißig Sekunden langes Schweigen, in dessen Verlauf Iwanow alles aufbot, was ihm an Energie und Kraft zur Verfügung stand, um seine Wut unter Kontrolle zu halten.
    Sokolow war nicht im mindesten beunruhigt über das, was passieren würde, wenn Iwanow diesen Kampf verlor und einen Tobsuchtsanfall bekam. Viel mehr beunruhigte ihn, was derweil im Blutkreislauf seines Chefs vor sich ging. Während ihres ganzen Kommens und Gehens heute hatte Sokolow es nämlich geschafft, sich in dem einen oder anderen Hotelfoyer kurz an ein Internetterminal zu setzen, und die Bestätigung

Weitere Kostenlose Bücher