Error
CALKULATOR bedient haben.«
»Es muss so sein. Das kann nie und nimmer zufällig passiert sein. Und interessanterweise wurde der CALKULATOR -Quelltext nie gefunden – er ist nie ins Internet gestellt worden.«
»Dann kann es also nicht sein«, sagte Zula, »dass der Troll einfach die CALKULATOR -Quelldateien von irgendeinem Server heruntergeladen und dann in REAMDE integriert hat.«
Peter nickte, ein Lächeln auf den Lippen. Zula fuhr fort: » REAMDE und CALKULATOR wurden also von denselben Leuten geschrieben.«
»Oder zumindest von Leuten, die sich kennen, die privat Dateien austauschen.«
»Dann drängt sich die Frage auf …«
»Was wissen wir über die Urheber von CALKULATOR ?«, sagte Peter. »Nun, dieser Virus war weitaus verheerenderer als REAMDE , da er jeden Outlook-Nutzer befallen hat – während REAMDE auf eingefleischte T’Rain-Spieler beschränkt ist. Etwa eine Woche lang war er damals in aller Munde, sorgte für ziemlich viel Aufregung, und die Ermittlungsbehörden unternahmen einige Anstrengungen, seine Urheber dingfest zu machen. Die waren allerdings nicht ansatzweise so geschickt im Verwischen ihrer Spuren wie der Troll, und so wurde der Virus schließlich einer Gruppe in Manila zugeordnet.«
»Hmm. Überraschende Wendung.«
»Ja, wir konzentrieren uns auf Xiamen und plötzlich bekommen wir diesen Hinweis auf Manila. Das Interessante ist nun Folgendes: Zwei Mitglieder der Gruppe in Manila wurden gefasst und strafrechtlich verfolgt. Jeder weiß aber, dass die meisten der Beteiligten nie identifiziert, nie gefasst wurden. Und das andere ist, dass eine Menge Filipinos chinesischer Abstammung sind und immer noch familiäre Verbindungen nach China haben.«
»Der Troll ist also womöglich ein chinesischer Hacker, der in Xiamen lebt«, sagte Zula, »aber familiäre Verbindungen nach Manila hat …«
»… und so ist der Quelltext hier gelandet und in REAMDE integriert worden.«
Im Verlauf der Unterhaltung hatte Zula ständig ein Auge auf das sichere Haus. Csongor saß mit den Aufzeichnungen vom Tag hinter verschlossenen Türen in einem Büro und gab Daten in seinen Laptop ein. Sokolow hielt im Konferenzraum eine Einsatznachbesprechung mit Iwanow. Zwei der Sicherheitsberater schliefen, zwei spielten Xbox, und zwei hatten Dienst. Doch alle Russen, die wach waren, warfen hin und wieder einen Blick in ihre Richtung. Ein Auge auf die Hacker haben, sich fragen, worüber sie sprachen. Vielleicht aus ihrer Körpersprache und ihrem Mienenspiel erraten, dass sie mit dem anstehenden Problem beschäftigt waren und dabei Fortschritte machten.
Und das war, wie sie sich immer wieder in Erinnerung rufen musste, das Einzige, was zählte. Nicht den Troll zu fangen. Sondern Iwanow den Eindruck zu vermitteln, dass sie Fortschritte in dieser Richtung machten, ihn hinzuhalten, und zwar so lange, bis sie sich einen Weg aus dieser Lage ausgedacht hatten.
Zula jedenfalls. Von Peter kam nämlich nicht der geringste Hinweis, dass er an einer Flucht interessiert war. Inzwischen war er zu sehr von der Jagd auf den Troll fasziniert.
Er glaubte, wenn sie den Troll erwischten, würde Iwanow nett zu ihnen sein.
Und vielleicht hatte er recht. Vielleicht war das Iwanows Art, Leute zu rekrutieren.
Vielleicht hielt er sich die Leute aber auch gefügig, indem er ihnen diesen Eindruck vermittelte, bis es Zeit war, sie umzubringen.
»Wie geht’s jetzt weiter?«, fragte sie. »Was machen wir mit dieser Information?«
»Ich hab gedacht, da wir ja einen Jet zur Verfügung haben, könnten wir nach Manila runterdüsen und versuchen, Leute von der CALKULATOR -Bande zu finden und zu befragen.«
Als Zula über die Bedeutung der Verben »finden« und »befragen« nachdachte, fiel ihr nichts anderes ein als Wallace und die Sechs-Millimeter-Polyethylen-Plane. Was hatte Peter im Sinn? Oder glaubte er wirklich, die Hacker in Manila würden freiwillig ihre Blutsverwandten in Xiamen verpfeifen? Diese schwierige Frage wollte Zula Peter lieber nicht stellen, denn sie hatte Angst vor dem, was sie über den Mann, mit dem sie geschlafen hatte, erfahren könnte. »Iwanow wird das als sinnloses Unterfangen ansehen«, gab sie zu bedenken. »Er ist eher für den direkten Weg.«
Das war als eine Art Scherz gemeint, doch Peter nickte ernst. »Wir könnten auch in Xiamen nach einer Gemeinde von Auslandsfilipinos Ausschau halten. In Seattle haben sie ihre eigenen Lebensmittelläden und Friseursalons. Vielleicht ist das hier genauso.«
Zula, die im
Weitere Kostenlose Bücher