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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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ging davon aus, dass er mindestens einen Tag lang würde pennen wollen, um sich vom Jetlag und was nicht noch alles zu erholen, doch letztendlich überließ er seinen Land Cruiser dem Parkservice und betrat mit seinem Gast das Hotelrestaurant »auf ein Häppchen«, was sich, nachdem D-Quadrat die Reihe von Zapfhahngriffen entdeckt hatte, die oberhalb der Bar herausragten, zu »auf ein Gläschen« verbesserte, in dessen Verlauf Richard im Wesentlichen die gesamte Grundprämisse des Spiels erklärte. Das führte zu einem zweiten Glas, bei dem Don Donald, der keinerlei Symptome von Jetlag oder Trunkenheit zeigte, zielsicher das einkreiste, was er als zentralen Punkt identifiziert hatte, nämlich Plutos geländeerzeugenden Code, und so tief in dieses Thema eintauchte, dass Richard sich verpflichtet gesehen hatte, mehrmals Pluto anzurufen und schließlich ein Taxi hinzuschicken, um ihn abzuholen. Bei Glas Nummer drei ging es ausschließlich darum, Pluto (der Mineralwasser trank) kennen zu lernen. Nach einer Pause für einen Abstecher zu dem Ort, den D-Quadrat als »das W. C.« bezeichnete, »eine Abkürzung für water closet , die Toilette, wenn Sie so wollen«, widmete er Glas vier und fünf dem Auswerfen eines vollständigen kosmogonischen Schemas, das er sich entweder gerade ausgedacht oder für den Fall, dass irgendjemand eins brauchte, in der Gesäßtasche mit sich herumgetragen hatte.
    Während des ersten Teils dieses Meisterstücks oder wie immer man es nennen wollte, hatte Richard, etwas benebelt, mit der irrigen Meinung zu kämpfen, dass er gerade dem Handlungsverlauf eines Buches lauschte, das D-Quadrat bereits geschrieben hatte. Allerdings baute der Don immer wieder Einzelheiten von T’Rain ein, die er erst zehn Minuten zuvor erfahren hatte, was Richard die verspätete, benommene Erkenntnis aufnötigte, dass D-Quadrat das alles an Ort und Stelle erfand. Er machte es. Jetzt . Um 12.38 Uhr hatte er noch am Sea-Tac in der Schlange vor dem Netzhautscan gestanden, und um 14.24 Uhr kippte er ein Bier nach dem anderen und erledigte seine Arbeit. Die Arbeit, für die sie ihn bezahlt hatten. Oder besser, für die zu bezahlen sie ihm vorschlugen , da es ja noch keinerlei schriftliche Vereinbarung gab.
    Donald Cameron war so etwas wie ein Kompletteinkauf aus einer Hand, denn während er sein Werk in den ihn umgebenden Raum schleuderte, lieferte er dessen kritische Interpretation gleich mit. »Sie werden bemerkt haben, dass viele, wenn nicht die meisten Werke der Fantasyliteratur sich um zumeist alte, mit numinoser Macht erfüllte materielle Objekte drehen. Tolkiens Ringe sind wohl das bekannteste Beispiel.«
    Richard, der das Gesicht für einen Moment hinter seinem Glas verbarg, stellte eine einleuchtende Vermutung über die Bedeutung des Wortes »numinos« an und nickte zustimmend.
    »Fast immer gibt es eine Verbindung zur Erde. Das mit numinoser Macht erfüllte materielle Objekt ist meistens mineralischen Ursprungs: Gold, vielleicht aus einer besonderen Ader gewonnen, ein Edelstein von außergewöhnlicher Seltenheit oder ein aus einer Sternschnuppe geschmiedetes Schwert. Damit beschreibe ich nur«, fügte D-Quadrat mit einem Fingerschnipsen hinzu, »Schund. Aber die große Popularität sagen wir eines Devin Skraelin bestätigt die Fähigkeit dieser Motive, die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln, ganz unten auf der Ebene des Reptiliengehirns, auch wenn dem Großhirn dabei schlecht wird.«
    »Wer oder was ist Devin Skraelin?«, fragte Richard.
    »Ein Kollege, der sich allein durch das ungeheure Ausmaß dessen ausgezeichnet hat, was ihr Computerleute gerne seinen Output nennt.«
    Richard senkte den Blick in sein Glas, das er leicht zwischen den Handflächen drehte, während er sich fragte, wie viel Zeug ein Mensch schreiben musste, um ausgerechnet von Donald Cameron als überaus produktiv bezeichnet zu werden.
    »Sie haben gerade vom mineralischen Ursprung gesprochen«, sagte Pluto, geknickt und vielleicht sogar ein wenig beleidigt wegen der Abschweifung.
    »Ja, in der Tat«, sagte D-Quadrat. »ich möchte sagen, es ist ein Archetyp.« Er hielt inne, um einen Schluck zu nehmen. »Über seine Herkunft kann man nur spekulieren. Warum ist die Schlange ein Archetyp? Weil Schlangen über Millionen von Jahren hinweg unsere Vorfahren gebissen haben: lange genug, dass unsere Angst vor ihnen sich durch den Prozess der natürlichen Auslese in unserem Stammhirn eingenistet hat.« Noch ein Schluck. Dann ein Achselzucken.

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