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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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auf ihn.
    »Du hast gesagt, du würdest mich ein Stück mitnehmen«, sagte Marlon, den Blick auf Csongor gerichtet.
    »Du kannst jederzeit aussteigen«, erwiderte der Ungar.
    Yuxia sagte etwas auf Mandarin, was Csongors Angebot mit einigem Nachdruck zu bekräftigen schien.
    »Im Ernst«, sagte Csongor, »du hast mir das Leben gerettet, das reicht für einen Tag.«
    »Und wer hat mir das Leben gerettet?«, fragte Marlon. »Mir und meinen Freunden?«
    Csongor drehte sich mit neugieriger Miene zu ihm um.
    »Indem er den Strom im Sekundentakt an und ausgeschaltet hat. Um uns zu warnen.«
    »Oh«, sagte Csongor. Inmitten so vieler anderer Ereignisse hatte er dieses Detail glatt vergessen. »Das war Zula.« Er deutete mit dem Kopf auf das Taxi ein paar Hundert Meter vor ihnen.
    »Und deshalb war der dicke Mann – Iwanow – so wütend«, sagte Marlon, dem die Zusammenhänge klar wurden. »Weil er wusste, dass Zula ihm seinen Plan, uns umzubringen, vermasselt hatte.«
    »Ja.«
    »Verstehe.« Marlon nickte, holte tief Luft und begann, sich geistesabwesend über das bartlose Kinn zu streichen. Schließlich kam er zu einem Entschluss und setzte sich aufrechter hin. »Ich habe heute nichts Falsches getan. Die Polizisten können mir nichts anhaben.«
    »Außer REAMDE «, erinnerte Csongor ihn.
    »Dafür«, sagte Marlon, »sitze ich sowieso schon in der Scheiße. Das ist bei alledem aber nur eine Kleinigkeit. Ich werde also noch ein Weilchen mit euch fahren und sehen, was passiert.«
    »Das wirst du garantiert«, sagte Csongor.
    Immer wenn die Sicht gut war, sah Mr. Jones hinaus aufs Wasser. Zula versuchte, seinem Blick zu folgen. Es gab jedoch nicht viel zu sehen. Unmittelbar auf der anderen Seite einer schmalen Meerenge, so nah, dass ein guter Schwimmer sie innerhalb von ein paar Stunden hätte erreichen können, lag die kleinere der zwei taiwanesischen Inseln. Vielleicht war das der Grund für die Kargheit der Küste und das Fehlen von Schiffsverkehr. Im Laufe von ein paar Minuten drehte ihre Umlaufbahn sie von diesem Fragment ausländischen Territoriums fort. Rechts von ihnen wurde eine größere, stärker bebaute Landzunge sichtbar, und allmählich auch mehr Schiffsverkehr, denn das Gewässer war jetzt eine gut anderthalb Kilometer breite Meerenge zwischen Xiamen und einem anderen Teil der Volksrepublik. Die Straße entfernte sich von der Küste, um einem Containerhafen Platz zu machen, der auf flachem neugewonnenem Land erbaut worden und für Zulas Empfinden nicht von derselben Anlage auf Harbor Island in Seattle zu unterscheiden war, jedenfalls von seiner Ausstattung und den mit Schablone geschriebenen Namen auf den Containern her. Mehrere riesige Wohnkomplexe säumten ihren Weg landeinwärts. Als dann das Meer wieder bis an die Straße heranschwappte, wurde der gesamte Verkehr auf eine Konstruktion aus Damm und Brücke geleitet, die sie heute schon mehrmals überquert hatten; sie überspannte einen schmalen Wasserlauf, einen Meeresarm, der die runde Hülle der Insel durchdrang und sich in ihr Inneres hineinschlängelte.
    Als sie über die Brücke sausten, richtete Mr. Jones den Blick senkrecht nach unten und entdeckte etwas. Er schien sich auf ein typisches chinesisches Frachtschiff zu konzentrieren, das sich aus dem Küstenverkehr herausgeschält hatte und gerade unter der Brücke hindurch in den Meeresarm einfuhr: ein langer flacher Schuh im Wasser, das Ruderhaus am Heck, die Ladung auf dem vorderen Teil des Decks gestapelt und festgezurrt. Einen solchen Stapel hatte ein Mann erklommen, der jetzt mit zu beiden Seiten des Kopfes nach vorne gereckten Ellbogen da stand; Zula wurde bewusst, dass er durch ein Fernglas zu ihnen herüberspähte. Dann ließ er die Ellbogen sinken und machte eine Handbewegung, die Zula als das Zücken eines Handys erkannte, das er sich an den Kopf drückte.
    Das von Mr. Jones klingelte. Er ging dran und lauschte einen Moment lang. Sein Blick schwenkte nach vorne, um sich auf den Hinterkopf des Taxifahrers zu heften. Nachdem er dem Mann auf dem Boot lange zugehört hatte, sagte er: »Okay«, und gab das Handy wieder dem Chinesen.
    Bei der nächsten Möglichkeit fuhren sie von dem Autobahnring ab.
    »Ein Boot«, sagte Yuxia, während sie den Fuß vom Gas nahm und sich zum Ausfahren bereitmachte. »Die gehen auf ein Boot. Das erklärt alles.«
    »Fahr nicht so dicht ran!«, schimpfte Marlon.
    »Schon gut«, sagte Csongor. »Die gucken sich nicht mal um. Denk doch mal nach. Alle Russen sind tot.

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