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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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der Aussicht aus deren Fenstern: über das Wasser auf das Stadtzentrum von Xiamen.
    Das alles war sehr unterhaltsam, aber er brauchte einen Plan für das, was er tun würde, wenn der Kärrner ihn schließlich zu seinem Ziel gebracht hätte. Jetzt waren sie nämlich an dem großen Boulevard angelangt, der am Ufer entlangführte, und von hier an würde es schneller gehen. Sokolow klappte sein eigenes Handy auf und rief sich das Hotel und seine Umgebung wieder in Erinnerung, indem er die Fotos durchsah, die er ein paar Tage zuvor dort gemacht hatte. Nichts davon war sonderlich hilfreich: Es war der Vordereingang eines großen Luxushotels westlichen Stils für Geschäftsreisende, und als solches nicht von derartigen Komplexen zu unterscheiden, wie sie auch in Moskau, Sydney oder L. A. zu finden waren.
    Auf der Suche nach irgendetwas, was ihm nützlich sein könnte, sah er sich dieselben sechs Fotos immer wieder an, vorwärts und rückwärts. Die meisten Leute im Eingangsbereich waren natürlich Pagen und Taxifahrer. Gäste gingen ein und aus. Manche hatten Straßenanzüge an, andere lässige Touristenkleidung. Angehörige einer Kommandoeinheit in Trainingsanzügen sah er nicht.
    Dennoch hatte es mit dem Trainingsanzug irgendetwas auf sich. Sokolow ging die Fotoserie noch ein paarmal durch, bis er es fand: ein Mann, der das Hotel betrat. Er war auf zwei Fotos hintereinander zu sehen. Auf dem ersten schwangen sein nacktes Bein und sein unbedeckter Arm soeben noch ins Bild. Auf dem zweiten nickte er einem lächelnden Pagen zu, der ihm die Tür aufhielt. Der Mann war vermutlich Anfang vierzig, hoch gewachsen, schlank, hatte blondes Haar mit einer kahlen Stelle und trug eine knappe, lockere Shorts und ein eng anliegendes Tank-Top, auf dem ein Triathlon-Logo prangte. Laufschuhe vervollständigten das Ganze. Um die Taille hatte er eine Gürteltasche geschnallt, in deren separatem Flaschenhalter aus schwarzem Netzgewebe eine Wasserflasche steckte.
    Sokolow hatte drei Messer bei sich, von denen eins an der Spitze der Klinge einen nach hinten gebogenen Haken aufwies, mit dem man rasch Stoff durchtrennen konnte. Mit kleinen, nervösen Bewegungen bohrte er es auf mittlerer Schenkelhöhe durch das Gewebe des Trainingsanzugs und schnitt einmal um das Hosenbein herum, sodass dessen größerer, unterer Teil abfiel. Anschließend wiederholte er das Ganze mit dem anderen Hosenbein. Jetzt trug er etwas, wovon er hoffte, dass es als kurze Sporthose durchgehen würde. Mit größter Umsicht entledigte er sich seiner Windjacke, seiner Gurtweste und seines Pistolengürtels, sodass sein Oberkörper nur noch in einem T-Shirt steckte.
    Der Trinkrucksack war eine Tasche aus ballistischem Nylon, etwa von der Größe eines Brotlaibs, mit einer kreisrunden Einfüllöffnung am oberen Ende. Die Öffnung war groß – ungefähr so wie seine Handfläche –, was das Auffüllen erleichterte. Sokolow saugte den Rucksack so leer, wie er konnte, bevor er das Handy der Frau, ihren Ausweis und den größten Teil des Brieftascheninhalts – alles, was zu ihrer Identifizierung beitragen könnte – hineinstopfte. Das belief sich auf ein paar Kreditkarten und Papierstreifen, die nicht viel Platz beanspruchten. Sein kleines Notizbuch und zwei seiner Messer fügte er noch hinzu. Dann zog er den Schlitten von der Makarow ab und warf sämtliche Teile der Pistole mitsamt zwei Ersatzmagazinen, die er an seinem Gürtel getragen hatte, hinterher. Den noch verbleibenden Platz stopfte er mit Geld voll, zum einen, weil er es vielleicht brauchen würde, und zum anderen, weil es den Rucksack aufblähte, als wäre er voll Wasser. Dann schloss er den CamelBak wieder.
    Ordentlich gefaltet, bewahrte er in einer Tasche seiner Gurtweste ein Handtuch auf – eigentlich nur halb so groß wie eine Windel und so fadenscheinig, dass man es zu einem kleinen Päckchen zusammenpressen konnte. Auch das war etwas, das man, wie er gelernt hatte, immer bei sich haben musste. Er zog es aus seinem Fach und steckte es sich in den Hosenbund.
    Seine ganzen anderen Sachen stopfte er in den Müllsack. Er bewegte sich jetzt etwas weniger verstohlen, weil der Kärrner sich auf eine nicht ganz so belebte Straße begeben hatte. Sokolow hatte einen Kabelbinder zurückbehalten, mit dem er jetzt den Müllsack zuzog.
    Er riskierte einen kurzen Blick unter der Plane hervor und sah zweihundert Meter vor ihnen den Hotelturm.
    Selbst wenn seine Joggerverkleidung perfekt war, könnte er nicht einfach unter den

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