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Pistole.
Weil sie aus dem Augenwinkel eine heftige Bewegung wahrnahm, wandte Zula ihre Aufmerksamkeit dem anderen überlebenden Dschihadisten zu, der sich auf eine herrenlose Waffe stürzte. Sie war offenbar dem Mann aus der Tasche gefallen, der mit dem Taxi in Konflikt geraten war.
»Hau ab, jetzt kommt sowieso die Polizei!«, rief Zula.
Csongor machte zwei Schritte zurück an den Rand des Piers, drehte sich dann, gerade als der Dschihadist das Feuer eröffnete, um und sprang hinunter. Im Gegensatz zu dem Taxi erzeugte er ein Platschen.
Zula hörte einen Schritt hinter sich und spürte dann, wie sich etwas Hartes in ihren Nacken drückte. Sie nahm ihr Knie von Jones’ Ellbogen.
»Danke«, sagte Jones, der leicht angeschlagen war, aber rasch wieder zur Besinnung kam. Er hob den Arm und zeigte mit seiner Waffe auf den hingestreckten Taxifahrer und dann in die Richtung, in die Csongor gesprungen war. Dabei rief er einen Befehl auf Arabisch. Der Mann, der als Erster geschossen hatte, nahm ihn respektvoll zur Kenntnis, ging zu dem Taxifahrer hinüber und versetzte ihm lässig einen Schuss in den Hinterkopf. Dann trat er an den Rand des Piers und schaute ins Wasser hinunter.
Eine Reihe knallender Geräusche und der Mann fiel leise über den Rand und verschwand.
»Eisbären und Seehunde«, bemerkte Jones. Er streckte seine an Zula gefesselte Hand nach oben, was ihren Arm einknicken ließ, und griff in ihre stark gekräuselten Haare, die ausgesprochen gut zu packen waren. Mit einer heftigen, ausladenden Armbewegung riss er ihren Kopf herum und schlug ihn mit dem Gesicht auf den Pier, wälzte sich dann auf sie und drückte sie mit seinem Körper in voller Länge auf den Pier. »Ich schütze Sie übrigens nicht«, erklärte er, »Sie schützen mich. Sie wissen, wie Eisbären jagen?«
»Von unten?«
»Sehr gut. Es ist so angenehm, einen gebildeten Menschen um sich zu haben. Ihr Csongor kann gerade durch die Spalten zwischen den Planken sehen. Er wusste genau, wo mein Mann war.«
Der andere Dschihadist, der zu derselben Erkenntnis gekommen zu sein schien, machte jetzt nervöse Bewegungen und schob sich auf das Ende des Piers zu, wo das Schiff wartete und das Wasser tiefer war.
Die Sirenen kamen sehr nah. Jones richtete sich auf seinen Unterarmen auf, was sein beachtliches Gewicht für Zula etwas erträglicher machte, und blickte neugierig den Pier hinunter, ehe er aus irgendeinem Grund auf seine Armbanduhr sah. Blut tropfte aus den Wunden an seinem Kopf und fiel auf die nach oben gewandte Seite ihres Gesichts. Sie drehte sich weg und ließ es seitlich an ihrem Hals hinunterlaufen. Ihr kleiner Finger begann zu pochen. Sie schielte zu ihm hin und sah, dass der Nagel aus seinem Bett gerissen war und nur noch an ein paar Fetzen Nagelhaut hing und dass Blut herausströmte.
Ein Ruck ging durch den Pier unter ihnen. Kurz darauf ertönte von irgendwoher ein massiver Knall. Er war nicht besonders laut, aber man hatte den Eindruck, dass er von einem sehr weit entfernten Ereignis herrührte, das tatsächlich sehr laut gewesen war.
Zula konnte nicht sehen, was die Polizeiautos machten, aber sie wusste, dass sie in der Nähe waren, vielleicht sechzig Meter weit weg. Es waren zwei. Erst schaltete das eine, dann auch das andere die Sirene aus.
Eine halbe Minute lang geschah gar nichts. Jones beobachtete sie nur fasziniert und blickte wieder auf die Uhr.
Dann gingen die Sirenen wieder an, während die Autos in Bewegung kamen. Durch den Dopplereffekt verringerte sich ihre Frequenz und ihre Lautstärke begann abzunehmen.
Die Polizisten fuhren mit hoher Geschwindigkeit von ihnen weg .
»Ein Chaos, losgelassen auf die Welt«, sagte Jones, plötzlich mit einem vornehmen Akzent. Er blickte auf sie hinab, als wäre er völlig überrascht, sie unter sich zu finden. »Der Knall war das Geräusch, mit dem sich ein sehr tapferer Mann geopfert hat. Irgendwo in der Nähe des Konferenzzentrums. Das scheint die Aufmerksamkeit der Polizisten angezogen zu haben. Was natürlich auch so gedacht war. Wir mussten heute ziemlich viel improvisieren. Apropos, Sie und ich werden uns jetzt auf einen ganz und gar nicht improvisierten langen Weg von einem kurzen Pier hinunter machen. Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten und schön mitkommen, werde ich Ihnen erlauben, Ihre Zähne zu behalten.«
Jeremy Jeong verriegelte die Tür zweimal, was Sokolow nur guthieß. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. Dann zog der Asiat seine Sportklamotten aus, ging ins
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