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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Sekunde; danach war ihre Miene angstvoll, entsetzt. »Yuxia! Hau ab! Spring sofort ins Wasser!«
    Yuxia zögerte, ehe ihr klar wurde, dass ihre Freundin ihr vermutlich einen guten Rat gab. In dieser kurzen Zeitspanne war jedoch ein anderer Mann vom Pier aufs Deck gesprungen. Er trug eine Waffe. Auf ein Wort des großen Schwarzen hin nahm er sie in beide Hände und richtete sie auf Yuxia, die er am Lauf entlang anstarrte. Nachdem ihre Blicke sich durch Kimme und Korn getroffen hatten, gab er ihr mit einem leichten Zucken der Waffe zu verstehen, dass sie näher kommen solle. Yuxia hatte immer noch den Gedanken, Zulas Rat zu befolgen, doch da begann der Schiffsmotor zu röhren, und es gab einen Ruck vorwärts, wodurch der Lieferwagen ins Wanken geriet. Als er seitwärts von dem zerquetschten Taxi herunterkippte, blieb Yuxia nichts anderes übrig als sich mit einem Satz zu retten. Der brachte sie nur näher zu dem Mann mit der Waffe, der eine bewundernswerte Konzentration bewies, indem er die nur wenige Meter entfernt in Zeitlupe niedergehende Fahrzeuglawine so gut wie gar nicht beachtete.
    Zu diesem Zeitpunkt stand Yuxia nur zwei Meter von Zula weg, sodass sie einfach zu ihr hinüberging. Zula warf ihr die blutige rechte Faust um die Schultern, und Yuxia schlang beide Arme um Zulas Taille. »Danke«, sagte Zula unter Tränen. »Es tut mir leid.«
    »Mir tut es leid, dass es nicht geklappt hat«, sagte Yuxia.
    Nachdem sich der große Schwarze die Waffe in den Hosenbund gesteckt hatte, griff er in seine Tasche. »Wo Sie beide sich schon so herzlich zugetan sind«, sagte er, einen silbernen Schlüssel hervorholend, »lassen Sie es uns doch offiziell machen.« Er schloss den Metallring um sein rechtes Handgelenk auf, zog Yuxias linken Arm von Zulas Taille weg und ließ die Handschelle um ihn zuschnappen. Jetzt waren die beiden Frauen an ihren linken Handgelenken miteinander verbunden, was, wie sie sofort bemerkten, zur Folge hatte, dass sie nicht in dieselbe Richtung blickten. Wenn eine von ihnen sich vorwärts bewegte, musste die andere rückwärtsgehen, oder sie mussten ihre Arme irgendwie verbiegen und sich Schulter an Schulter fortbewegen. Ihrem Kidnapper war das vollkommen bewusst. Die Handschellenkette mit einer Hand ergreifend, zerrte er sie seitlich am Ruderhaus vorbei zum Heck, wo ein freies Stück Deck im Schatten eines Sonnensegels aus Leinwand lag. Aus einem Werkzeugkasten, in dem er kurz gewühlt hatte, förderte er einen Hammer und einen kräftigen Nagel zutage. Den trieb er ungefähr zur Hälfte in eine Deckplanke, ehe er die beiden Frauen zu sich herunterzog, die Kette unmittelbar neben dem Nagel aufs Deck drückte und so lange auf den Nagel schlug, bis dieser sich über die Kette bog und seinen Kopf tief ins Holz bohrte.
    Nachdem er sie so fixiert hatte, ging Jones wieder nach vorne und half dem Rest der Besatzung – ein halbes Dutzend Männer insgesamt – dabei, erst den Lieferwagen und dann das Taxi seitwärts vom Deck ins Wasser zu schieben. Das Schiff hatte inzwischen in die Mitte des Meeresarms gekreuzt und unmittelbar Kurs auf die große Brücke genommen, die den Verbindungskanal zum Meer überspannte. Während der größte Teil des Meeresarms ziemlich seicht war, schien hier eine Fahrrinne ausgebaggert worden zu sein. Beide Fahrzeuge versanken auf der Stelle und verschwanden in trübem Wasser.
    Über ihnen schienen sämtliche Polizei- und Krankenwagen der Volksrepublik China mit Geheul über die Brücke zu rasen, alle in derselben Richtung und ohne sie im Geringsten zu beachten.
    Während die Männer damit beschäftigt waren, die Fahrzeuge über Bord zu hieven, spürte Yuxia für einen Moment eine leichte Vibration an ihrem Knöchel. Sie griff in ihren Stiefel, holte Marlons Handy heraus und schaute auf das Display, auf dem sie eine SMS fand: STELL DEN KLINGELTON AB .
    Während sie noch darauf starrte, kam eine zweite SMS : ROTE TASTE AN SEITE .
    Sie drehte das Handy um und fand eine kleine rote Taste mit dem Bild einer Glocke, drückte sie und ließ das Handy wieder in ihren Stiefel gleiten.
    Csongor beobachtete die Abfahrt des Schiffs aus einer hockenden Position im seichten Wasser unter dem Pier. Nur sein Kopf befand sich über Wasser. Er spähte hinter einem alten Pfahl hervor. Das rhythmische Wogen der Wellen schaukelte seinen Körper vor und zurück. Er hatte bereits festgestellt, dass es nicht ratsam war, zum besseren Ausbalancieren die Arme um den Pfahl zu legen, denn der war mit

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