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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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unter dem Pier gehockt hatte, hatte sie die ganze Zeit neben ihm getrieben, erst an der Oberfläche, dann jedoch, da sie allmählich volllief, unter Wasser. Er streifte sich den Riemen über den Kopf und warf die Tasche ins Boot, ehe er die Hände auf das Dollbord legte, die Knie beugte und mit einem Satz hineinsprang, indem er kopfüber nach vorne stürzte und betete, das kleine Boot möge nicht einfach umkippen. Es schien kurz davor zu sein, genau das zu tun, richtete sich aber doch wieder auf. Marlon gab etwas Gas, worauf es am Pier entlang- und dann in den Meeresarm hinausächzte. »Runter!«, raunte er. Csongor rutschte von dem vorderen Sitz des Bootes in das schmutzige Wasser, das auf dem Boden herumschwappte. Er fühlte sich immer noch lächerlich exponiert. Doch als er über den Bug vorne hinausspähte, fiel ihm auf, dass er das Schiff der Terroristen gar nicht mehr sehen konnte, was bedeutete, dass er für sie ebenso wenig sichtbar war. Nichts anderes zählte. Wenn sie sich umschauten, würden sie lediglich ein kleines Boot sehen, das von einem Mann mit einer sehr gängigen Art von Hut gelenkt wurde. Breitschultrige Ungarn waren keine zu sehen, es sei denn, Marlon führe sehr dicht an das Schiff heran, was unwahrscheinlich erschien.
    »Hast du das gekauft oder geklaut?«, fragte Csongor in einem Tonfall, der offenbarte, dass ihm das eigentlich egal war.
    »Ich glaube, ich hab’s gekauft«, antwortete Marlon. Er steuerte mit einer Hand und schrieb mit der anderen eine SMS . »Der Besitzer hat nicht viel Putonghua gesprochen.«
    Csongor machte sich mit ein paar Gegenständen auf dem Boden des Bootes vertraut, die mitzunehmen der Vorbesitzer bei dem, was eine außerordentlich hastig und wenig durchdachte Transaktion gewesen sein musste, nicht die Geistesgegenwart besessen hatte. Es gab einen blauen Regenschirm, der so ramponiert war, dass er nicht mehr aufging. Nach einigem Herumprobieren fand Csongor heraus, dass er ihn doch weitgehend öffnen und dazu benutzen konnte, seinen kurz geschorenen Kopf vor direktem Sonnenlicht zu schützen. Zwei Riemen dienten als Ersatzantrieb. Ein Plastikgefäß von der Art, wie man sie in Europa als Joghurtbecher benutzte, war zum Wasserschöpfen gedacht. Da Csongor nichts anderes zu tun hatte, machte er sich damit ans Werk. Er hatte Durst. Sich umblickend stellte er fest, dass Marlon keine Zeit gehabt hatte, für Trinkwasser zu sorgen.
    Nachdem sie einen knappen Kilometer zwischen sich und die Küste von Xiamen gebracht hatten, kniete Jones sich hin und schloss beide Hälften der Handschellen auf. Von irgendwoher wurde ein Verbandskasten gebracht. Jones, der sofort den größten Teil seines Inhalts für sich beanspruchte, drückte sich, von einem Besatzungsmitglied assistiert, eine ganze Anzahl steriler Kompressen seitlich an den Kopf und fixierte sie mit einer Mullbinde zu einem Turbanverband. Mit dem, was übrigblieb, machte Yuxia sich an Zulas kleinen Finger. Zula hatte sich daran gewöhnt, ihn in einer Faust und an den Bauch gepresst zu tragen, sodass es ein schmerzhaftes, blutiges Unterfangen war, die Faust von ihrem Körper abzuschälen und den Finger zu strecken. Wie er schmerzte und blutete, stand in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Schweregrad der Verletzung. Yuxia goss aus einer Flasche Wasser darüber und wusch das Blut ab, das ganz trocken und klebrig geworden war. Der Fingernagel war noch nicht so weit, dass er abging, sodass sie ihn dranließen. Dann wickelten sie eine Mullbinde darum, bis Zulas kleiner Finger ziemliche Ähnlichkeit mit einem klobigen weißen Baseballschläger hatte.
    In der Zwischenzeit bereiteten Männer gleich neben ihnen Tee zu. Zula war jetzt lange genug hier, um alle Elemente des Rituals zu erkennen. Der Tatsache, dass bei der in dieser Gegend üblichen Prozedur viel verschüttet wurde, begegnete man hier mit einem Ofenblech, das aussah, als hätte es einst einem Bereitschaftspolizisten als Schutzschild gedient. Darauf kam ein flaches, mit Löchern versehenes Gestell, auf dem winzige Schälchen standen, kleiner als Schnapsgläser, alt und fleckig. Den Männern auf dem Schiff schien es schrecklich wichtig zu sein, dass Zula eins davon annahm und trank. Also tat sie es. Der erste Schluck Tee erinnerte sie nur daran, wie schrecklich durstig sie war, sodass sie den Rest hinunterkippte; als sie das Schälchen abstellte, wurde es augenblicklich wieder gefüllt. Als Nächste kam Yuxia dran, danach Jones. Anscheinend wurden sie als Gäste

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