Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
Besprechungen, bei denen er als wichtiger Mann agierte, wurde sie nicht eingeladen – und war jedes Mal von der Art fasziniert gewesen, wie er in eine andere Rolle schlüpfte und den Reißverschluss über seiner eigentlichen Persönlichkeit bis oben hin zuzog. Was will dieser Mensch? Inwiefern steht das im Widerspruch, oder auch nicht, zu dem, was ich will? Und doch nie falsch, nie unaufrichtig. Leute konnten das nämlich durchschauen.
    Im Augenblick wollte Jones unbedingt über Sokolow Bescheid wissen. Zwischen den beiden Männern war irgendetwas passiert, etwas, das Jones beeindruckt hatte.
    »Über seinen Hintergrund weiß ich nicht viel, mal abgesehen von den Orden und so …«
    »Orden?«
    »… aber ich habe ziemlich viel mit ihm zu tun gehabt, als wir im Jet nach Xiamen saßen, und dann im sicheren Haus und während wir Jagd auf die Virus-Schreiber gemacht haben.«
    »Halt, halt«, sagte Jones. Bei jeder dieser Enthüllungen waren nämlich seine Augen etwas weiter, sein Blick etwas intensiver geworden.
    Bis jetzt hatte sie die Tatsache noch nicht erwähnt, dass Iwanows Jet in Xiamen stand.
    Gut. Mit dem Beantworten solcher Fragen würde eine weitere Stunde herumgehen.
    Was aber würde passieren, wenn ihr der Stoff ausging?
    Er brauchte nur ihren Namen zu googeln und würde über Richard Bescheid wissen. Dann wäre die logische Konsequenz für ihn, sie gegen Lösegeld als Geisel festzuhalten.
    Nur wusste er bis jetzt ihren Nachnamen noch nicht.
    Der Fluch eines unverwechselbaren Vornamens: Wenn er lediglich »Zula« eingab, zusammen mit dem Namen der Firma, in der sie arbeitete, würde er vermutlich auch etwas finden.
    Allerdings gab es auf dem Schiff kein Internet, und so wie es dort, wohin sie fuhren, aussah, würde sich das in absehbarer Zeit auch nicht ändern.
    »Wollen Sie damit sagen, dass die Russen ein sicheres Haus hatten?«
    »Ja.«
    »In Xiamen?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »In einem …« Zula wollte schon anfangen, das Gebäude zu beschreiben, doch dann drehte sie sich um und blickte zu der Stadt zurück. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon etliche Kilometer hinter ihnen lag, waren die großen Türme im Stadtzentrum deutlich sichtbar. »Der da«, sagte sie. »Der neue, moderne Turm. Geschwungener Grundriss. Oben ragt ein gelber Kran raus.«
    Jones rief nach dem Fernglas. Indem er und Zula es sich hin und her reichten, stellte er sicher, dass er ganz genau wusste, von welchem Gebäude sie sprach.
    Er wollte das Stockwerk wissen. Das gab Zula zu denken, denn während sie durch das Fernglas schaute, fragte sie sich, ob Sokolow wohl dort oben war und gerade aus dem Fenster sah. Brachte sie ihn in Gefahr, indem sie so viel preisgab?
    Andererseits wusste Sokolow ganz genau, dass er in Gefahr war, und traf entsprechende Maßnahmen.
    Es war eine Art, mit ihm zu kommunizieren. Falls Jones Leute in den dreiundvierzigsten Stock dieses Gebäudes schickte, würde Sokolow sich fragen, woher sie die Lage des sicheren Hauses wussten, und vielleicht daraus folgern, dass sie die Information von Zula bekommen haben mussten.
    »Dreiundvierzig«, sagte sie.
    »Beschreiben Sie …«, begann Jones, wurde jedoch durch ein paar Worte des Skippers unterbrochen. Jones hörte zu, nickte, richtete seinen Blick dann auf Zula und machte eine ruckartige Kopfbewegung in Richtung Ruderhaus. »Hier wird’s langsam voll«, sagte er. »Da drinnen würden Sie um einiges weniger auffallen.«
    Zula fragte sich, und das nicht zum ersten Mal, wie kooperativ sie sich eigentlich zeigen sollte. Da Jones aber, wie es schien, ihre Gesellschaft genoss und außerdem Informationen von ihr haben wollte, hatte sie den allgemeinen Eindruck, dass die Lage zwar durchaus ernst, aber nicht völlig verzweifelt war. Über Bord zu springen und loszuschwimmen würde sie sicher noch verzweifelter machen. Jetzt zu kooperieren, könnte größeres Vertrauen zu einem späteren Zeitpunkt bedeuten. Also stand sie auf und begab sich in das beengte, laute und höllisch heiße Innere des Ruderhauses. Eine Minute später bekam sie Gesellschaft von Yuxia. Dort blieben sie für den Rest der Fahrt.
    Zula vermutete, dass das Wort »wimmelnd« geprägt worden sein musste, um Orte wie den Hafen dieser kleinen Insel zu beschreiben. Seitdem war es jedoch dadurch hoffnungslos verwässert worden, dass man es auf Subjekte wie den Verkehr von Manhattan, den Dschungel und Bienenstöcke bezog, von denen keins letztlich das Niveau an Aktivität und Vollgestopftheit erreichte, das Zulas

Weitere Kostenlose Bücher