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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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zu ignorieren oder mich einfach über Bord zu werfen und ertrinken zu lassen, bestünde für sie die einzige Konsequenz darin, dass ihr Leben plötzlich viel einfacher und sicherer wäre. Selbst wenn ich also der Typ Mann wäre, der Ihren Versuch von vor ein paar Minuten, mich in den Kopf schießen zu lassen, vergeben und vergessen könnte, müsste ich ein ziemlicher Idiot sein, wenn ich mir gestatten würde, von diesen Männern bei einer solchen Demonstration von Schwäche gesehen zu werden. Es ist nicht das, was einem Mann im Umfeld der Herzlosen Insel Respekt und Einfluss verschafft, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Zula wollte nicht zugeben, dass sie das durchaus verstand, stellte aber fest, dass sie seinem Blick nicht länger standhalten konnte, und sah stattdessen Yuxia an. Qian Yuxias Gesicht war ruhig und ausdruckslos geworden, sie erwiderte Zulas Blick nicht. Zula vermutete, dass sie für sich bereits eine Korrektur dessen vorgenommen hatte, wie Jones das Umfeld der Herzlosen Insel beschrieb.
    »Deshalb«, schloss Jones, »wird die Sache jetzt unschön. Nicht dass sie schon einmal schön war. Im Lauf der Reise werden Sie sich aber vielleicht Gedanken machen, wie Sie dafür sorgen können, dass sie nicht völlig außer Kontrolle gerät. Ich würde vorschlagen, Schluss mit Mut oder Mumm oder was für ein Etikett Sie Ihrem Verhalten vorhin auf dem Pier auch immer anheften möchten, und eine entscheidende Wende hin zum Islam : was Unterwerfung bedeutet. Nur so ein Gedanke.«

Olivia, die privilegierte Frau aus dem Westen, war empört über die lange Zeit, die sie in dem Krankenhaus warten musste. Meng Anlan, die abgebrühte chinesische Städterin, fragte sich, wen sie wohl bestechen müsste, bis ihr einfiel, dass sie ja gar kein Geld hatte. Wichtiger noch, keinen Ausweis, die unabdingbare Voraussetzung chinesischen Menschseins. Auch keine Beziehungen, die sie ins Feld führen könnte. Sie könnte ihren Onkel Binrong dazu bringen, sich mit dem Verwaltungsleiter des Krankenhauses verbinden zu lassen und ihn eine Weile anzubrüllen; doch Meng Binrong als fiktive Figur mit Londoner Hintergrund besaß hier auch keinen Einfluss, und im Augenblick standen vermutlich eine Menge Leute in der Schlange, die Lust hatten, den Verantwortlichen hier ein paar unangenehme Dinge zu sagen.
    Mit der Zeit erkannte die Meng Anlan in ihr allmählich, dass hier eine ganz einfache Logik am Werk war: Sie war vor mehreren Stunden verletzt worden, und eigentlich ging es ihr gut. Die Wunde – eine zwei oder drei Zentimeter lange Platzwunde an ihrem Schädel, ein ganzes Stück über dem Haaransatz – hatte aufgehört zu bluten. Sie hatte Kopfschmerzen, was womöglich auf eine leichte Gehirnerschütterung hindeutete, aber keine verschwommene Sicht, keine kognitiven Defizite. Vielleicht ein bisschen Gedächtnisschwund um die Zeit herum, als sie sich plötzlich an die Wand eines verwüsteten Büros gepresst wiedergefunden hatte. Allerdings musste das gar nicht unbedingt Gedächtnisschwund sein; vielleicht spiegelte es nur die Tatsache wider, dass Explosionen sich in der realen Welt, anders als in Filmen, sehr schnell vollzogen, einem Kamerablitzlicht gleich.
    Ihr kam in den Sinn, dass sie einfach aufstehen und gehen könnte, ohne sich um irgendeine medizinische Behandlung zu bemühen – was offensichtlich auch der Hoffnung des überlasteten Personals entsprach.
    Das einzige Hindernis bestand allerdings darin, ihr Vorhaben den beiden verbliebenen Bauarbeitern begreiflich zu machen, die die ganze Zeit bei ihr ausgeharrt hatten. Sie schienen sich irgendwie verpflichtet zu fühlen, das Abenteuer zu einem befriedigenden Ende zu bringen – eine Geschichte, die sie am nächsten Tag ihren Kollegen erzählen könnten. Oder hofften sie vielleicht auf eine Belohnung? Schließlich fand sie einen Weg, beiden Erfordernissen zu genügen, indem sie sich die Namen und Telefonnummern der beiden aufschrieb, sich ein wenig Bargeld für das Fährticket von ihnen lieh und ihnen versprach, es bei nächster Gelegenheit zurückzuzahlen, zusammen mit einem kleinen Extra für ihre Mühe. Dagegen erhoben sie Protest, doch Olivia mutmaßte, dass sie es nicht ablehnen würden.
    Danach schwatzte sie einem Krankenpfleger in einer unglaublichen Feilsch-Kraftprobe auf dem Krankenhauskorridor eine Mullbinde ab, wobei sie als Hauptargument anführte, falls man sie ihr gäbe, würde sie auf der Stelle verschwinden und sie nie wieder belästigen.
    Auf der Toilette wusch

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