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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Kabine verfügte über ein einziges Bullauge, das eine Viertelstunde nach ihrer Ankunft kurzerhand verdunkelt wurde, indem man einfach ein Stück Papier von außen dagegenklebte. Das klirrende Geräusch, mit dem das Öffnen und Schließen der Tür vonstattenging, bedeutete für Zula, dass die Luke von außen mit einer Kette verriegelt wurde. In einem wortlosen, irgendwie rührenden Akt der Ritterlichkeit öffnete jemand die Tür und reichte ihr einen Eimer. Yuxia war auch an Bord gebracht worden, aber Zula hatte keine Ahnung, wo sie war oder was ihr gerade widerfuhr.
    »In der Bar gibt es Wodka.« Das sagte die Agentin Olivia auf Russisch. Sokolow nahm inzwischen wegen ihres Akzents und ihrer lockeren Einstellung zum Ausschank alkoholischer Getränke an, dass sie Britin war.
    »Danke, aber ich bin ein Russe mit etwas ausgefallenen Angewohnheiten und werde diese Gelegenheit, mich zu betrinken, nicht ergreifen.«
    Sie brauchte ein Weilchen, um diesen Satz zu begreifen, erfasste aber das Wesentliche. Ihr Russisch war vielleicht etwas besser als sein Englisch. Sie würden zwischen beidem hin und her springen und einander ins Gesicht schauen müssen.
    »Ich werde jede Gelegenheit ergreifen, die sich mir bietet«, antwortete sie und ging hinüber zur Bar – in Wirklichkeit ein Schränkchen mit ein paar Flaschen drin – und holte eine Flasche Jack Daniel’s heraus.
    »Sie sollten sich nicht betrinken«, sagte er, »weil bald weiteres Handeln notwendig sein könnte.«
    Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, gab zu erkennen, dass sie nur mit Mühe vermied, ihm ins Gesicht zu lachen.
    Wo hatte er einen Fehler gemacht?
    Als er annahm, sie würde ihm vertrauen.
    Es war eine logische Annahme. Wenn die Agentin Olivia erfahrener wäre, wüsste sie sofort, dass ihm zu vertrauen der richtige Schritt war. Sie konnte ihm vertrauen, weil er richtig in der Scheiße saß und darauf angewiesen war, dass sie – eine chinesisch aussehende Person, die als Einheimische durchgehen konnte – ihm half.
    Warum dann kein Vertrauen?
    Weil er in einem besonders schwierigen Moment durch ihr Bürofenster gekracht war, ein Sturmgewehr auf sie gerichtet hatte und dann, vermutlich, in ihre Wohnung eingebrochen war.
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«, fragte sie.
    »Plan D«, sagte er auf Englisch.
    »Und was ist Plan D?«
    »Der vierte Plan, den ich probiert habe. Er hat mich den ganzen Nachmittag gekostet.«
    Er hätte ihn erläutern können, aber es war idiotisch, über Dinge aus der Vergangenheit zu diskutieren, wo sie eigentlich über die Zukunft sprechen mussten.
    Dennoch blickte sie ihn über den Rand ihres Whiskeyglases böse an.
    Eins nach dem anderen zauberte er nun aus den Taschen von Jeremy Jeongs Anzug ihren Ausweis, ihr Handy, ihren Schlüssel und ein paar andere Sachen hervor und legte sie auf die Küchentheke. Jedes Mal gab Olivia einen kleinen Überraschungs- und Entzückensschrei von sich. »Zum Beweis, dass ich nicht verdammtes Arschloch bin«, erklärte er.
    Sie stürzte sich erst einmal auf ihr Handy und ging ins Menü »Letzte Anrufe«, um zu sehen, ob Sokolow so dumm gewesen war, es zu benutzen. Die Antwort lautete Nein, wie er ihr hätte sagen können.
    »Das ist riesig«, sagte sie, ließ ihre Handfläche auf den Ausweis klatschen, nahm ihn von der Theke und steckte ihn ein.
    »Name auf Karte ist nicht Olivia?«
    »Name auf Karte ist Meng Anlan.«
    »Ah.«
    »Sie können also gar kein Chinesisch lesen.«
    »Genau.«
    »Wie sind Sie denn überhaupt hierhergekommen? Ach egal. Plan D.« Immer noch ein ständiger Wechsel zwischen Russisch und Englisch. Sokolow merkte, dass sie ihr Russisch in einem akademischen Umfeld gelernt hatte, mit Abstraktionen und formaler Satzstruktur besser zurechtkam und keine Ahnung von Umgangssprache hatte.
    »Sie haben die Dschihadisten observiert?«, fragte er. »Oder die Hacker, die in der Wohnung über ihnen gewohnt haben?«
    »Die Dschihadisten.«
    »Der Name des Anführers? Des Negers?«
    »Abdallah Jones.«
    Sokolow nickte. Er hatte von Jones gehört, sein Foto in Zeitungsartikeln gesehen.
    »Sie sind beim MI 6 angestellt?«
    Sie bemühte sich sichtlich, eine undurchdringliche Miene zu bewahren, ehe ihr deren Nutzlosigkeit klar zu werden schien, und sie nickte.
    »Hat der MI 6 ein Notrückholverfahren?«
    »Hilfsquellen«, berichtigte ihn Olivia, »auf die er zurückgreifen könnte. Um ein solches Verfahren zu improvisieren.«
    Das klang für ihn nach einem Verfahren. »Wie leiten Sie dieses

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