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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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sein ganzes Konzentrationsvermögen aufbieten müssen, um es im Blick zu behalten und nicht vor dem Hintergrund zahlloser anderer Schiffe aus den Augen zu verlieren.
    Doch da die Terroristen ihre Geschwindigkeit natürlich umso mehr gedrosselt hatten, je näher sie ihrem Ziel kamen, war es Marlon und Csongor schließlich gelungen aufzuholen. Dem Schiff zu folgen war etwas einfacher geworden, erst recht, als es einen Bogen um einen Großteil des Wirrwarrs im Hafen beschrieb und längsseits eines Fischerboots festmachte, das abseits von der Vielzahl der anderen ankerte.
    Csongor war sich nicht ganz sicher, dass er es während dieser bangen Minuten nicht vor lauter Verwirrung verloren hatte, sodass er mit allmählich zunehmender Erleichterung die beschädigten Deckplanken, die zertrümmerten Transportpaletten und bestimmte andere Erkennungszeichen ausmachte, die er sich im Lauf der ersten paar Minuten der Verfolgung eingeprägt hatte.
    Woraufhin ihnen der Sprit ausgegangen war und sie die Riemen hatten hervorholen müssen.
    Den restlichen Teil des Tages hatten im Wesentlichen ausgesprochen wichtige und dennoch schrecklich banale Dinge wie die Beschaffung von Wasser und Essen in Anspruch genommen. Ohne Csongor hätte Marlon es einfacher gefunden, aber auch nicht ganz einfach. Einfacher, weil er nicht die Anwesenheit eines kräftigen weißen Mannes bei ihm im Boot hätte erklären müssen. Aber auch nicht ganz einfach, weil es den Küstenbewohnern dieser kleinen Insel ins Auge gesprungen wäre, dass Marlon beim besten Willen kein Bootsmensch sein konnte. Wäre er in einem glänzenden neuen weißen Fiberglasflitzer aufgekreuzt, hätten sie ihn als Neureichen mit seinem frisch erstandenen Spielzeug abgestempelt und seinen offenkundigen Mangel an seemännischen Fähigkeiten nicht weiter beachtet. Stattdessen saß er in einem alten und, um es freundlich auszudrücken, gut eingefahrenen Arbeitsboot, das überhaupt kein Recht hatte, über das offene Wasser von Xiamen hierherzufahren. Die einfachste Erklärung für diese Kombination von Hinweisen lautete, dass Marlon das Boot von einem ehrlichen Fischer in Xiamen gestohlen hatte und jetzt auf der Flucht vor der Justiz war.
    Da das alles augenfällig gewesen war, hatten sie davon abgesehen, das Boot einfach in den vollsten Teil des Hafens zu steuern. Stattdessen hatten sie es, obwohl sie schon unter ihrem Durst und dem allgemeinen Gefühl litten, am Ende ihrer Kräfte zu sein, abwechselnd in einem weiten Bogen um die Insel gerudert und hatten nach einem weniger offensichtlichen Anlegeplatz Ausschau gehalten. Auf dem Weg dorthin hatten sie das Fischerboot, an dem das Schiff der Terroristen festgemacht hatte, umfahren, wobei sie sich ihm nie mehr als ein paar Hundert Meter genähert und versucht hatten, es nicht direkt anzustarren. Es hatte ohnehin nichts zu sehen gegeben. Zwei Männer waren durch die Fenster auf der Brücke zu sehen gewesen, zwei weitere hatten auf dem Hauptdeck gleich hinter den Aufbauten herumgelungert, aber abgesehen davon hatte nichts darauf hingewiesen, dass dieses Schiff mit irgendjemand anderem als ganz normalen Fischern besetzt war.
    Während ihres endlosen Herankriechens an die Insel war ihnen klar geworden, dass sie die Form eines Hundeknochens haben musste, da es an jedem Ende einen mit dunkelgrüner Vegetation bewachsenen Hügel gab und die Stadt sich über den Sattel dazwischen erstreckte. Ihre Achse verlief grob in Nord-Süd-Richtung, und die Schiffe der Terroristen lagen nahe dem südlichen Ende des Hafens vor Anker, wo die Flöße aus miteinander vertäuten Fischerbooten sich in Gittern aus schwimmenden Fischfarmen verloren. Während sie südwärts krochen, hörte die Stadt plötzlich auf zu existieren und machte einem unwirtlichen Gelände Platz, in dem altes, verwittertes braunes Sedimentgestein sich aus dem Wasser erhob, um auf den unteren schrägen Flächen von olivgrauen Sukkulenten und weiter oben von einer schmuddeligen Matte aus grünschwarzer tropischer Vegetation kolonisiert zu werden. Csongor machte eine Bemerkung über die ihm seltsam erscheinende Tatsache, dass in China manche Gegenden unglaublich bevölkert, andere wiederum völlig unbewohnt waren, ohne dass es etwas dazwischen gegeben hätte. Marlon dagegen wunderte sich, dass irgendjemand das bemerkenswert finden konnte. Wenn eine Gegend schon bewohnt wurde, dann auch so intensiv wie möglich, während unzivilisierte Gegenden von jedem vernünftigen Menschen gemieden

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