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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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dass es sie fast verrückt machte. Wörter, die sie eindeutig wahrnahm, waren die für Flugzeug und Flughafen, was das kleine Mädchen in ihr entzückte (Juhu, wir verreisen!), auch wenn ihr Großhirn all die schlimmen Dinge auflistete, die passieren konnten, wenn Leute wie Jones in die Nähe von Düsenflugzeugen kamen.
    Sie war ziemlich sicher, auch das Wort für »Russe« gehört zu haben. Allerdings war es schwierig, wirklich etwas auszumachen, da all diese Gespräche in gedämpftem Ton geführt wurden und jeder, der die Stimme auf normale Lautstärke hob, mit funkelnden Blicken bedacht und zum Verstummen gebracht wurde.
    Jetzt schien eine Art Einteilung stattzufinden. Zula war aufgefallen, dass manche von Jones’ Leuten eher etwas Orientalisches an sich hatten und das Arabische der ihr unbekannten Sprache vorzogen, die die eher chinesisch aussehenden Männer untereinander benutzten. Letztere blieben zurück, während Erstere Plätze auf dem kleineren Schiff einnahmen.
    Auf eine Weise, die jedem vertraut ist, der schon einmal ein Auto für einen größeren Familienausflug gepackt hat, folgten auf gut gelaunten Trubel erst Ungeduld, dann grimmige Ultimaten, schließlich unbedachte Spontanentscheidungen. Am Ende wurden die Leinen losgemacht und das kleinere Schiff begann davonzufahren.
    Nachdem er offenbar Khalid beauftragt hatte, den Skipper herumzukommandieren und überhaupt den Laden zu schmeißen, löste sich Jones von der Hauptgruppe und setzte sich neben Zula. »Vorhin«, sagte er, »hatte ich nach einer Möglichkeit gesucht, Ihnen begreiflich zu machen, dass Sie unter Männer geraten sind, die junge Frauen zur Strafe für falsche Verhaltensweisen gern zu Tode steinigen.« Dabei wies er mit dem Kopf auf Khalids Leute, die sich darangemacht hatten, die ganze Ausrüstung, die sie an Bord gebracht hatten, durchzusehen und umzupacken. »Aber das haben Sie vermutlich schon geahnt.« Er drehte sich um und sah sie strahlend an. »Dann ist mir noch etwas über Khalid eingefallen. Sie wissen, welcher das ist?«
    »Der, der mich gerade wütend anstarrt?«
    Jones folgte ihrem Blick. »Ja, der.« Dann wandte er sich wieder Zula zu. »Als Khalid gegen die Kreuzzügler in Afghanistan kämpfte …«
    »Was heißt das? Ritter mit einem rotem Kreuz auf dem Schild?«
    »In diesem Fall die Amerikaner«, sagte Jones. »Er und seine Leute waren für eine Weile aus einem Bezirk vertrieben worden, den sie etliche Jahre unter Kontrolle gehabt hatten. Die Amerikaner besetzten ihn und fingen an, ihm ihre Kultur überzustülpen. Dinge änderten sich. Eine Schule für Mädchen wurde eröffnet.«
    »Lassen Sie mich raten – das passte Khalid nicht?«
    »Überhaupt nicht. Es gab jedoch nichts, was er tun konnte, außer, das Ganze von den Hügeln herunter zu beobachten und zu warten, bis seine Zeit gekommen war. Allerdings hinderte ihn und andere Mitglieder seiner Gruppe nichts daran, sich immer wieder zu Spionagezwecken in die Stadt zu begeben. Dann verkleideten sie sich – Das wird ihnen gefallen! –, indem sie Burkas überzogen, sodass die Leute sie für Frauen hielten. Nun hatte Khalid neben der Mädchenschule noch viel anderes zu bedenken, aber das ein oder andere Mal war auch er bei solchen Aktionen dabei. Zwei Männer auf einem Motorroller, der eine am Steuer, der andere mit einer Quetschflasche voll Säure. Sie warten bis sie eine Gruppe Mädchen auf dem Weg zur Schule sehen, fahren hinter ihnen her, zielen auf ihre Gesichter – spritz, spritz …« Jones stellte pantomimisch dar, wie er mit einer imaginären Spritzflasche auf Zulas Gesicht zielte, während sie versuchte, nicht zurückzuweichen. »Manche von ihnen hat das abgeschreckt. Und die Giftgasattacke hätte fast zur endgültigen Schließung der Schule geführt. Doch die Lehrerin war eine starke Frau. Unerschütterlich. Nicht kleinzukriegen. Die Art von Frau, von der Sie nur träumen, Zula. Und so machte die Schule trotz größter Anstrengungen von Khalids Seite mit viel Unterstützung durch die Amerikaner weiter. Schließlich beschlossen aber die Amerikaner, wie sie es immer tun, dass sie die Gegend hinreichend befriedet hatten und es leid waren, ihre jungen Männer einen nach dem anderen von Heckenschützen und improvisierten Sprengvorrichtungen dahingerafft zu sehen. So erklärten sie die Aufgabe für erledigt und verließen diese Stadt. Wissen Sie, was Khalid dann gemacht hat?«
    »So, wie Sie die Geschichte erzählen«, antwortete Zula, »muss ich annehmen, dass er

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