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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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stand auf, nahm die Pistole aus seiner Tasche, überprüfte sie und begann, hinten um die Aufbauten herumzugehen.
    Marlon holte eine der Blendgranaten aus der Hosentasche und schob seinen Finger durch den Ring. Dann schlich er immer dicht am Schott vorne an den Aufbauten entlang und spähte um die Ecke. Vielleicht drei Meter weiter hinten schien Licht aus einer offenen Luke. Auf der Laufplanke davor standen zwei Männer, ein kräftiger und ein kleinerer, und sahen hinein. Die Miene des Kräftigeren verdüsterte sich, und er ging rasch über die hohe Schwelle in die Kabine. Kaum war er aus dem Weg, hatte Marlon freie Sicht bis zum Heck und konnte dort Csongors massige Gestalt erkennen.
    Marlon ging nach hinten, Csongor nach vorne. Der kleinere Mann, der immer noch draußen auf dem Gang stand, bemerkte zuerst Marlon, worauf sein ganzer Körper von einer Art Krampf erfasst wurde. Er konnte nichts dagegen machen, der Anblick eines Fremden auf seinem Schiff versetzte ihn unwillkürlich in Erstaunen. Marlon hob die Hand und zeigte mit bedeutungsvoller Miene auf Csongor. Der Mann drehte sich in die angegebene Richtung und sah, wie Csongor eine Pistole hob und auf sein Gesicht zielte. Während der arme Kerl auf diese Weise abgelenkt war, zog Marlon den Stift aus der Blendgranate – was erstaunlich schwierig war –, beugte sich vor und warf sie in die Kabine. Dann bemerkte er, dass die Tür nach außen aufging, gab ihr einen Schubs, sodass sie zufiel, und lehnte sich gerade noch rechtzeitig an, um zu spüren, wie die Vibration eines mächtigen Donners sein Gesäß durchdrang und eine Welle von heißer Luft und zerschmettertem Glas ihm an den Hinterkopf schlug.

Sokolow hatte eine Schlüsselkarte, mit deren Hilfe er einen Aufzug hätte rufen können, aber womöglich befanden sich die Dschihadisten, den Blick auf die Anzeigetafel gerichtet, unten in der Eingangshalle. Sie würden mitbekommen, dass einer der Aufzüge sich in Bewegung setzte und auf 43 anhielt. Dann könnten sie Sokolow einfach töten, sobald die Tür aufging. Also nahm er stattdessen die Treppe, genau wie Zula es tags zuvor getan hatte. Er nahm sie im Laufschritt, sprang über Geländer und stieß sich an Wänden ab. Dennoch bewegte er sich verdammt viel langsamer als diese Typen im Fahrstuhl.
    In der Befürchtung, der Notausgang könnte bei Benutzung einen Alarm auslösen, wagte er es mit der Tür zur Eingangshalle, die er zunächst nur einen Spalt öffnete, um einen möglichen Hinterhalt ausschließen zu können. Es war niemand zu sehen.
    Sie konnten sich auch draußen hinter den Pflanzen versteckt halten, aber wenn sie wirklich wussten, dass er hier war und ihm auflauern wollten, hätten sie es anders angestellt. So ging er unerschütterlich aus dem Gebäude hinaus, die Auffahrt hinunter und auf die Straße. Den knappen Kilometer bis zu den Fährterminals legte er joggend zurück, wobei er den ganzen Weg über nach den Dschihadisten Ausschau hielt, aber nichts entdeckte.
    Am Gulangyu-Terminal lag eine Fähre, in die gerade Passagiere einstiegen. Sokolow machte einen weiten Bogen um sie, wich Straßenlaternen aus und begab sich zu einem kleineren, tieferen Dock ganz in der Nähe, wo mehrere Speedboote festgemacht hatten, deren Fahrer rauchend und schwatzend herumsaßen. Diese schnellen Wassertaxis für betuchte Passagiere hatten Sokolow interessiert, seit er in Xiamen angekommen war.
    Auf dem Weg hierher hatte er auf der CamelBak-Bank einen größeren Betrag abgehoben. Er ließ die Fahrer das Bündel magentaroter Scheine in seiner Hand sehen. Das erregte ihre Aufmerksamkeit, allerdings nicht in wohlwollender Weise. Es machte sie nervös und misstrauisch. Mit ihrem Gefühlszustand konnte Sokolow sich jetzt aber nicht befassen. Er deutete mit dem Kopf in Richtung Wasser und sagte: »Gulangyu.«
    Einer der Bootsleute war etwas schneller als die anderen; auf seinem Boot landete Sokolow schließlich. Es war eine Art kleines Sportboot, wie man sie zu Millionen weltweit auf Seen und Flüssen sah: ein offener weißer Flitzer aus Fiberglas mit einem großen Außenbordmotor am Heck, in dem vielleicht sechs Leute bequem sitzen konnten. Orangefarbene Rettungswesten waren, vermutlich irgendeiner Vorschrift entsprechend, in einem offenen Behälter verstaut, und leicht bekleideten Passagieren, die von plötzlichen Wolkenbrüchen überrascht wurden, standen Plastikregenumhänge zum Wegwerfen zur Verfügung.
    Die Fähre hatte bereits abgelegt. Zu dieser nächtlichen Zeit

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