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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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versucht, sich einen Plan C auszudenken, um in ihre Wohnung zu gelangen, nachdem die Pläne A und B ihn unzumutbaren Risiken ausgesetzt hätten, entdeckt zu werden.
    Nun wusste er also, wo er war und wohin er gehen musste: eine Straße hinauf, die sich nach links gabelte. Doch genau hier kam ihm, die ganze Straßenbreite ausfüllend, eine Gruppe von sechs jungen Männern entgegen, die ganz offensichtlich einiges getrunken hatten und sich jetzt gemütlich zum Fährterminal begaben. Sie waren in dem aufgekratzten und geselligen Stadium der Trunkenheit, in dem man jeden, den man sah, anquatschte und auf eine Weise, die sich freundlich gab, in Wirklichkeit aber ziemlich aggressiv war, versuchte, ein Gespräch mit ihm anzufangen. Einer von ihnen hatte Sokolow, der mit seinem rasierten Schädel und dem Plastikumhang auf absurde Weise auffällig aussah, bereits erblickt und zeigte ihn einem Gefährten. Sokolow nahm die andere Abzweigung und legte, sobald er für sie außer Sicht war, für die nächsten hundert Meter einen Spurt ein, um auch aus ihrer Rufweite zu entkommen.
    Zu seiner Linken öffnete sich eine Gasse, in die er einbog. Während er ihr zu dem hoch aufragenden Hotel folgte, sah er allmählich Orientierungspunkte, die er kannte. Nachdem er eine von großen alten Bäumen überspannte Steintreppe hinaufgerannt war, stieß er auf eine etwas breitere Straße, die an Olivias Haus vorbeiführte. Genau da standen zwei alte Damen, die noch einen Spaziergang machten und Sokolow anstarrten, als wäre er ein Seidenaffe aus dem Zoo. Er nickte ihnen höflich zu und wandte sich in die Richtung von Olivias Haus. Aus einem Tor traten zwei junge Frauen heraus und verfolgten ihn ein kurzes Stück die Straße hinauf, wobei sie kicherten und Fotografiergesten nachahmten. Sie wollten ein Foto von ihm machen, um es ihren Freundinnen zu zeigen. Er lehnte das Angebot ab und beschleunigte seinen Schritt.
    Er musste raus aus diesem verfluchten Land, jetzt .
    Dann war er da. Der Eingang zu dem Grundstück, auf dem Olivias Haus stand, unverwechselbar aufgrund eines Baums, der oben auf der angrenzenden Mauer Wurzeln geschlagen und seine bizarren, wie hingeschmolzenen Glieder über das ganze Gemäuer ausgebreitet hatte, immer auf der Suche nach richtiger Erde zum Wachsen, womöglich auch nach Zuflucht vor den unermüdlichen Aufmerksamkeiten von drei verschiedenen Arten blühender Kletterpflanzen, die ihn als Rankgerüst benutzten. Sokolow blickte aufmerksam in alle Richtungen, sah aber nichts Unerwünschtes. Durch das Tor betrat er den von einer Mauer eingefassten Garten, der das Gebäude umgab.
    Das Haus war in einem grundsätzlich europäischen Stil erbaut, so wie die einheimischen Handwerker, die sein damaliger Besitzer vor hundert Jahren hatte beauftragen können, ihn eben interpretiert hatten. Irgendwie klassisch, mit einer Reihe von vier spindeldürren Säulen, die eine Veranda trugen, und darüber einem Balkon. Vor Sokolow auf der Veranda zeichneten sich gegen das Licht aus dem Hauseingang die Silhouetten von vier Männern ab, die das Haus auskundschafteten, über Handy telefonierten. Die Köpfe hierhin und dorthin schnellen ließen. Sokolow, der sich wie ein kleines Kind bei irgendeinem lächerlichen Spiel vorkam, trat hinter einen Baum, damit sie ihn, wenn sie sich nach hinten umdrehten, nicht entdeckten. Es war elend lange her, seit er sich zuletzt hinter einem Baum hatte verstecken müssen, und das wertete er nicht gerade als besondere professionelle Leistung.
    Einer der vier Männer hatte eine ausgebeulte, schlecht sitzende Uniform an.
    Sokolow ging in die Hocke und spähte durch einen Busch.
    Der Mann in Uniform stieg die Stufen hinauf und bahnte sich seinen Weg durch eine von vier nebeneinanderliegenden Holztüren, deren Glasfenster durch Eisengitter geschützt waren. Jenseits davon befand sich ein großzügiger Eingangsbereich, zu Zeiten, als das Haus die Villa eines bedeutenden Geschäftsmanns war, vermutlich eine Diele. Dieser war in seiner jetzigen Ausprägung mit Briefkästen sowie ein paar Bänken und niedrigen Tischen ausgestattet worden. Mehrere Innentüren trennten diesen Bereich von der Treppe, die zu den verschiedenen Wohnungen führte, aber Sokolow wusste von seiner eigenen Erkundung, dass diese nicht verschlossen waren. Das Gebäude war überhaupt nicht gesichert; das einzige Schloss zwischen diesen Männern und dem Inneren von Olivias Wohnung war das an ihrer Tür.
    Nachdem die anderen drei Männer sich ein

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